Es ist große Pause am Saarbrücker Ludwigsgymnasium. Schülerinnen und Schüler bevölkern die Flure, draußen herrschen Minusgrade. Mitten drin Rozenn. Die 21 jährige Bretonin ist seit Herbst in Deutschland und leistet ein freiwilliges soziales Jahr ab.
"Diese Jahr ist zum Denken und am Ende dieses Jahres muss ich mir darüber klar werden, wie es dann weiter geht, das habe ich meiner Mutter versprochen."
Deutsch-französisches Jugendwerk arbeitet erfolgreich
Rozenn gehört zu den tausenden jungen Franzosen und Deutschen, die auf der Suche nach Orientierung das Angebot des Deutsch-Französischen Jugendwerkes nutzen. Der Aufenthalt im Nachbarland wird mit etwa 500 Euro monatlich unterstützt. 100 Euro gibt es vom Saarland oben drauf. Sie sei angekommen und fühle sich aufgenommen in Deutschland. Die Arbeit mit Kindern liege ihr, das habe sie inzwischen festgestellt.
"Ich helfe der Lehrerin, helfe mit dem Unterricht und helfe bei der Prononciation. Wenn sie einen Text lesen, dann machen die Schüler viele Fehler und ich arbeite in der Nachmittagsbetreuung und helfe den Schülern bei den Hausaufgaben auf Französisch."
Das Deutsch–Französische-Jugendwerk zählt zu den erfolgreichen Errungenschaften des ersten deutsch-französischen Vertrages. Er wurde 1963 vom französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer im Élysée Palast in Paris unterzeichnet.
"Wir haben versucht, den Franzosen zu zeigen, dass wir auch gute Nachbarn sein könnten."
Erlahmtes Interesse
Die Aussöhnung ist geglückt und die deutschen Nachbarn werden überwiegend Wert geschätzt in Frankreich, wie aktuelle Umfragen belegen. Aber das Bemühen einander besser zu verstehen, ist weitgehend erlahmt. Das zeigt sich auf großer politischer Bühne ebenso wie im täglichen Klein-Klein an den Grenzen. Und hier setze der neue Élysée–Vertrag an, der heute in Aachen unterzeichnet wird, sagt der Staatsminister im Außenministerium Michael Roth.
"Wir haben ihn konkret darauf ausgerichtet, dass Menschen vom Abbau von Grenzen von mehr Zusammenarbeit und mehr Integration einen konkreten Mehrwert bekommen und da sollten uns alle Bürgerinnen und Bürger auch beim Wort nehmen."
Die Grenzregionen als Labore für Europa
Die Grenzräume sollen mehr Kompetenzen bekommen. Da wo nationales Recht und nationale Verwaltungsvorschriften sozusagen nicht alltagstauglich sind, da sollen eigene Regeln geschaffen werden, damit es reibungslos funktioniert. Ob auf dem Arbeitsmarkt, in der Bildung, im Gesundheitswesen oder im kulturellen Bereich. An den Grenzen sollen Laboratorien entstehen, die exemplarisch zeigen, was möglich ist, sagt Christophe Arend.
"Wenn wir hier mit diesem neuen Vertrag zeigen, dass es durch deutsch-französische Zusammenarbeit unseren Bürgern besser geht, dann ist das auch eine Wohltat für Europa. Dann kann man den Leuten auch sagen, die sagen, Europa ist ja nutzlos, nein, schaut mal, gerade hier geht es uns besser und ihr könnt das auch machen."
Arend vertritt die Regierungspartei La République en Marche in der Nationalversammlung und hat an der Vertragsausarbeitung mitgewirkt. Die Bereitschaft, im deutsch-französischen Miteinander ein neues Kapitel aufzuschlagen, sei da, glaubt auch der Präsident des an das Saarland und Rheinland-Pfalz angrenzenden Département de la Moselle, Patrik Weiten.
"Wenn Paris und Berlin Pilotregionen brauchen im Sinne einer europäischen grenzüberschreitenden Kooperation, dann können sie hier fündig werden. Metz und Saarbrücken stehen bereit, die Speerspitze dieser deutsch-französischen Zusammenarbeit zu bilden."
Nun müssen der guten Absicht auch Taten folgen, das heißt es darf nicht gekleckert werden, sondern die Finanzierung muss sichergestellt und auf die Schiene gesetzt werden.