"Die Deutschen kommen, die Deutschen kommen!"
Aufruhr im französischen Dörfchen Jiscalosse. Eine endlose Kolonne von dunklen, deutschen Luxuslimousinen rollt über den Marktplatz.
Die Deutschen – das sind die Angestellten einer Automobilfirma aus München. Der exzentrische Chef hat sein Unternehmen kurzerhand in die französische Provinz verlagert. Und so das Dorf vor dem Bankrott gerettet. Damit sich die Deutschen wohl fühlen, gibt sich Bürgermeisterin Martine alle Mühe.
"Das ist der schönste Platz im Ort."
"Ja, aber da steht das Denkmal für die gefallenen Soldaten aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg."
"Wir werfen ein großes, weißes Laken darüber. Das haben die mit dem Reichstag auch gemacht, hab ich gesehen."
"Ja, aber da steht das Denkmal für die gefallenen Soldaten aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg."
"Wir werfen ein großes, weißes Laken darüber. Das haben die mit dem Reichstag auch gemacht, hab ich gesehen."
Zwischen Goetheverehrung und Résistance
Et voilà - aus dem südwestfranzösischen Departement "Landes" wird "Deutsch-les-Landes". Doch nicht alle Dorfbewohner sind glücklich über die Invasion.
"200 Deutsche? Bist du übergeschnappt?"
"Wir haben den ganzen Sommer über Deutsche hier. Wir freuen uns doch, wenn sie zu uns ins Hotel kommen."'
"Das sollen aber unsere Nachbarn werden. Glaubst du etwa, dass die den ganzen Tag Goethe oder Schubert aufsagen?"
"Erstens war Schubert Komponist und zweitens Österreicher. Hast du wieder was gelernt."
"Ist mir scheißegal."
"Wir haben den ganzen Sommer über Deutsche hier. Wir freuen uns doch, wenn sie zu uns ins Hotel kommen."'
"Das sollen aber unsere Nachbarn werden. Glaubst du etwa, dass die den ganzen Tag Goethe oder Schubert aufsagen?"
"Erstens war Schubert Komponist und zweitens Österreicher. Hast du wieder was gelernt."
"Ist mir scheißegal."
Es folgen zehn mal fünfundzwanzig Minuten deutsch-französische Hassliebe, voller kultureller Missverständnisse.
So ähnlich müssen auch die Dreharbeiten abgelaufen sein. Vor der Kamera standen deutsche Schauspieler wie Christoph Maria Herbst und Anna Thalbach an der Seite von französischen Kolleginnen wie Marie-Anne Chazel und Sylvie Testud. Gedreht wurde auf Deutsch und Französisch. Der Kulturclash am Set war Absicht, sagt der französische Regisseur Denis Dercourt:
"Es gab natürlich Schwierigkeiten, manche Witze zu übersetzen. Aber beim Dreh war das kein Problem mehr. Die Schauspielsprache ist universell. Auch wenn die Schauspieler sich nicht verstanden haben, konnten sie sich verstehen."
"Die Deutschen fragen immer erst nach"
Dercourt lebt in Berlin und war einer der wenigen am Set, der beide Sprachen spricht. Doch auch für ihn barg die Zusammenarbeit neue Erfahrungen.
"Die deutschen Schauspieler arbeiten mit großer Genauigkeit. Sie kennen ihren Text perfekt. Bevor sie einen Halbsatz ändern, fragen sie immer erst nach. Die Franzosen sind da viel lockerer. Ich habe beim Dreh viel improvisieren lassen und die Deutschen waren das etwas weniger gewohnt. Aber sie haben sich schnell daran gewöhnt"
In der Serie ist das mit der Annäherung etwas komplizierter. Um eine Dorfstraße für die deutschen Autos zu verbreitern, will Abteilungsleiter Manfred, gespielt von Christoph Maria Herbst, einen Baum fällen lassen – sehr zum Missfallen einiger Dorfbewohner.
"Die Deutschen werden unseren Baum nicht fällen! Die Deutschen werden unseren Baum nicht fällen!"
"Jetzt seid doch mal nett."
"Seid nett? Die sollen nicht nett sein, die sollen gehorchen!"
"Jetzt seid doch mal nett."
"Seid nett? Die sollen nicht nett sein, die sollen gehorchen!"
Klischees en masse
In "Deutsch-les-Landes" trifft "Stromberg" auf "Willkommen bei den Sch‘tis". Dieser Eindruck kommt nicht von ungefähr. Das Drehbuch haben Autoren der deutschen Bürocomedy gemeinsam mit den Erfindern des französischen Regionalklamauks geschrieben. Statt über die spleenigen Nordfranzosen soll nun über die überkorrekten Deutschen gelacht werden. Kein Klischee scheint hier zu abgegriffen.
"Sie und wir – das ist die geniale Mischung. Wir sind leidenschaftlich, Sie sind rational. Wenn wir uns zusammentun, wird daraus rationale Leidenschaft. Das gab’s noch nie."
Schade nur, dass man von dieser Leidenschaft nur wenig spürt. Dafür fehlt den Gags - von einigen Ausnahmen abgesehen - der Biss.
"Ein Onkel von mir war Architekt in Kassel."
"Waren Sie mal in Kassel? Hatte der was gegen Deutsche oder was? Kassel ist ja wirklich noch hässlicher als Leverkusen."
"Waren Sie mal in Kassel? Hatte der was gegen Deutsche oder was? Kassel ist ja wirklich noch hässlicher als Leverkusen."
Telekom-Streamingportal hat andere Stärken
Nach dem erfolgreichen US-Import "The Handmaid’s Tail" will die Telekom mit "Deutsch-les-Landes" nun neue Kunden zu ihrem Streamingdienst Magenta TV locken. Interessanter als die deutsch-französische Serie scheint dabei eine andere Funktion: über das Portal lassen sich auch die alten Folgen vieler ARD- und ZDF-Serien ansehen, die wegen der rechtlichen Beschränkungen aus den Mediatheken der Öffentlich-rechtlichen verschwunden sind. Die Telekom hat nun also ein Tatort-Archiv.
Très allemand ça.