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Deutliches Wachstum bei deutscher Musikindustrie
Streaming verdrängt CDs

Anfang des Jahrtausends gab es steile Sorgenfalten in der Musikindustrie - inzwischen wächst die Branche stetig. Ein Hauptgrund dafür ist das Streaming. Auch bei klassischer Musik sehe man diese Entwicklung - wenn auch langsamer, sagt Florian Drücke, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Musikindustrie.

Florian Drücke im Gespräch mit Maja Ellmenreich | 11.07.2019
Florian Drücke, Geschäftsführer vom Bundesverband Musikindustrie e.V. vor einem unscharfen Regal voller Tonträger.
Florian Drücke, Geschäftsführer vom Bundesverband Musikindustrie e.V. (BVMI / Markus Nass / dpa / picture-alliance)
Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichnet die Musikbranche durch Audio-Streams, CD-Verkäufe, Downloads und Vinyl im vergangenen Halbjahr insgesamt 7,9 Prozent mehr Einnahmen. Hauptverantwortlich für den Aufschwung sei vor allem das Streaminggeschäft, welches jetzt erst so richtig in Deutschland ankomme, betont Florian Drücke im Dlf. Streamingplattformen würden immer mehr Menschen dadurch in ihrer Nutzungswelt abholen, dass Millionen von Songs jederzeit verfügbar seien. Gleichzeitig gebe es aber nach wie vor auch viele "Jäger und Sammler, die die CD oder die Schallplatte lieben und hochhalten". Der Markt befinde sich in einem Prozess der Verschiebung.
Diversifizierung des Marktes erreicht die Klassik
Der Umsatzentwicklung der Branche komme das sehr zugute. Während Anfang des Jahrtausends Umsatzeinbrüche von um die 40 % gemeldet werden mussten, seien die letzten Jahre für die Musikfirmen von Stabilität geprägt gewesen. Drücke weist darauf hin, dass die Künstlerinnen und Künstler von den "erheblich steigenden Einnahmen" ebenfalls profitierten.
Der Musikindustrie sei es im Streamingmarkt wichtig, dass die Musik mit einem wirtschaftlichen Wert versehen sei, so der Verbandsvorsitzende. Wenn neue Streaminganbieter in einem Markt mit großer Konkurrenz versuchten, sich gegenseitig preislich zu unterbieten, müsse man daher sehr vorsichtig sein. Doch die Existenz verschiedener Anbieter an sich sei wichtig. Sie fördere einen kreativen Wettbewerb um die Aufmerksamkeit der Hörer und helfe bei der Diversifizierung.
Auch Vinyl und CD leben weiter
Auch im Bereich der klassischen Musik steigen die Streamingzahlen. Dabei spielten neue Streamingplattformen, die teilweise verstärkt auf klassische Musik setzten, eine zunehmende Rolle, sagt Drücke. Die Musikindustrie versuche ebenfalls mit hohem Aufwand, beispielsweise durch die Einspeisung von Metadaten, das Auffinden von Klassik für die Nutzer zu erleichtern: "Insofern können wir feststellen, dass sich Klassikhörer auch immer mehr in Richtung Streaming orientieren. Aber natürlich: Wenn man sich Altersgefüge und Nutzungsverhalten anschaut, dann ist es immer noch ein sehr physisch geprägtes Marktsegment."