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Deutsch-griechische Wissenschaftskooperation
Das gesamte Wissenschaftssystem ist gefährdet

Deutsche und griechische Akademiker sollen enger zusammenrücken - das ist das Ziel einer neuen Initiative an Hamburgs Universität. Hochschulpräsident Dieter Lenzen hat dazu Professoren aus beiden Ländern zur ersten "Tagung der deutsch-griechischen Wissenschaftskooperation" eingeladen. Die Teilnehmer diskutieren über Kooperationen und Austauschprogramme.

Von Axel Schröder |
    Der Präsident der Universität Hamburg, Dieter Lenzen, im Porträt. Er stützt eine Hand im Gesicht auf, im Hintergrund ist ein rotes Plakat zu sehen.
    Hamburgs Universitätspräsident Dieter Lenzen holte in seiner Eröffnungsrede zur ersten "Tagung der deutsch-griechischen Wissenschaftskooperation" weit aus. (picture alliance / dpa / Axel Heimken)
    "Greece is the birthplace of the European Idea. Europe is therefore particularly obliged to protect the Greek higher education system."
    Hamburgs Universitätspräsident Dieter Lenzen holte in seiner Eröffnungsrede zur ersten "Tagung der deutsch-griechischen Wissenschaftskooperation" weit aus. Die Tagung geht auf seine Initiative zurück. Auf die Eindrücke, die er von seiner Griechenland-Reise im Mai letzten Jahres mitbrachte, nach Gesprächen mit griechischen Kolleginnen und Kollegen.
    "And to ensure, that the younger generation in Greece has a future!"
    Die griechischen Universitäten litten unter dramatischen Einsparungen, so Dieter Lenzen:
    "Beginnend mit der Kürzung der Gehälter der Professoren um die Hälfte. Die, um ihren Job überhaupt noch machen zu können, um ihre Familie zu ernähren in den Feldern arbeiten, inzwischen in der Wein-Ernte helfen und so weiter. Also Zustände, die mit Wissenschaft wenig zu tun haben. Des Weiteren Kürzungen auch beim Personal: An einer Universität wurden über Nacht 1.600 Leute entlassen. Mit anderen Worten: Das gesamte Wissenschaftssystem ist in einer starken Gefährdung."
    Dramatische Einsparungen
    Deshalb hat Dieter Lenzen seine griechischen Kollegen nach Hamburg eingeladen. Sie diskutieren zusammen mit Professoren der Uni Hamburg, dem Helmholtz-Zentrum Kiel und der Gießener Julius-Liebig Universität wie über Kooperationen und Austauschprogramme die Situation an den griechischen Hochschulen verbessert werden kann. Von diesem Austausch, so Dieter Lenzen, profitierten am Ende nicht nur die griechischen, sondern auch die deutschen Akademiker. Schließlich gäbe es auch in Griechenland herausragende Wissenschaftler. Schon bei den Gesprächen im Vorfeld wurde aber klar: Nicht alle Fächer eignen sich dafür gleichermaßen, so Dieter Lenzen.
    "Es gibt insgesamt zehn Forschungsfelder, die sich herausstellen. Von der Physik über die Medizin bis hin zu Archäologie und anderen Geisteswissenschaften, wo gemeinsame Forschungsprojekte durchgeführt werden könnten. Darüber hinaus werden wir auch über sogenannte "Joint Legeres" sprechen. Das sind also gemeinsame Studiengänge, bei denen sowohl die griechische Seite als auch die deutsche Seite Lehrveranstaltungen liefert und die jungen Leute dann einen Doppelabschluss bekommen, also einen griechischen und einen deutschen."
    Gemeinsame Forschungsprojekte
    Eingeladen hatte Dieter Lenzen auch Professor Vassilios Skouris. Der Präsident des Europäischen Gerichtshofs ist ein ehemaliger Promovend der Uni Hamburg. Er betont, dass es den griechischen Universitäten nach den Kürzungen nicht nur an Personal, sondern oft an ganz banalen Dingen fehle:
    "Es gibt sehr wenig Geld für die einfachsten Dinge, die sie sich vorstellen können. Für Reinigung, für die Instandsetzung der Hörsäle und so weiter. Soweit ich das höre, ist das eine schwierige Situation. Es ist wichtig, dass man sich dessen bewusst ist!"
    Gravierende Folgen für Griechenland
    Unterstützt wird die Initiative auch vom DAAD, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst. Schon heute finanziert er Kooperationen zwischen deutschen und südeuropäischen Universitäten. Nicht nur in Griechenland, sondern auch in Italien oder Spanien haben die Unis seit der Wirtschafts- und Finanzkrise, seitdem dort harte Sparprogramme laufen, nicht mehr die Mittel, um diesen Austausch selbst zu finanzieren. Immer mehr Studierende entscheiden sich in dieser Situation für ein Studium in Deutschland, oft nutzen sie die Unterstützung des DAAD. Allerdings, warnt Ulrich Grothus, der stellvertretende Generalsekretär des Austauschdiensts, mit gravierenden Folgen für Griechenland selbst:
    "Es findet eine massive Abwanderung von Wissenschaftlern statt. Sowohl nach Nordeuropa, einschließlich Deutschland, als auch nach Nordamerika. Und durch unsere Förderung der Zusammenarbeit wollen wir auch ein bisschen dazu beitragen, dass das Lehren und Forschen in Griechenland ein Stückchen attraktiver bleibt oder wird."
    Immerhin ist die griechische Wirtschaft mehr denn je auf hoch qualifizierten Nachwuchs angewiesen. Ein sturer Sparkurs, so scheint es, löst keine Probleme, sondern schafft eher neue, noch größere.