In seinen Texten und Reden warb er nach dem Zweiten Weltkrieg für eine Annäherung der Länder und kämpfte gegen Vorurteile auf beiden Seiten. Die meisten seiner über 30 Bücher erschienen in französischer und deutscher Sprache.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte das Lebenswerk Grosser. "Wohl kaum jemand hat in den vergangenen Jahrzehnten so kenntnisreich, so leidenschaftlich und so überzeugend für das gegenseitige Verständnis zwischen Frankreich und Deutschland gewirkt wie Alfred Grosser", erklärte er in Berlin: "Für sein Lebenswerk der kritisch-aufrichtigen Verständigung zwischen den Völkern" habe er sich auf seinen scharfen Verstand, seine immense Bildung und schließlich seine große Lebenserfahrung stützen können. "Seine Überzeugungskraft war die eines freien Geistes, wortgewaltig und mit leiser Eindringlichkeit, bescheiden, vermittelnd und immer verlässlich", führte Steinmeier.
In Frankfurt geboren
Grosser, der aus einer jüdischen Familie stammte und 1925 als Sohn eines Kinderarztes in Frankfurt am Main geboren wurde, emigrierte 1933 nach Frankreich. Von 1955 bis 1992 war er Professor am renommierten Institut d’études politiques in Paris. 1975 erhielt er den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Grossers Name ist eng mit der deutsch-französischen Verständigung nach dem Zweiten Weltkrieg verbunden. Der in Deutschland geborene Intellektuelle mit jüdischen Wurzeln lehrte von 1955 bis 1992 als Professor an der Pariser Elitehochschule Sciences Po (Institut d'etudes politiques de Paris).
Grossers Vater hatte als deutscher Soldat im Ersten Weltkrieg gekämpft und war mit dem Eisernen Kreuz Erster Klasse ausgezeichnet worden. Die Familie floh vor den Nationalsozialisten 1933 nach Frankreich, wo der Vater kurz nach der Ankunft starb. Die Mutter erhielt 1937 mit ihren Kindern die französische Staatsbürgerschaft. Das bewahrte sie 1939 vor der Internierung.
Diese Nachricht wurde am 08.02.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.