Als konkretes Ergebnis des 18. deutsch-französischen Regierungstreffens in Metz wird ein binationaler Integrationsrat eingerichtet. Die Schaffung dieses neuen Gremiums sei wichtig, um zu zeigen, dass beide Länder es ernst meinten mit der Integration, auch, wenn sie mitunter unterschiedliche Konzepte verfolgten, sagt die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer:
"Damit deutlich wird, Integration ist ein Dauerthema in Deutschland, in Frankreich, in ganz Europa. Und es steht auf der deutsch-französischen Agenda ganz oben."
Ein Jahr lang haben die saarländische Ministerpräsidentin und der amtierende französische Außenminister Jean-Marc Ayrault an diesem Projekt gearbeitet. Der breit aufgestellte Integrationsrat soll sich die Erfahrung der Kommunen beider Ländern zunutze machen, die Verbände einbinden, die sich um Integration bemühen und auch die Forschung an einen Tisch holen.
Integrationsrat soll benachteiligte Jugendliche thematisieren
Alle gemeinsam sollen sich dann um Projekte kümmern, die deutsche und französische Jugendliche näher zueinander bringen, und zwar nicht in erster Linie diejenigen, die auf der Sonnenseite des Lebens stehen, sondern jene, die um einen Platz in der Gesellschaft kämpfen müssen, Annegret Kramp-Karrenbauer:
"Wir stellen fest, dass gerade Jugendliche mit einem Migrationshintergrund, die ja oft das Gefühl haben, sie sind Wanderer zwischen den Welten, dann wenn sie für ihr Land ins Ausland reisen und dieses Land repräsentieren, zum ersten Mal das Gefühl haben, dass sie wirklich Staatsbürger dieses Landes sind. Und ich glaube deswegen, dass gerade diese Gruppe in die deutsch-französische Zusammenarbeit und in Projekte einbezogen werden muss."
Heute treffen der französische Staatspräsident Francois Hollande und Angela Merkel in Metz auf 80 junge Leute ganz unterschiedlicher Prägung. Ayah ist vor gut zwei Jahren aus Syrien nach Deutschland geflohen:
"Ich wollte nur zuhören, wie die Jugendlichen denken, weil ich habe das nicht so erwartet, Respekt, andere akzeptieren, Deutsche oder Franzosen, das spielt keine Rolle."
Merkel und Hollande werden auch auf Ousmane treffen, einen jungen Mann aus Mali, der seit zwei Jahren in Paris lebt und mit Skepsis in die Zukunft schaut:
"Der Staatspräsident sollte für eine gültige Aufenthaltserlaubnis sorgen, seit zwei Jahren warte ich auf meine Papiere."
Ousmane und einige andere werden von Julie begleitet, einer Sozialarbeiterin, die sich um die "Sans-Papier", um Menschen kümmert, die in Frankreich ohne gesicherten Aufenthaltsstatus leben und kaum Möglichkeiten haben, etwas Sinnvolles zu tun:
"Unsere Jugendlichen dürfen nicht ins Ausland reisen, das ist sehr kompliziert. Und ich glaube, woanders ist das viel einfacher."
Konzepte gegen die Radikalisierung gesucht
Bei allen bestehenden Differenzen in der Flüchtlingspolitik reift in beiden Ländern die Überzeugung, dass jungen Menschen mit Migrationshintergrund Perspektiven eröffnet werden müssen, wenn verhindert werden soll, dass sie sich radikalisieren und fanatischen Ideen öffnen.
Und Frankreich wird genau hinschauen, wie Deutschland die vor ihm liegende Integrationsaufgabe hunderttausender Flüchtlinge bewältigen wird. Denn nach wie vor hält die französische Regierung die Merkel'sche Politik der offenen Arme für falsch. Bei anderen, wie der Generalsekretärin des deutsch-französischen Jugendwerkes, löst sie Bewunderung aus. Béatrice Angrand:
"Ich muss sagen als Französin, Hut ab für Deutschland und auch deutsche Bürger, die sich ehrenamtlich für Flüchtlinge engagieren."
Eine neuerliche Kontroverse über die Flüchtlingspolitik ist in Metz nicht zu erwarten, nachdem die französische Seite im Vorfeld betont hatte, dass man die Zusagen im Hinblick auf eine Umverteilung von in der Türkei und in anderen Flüchtlingslagern lebenden Syrern einhalten werde und gemeinsam mit Deutschland an einer dauerhaften europäischen Lösung arbeiten wolle.
Und wenn die Flüchtlingsvereinbarungen zwischen der EU und der Türkei trage, dann könne die EU zu einem gemeinsamen Diskurs zurückfinden, hofft der deutsche Außenminister Frank Walter Steinmeier. Abseits der Pariser Hektik im deutsch-französischen Grenzgebiet in Metz fällt es leichter, die Gemeinsamkeiten zu betonen.