"Bausparvertrag - langweilt mich….“
Nein zum Bausparvertrag, nein zum Haus mit Garten, nein zum Konsum, zu gesellschaftlich arrivierten Lebensentwürfen. Aus vielen Stücken dieses Albums tönt einem eine lustvoll vorgetragene Antihaltung entgegen. So lustvoll, dass man einen gewissen Grad an Selbstironie als gegeben nehmen darf.
"In der Schule war ich schon ein stinkefauler Sack,
egal was ich sollte, ich hab immer drauf gekackt.
Und das fing schon an beim Hausaufgabenmeiden.
Meine Skills reichten aus, um’s in der Pause abzuschreiben…."
"Cool erwachsen werden"
Viele Jugendliche lieben 3 Plusss für diese Nullbockhaltung. Doch der 22-Jährige, der sein Soziologie-Studium nach einem Semester abgebrochen hat, um professioneller Hip-Hop-Musiker zu werden, sieht das differenzierter. Es gehe nicht darum, nicht erwachsen werden zu wollen.
"Es ist nicht: Lass mal rumhängen und nichts machen und das Leben versauen, sondern es ist ein 'Wie kann ich an den Sachen vorbeiarbeiten, die ich nicht machen möchte'. Es geht darum, cool erwachsen zu werden."
"Was willst Du, ich hab 'n Scheiß mit dir zu reden.
Vielleicht tausend Facebook-Freunde, doch nur drei im echten Leben.
Und alles in mir zuckt, wenn ich sag, dass ich Dich mag.
Misstrauen ist ein alter Hut - ich trag ihn jeden Tag.
Und ich glaube Dir kein Wort, von allem was Du sagst."
Packender Groove und ausgefeilte Arrangements
3Plusss verhandelt Gefühlszustände, die jeder im Alter zwischen 15 und 25 sofort versteht. Die Texte haben Witz und sind flüssig gereimt, die Musik dazu überzeugt mit packendem Groove und ausgefeilten Arrangements. Vieles erinnert an den älteren Rapper Marteria, mit dessen Live-DJ 3Plusss auf dem zweiten Album neben anderen zusammenarbeitet. Genretypisch wird natürlich auch die eigene Verortung in der Hip-Hop-Kultur geklärt. Und da heißt es dann verblüffenderweise "ich habe Hip-Hop nicht verstanden", obwohl 3Plusss im gleichnamigen Song profundes Geschichtsbewusstsein demonstriert, zum Beispiel mit einem Verweis auf den deutschen Hip-Hop-Pionier Torch.
"Ich bin in den 90ern geboren,
und war, als Torch gerappt hat,
noch feucht hinter den Ohren.
Und ich will die Zeit von damals wirklich nicht bewerten,
doch hieß es nicht, dass das Rap sein soll,
dann würd ich es nicht merken…."
"Also verschiedene Idole aus den letzten 20 Jahren Deutschrap erschließen sich mir nicht wirklich, die find ich nicht gut. Aber alle sagen, Mensch, das musst Du gut finden, die finden alle gut und daran haben sich super viele Leute orientiert. Ich hab auch schon mit vielen Leuten über Torchs blauer Sand geredet und die haben mir gesagt, Oh mein Gott, so ein tolles Album, so ein Klassiker für mich. Und ich hör’s und versteh’s nicht."
"Ich habe hip Hop nicht verstanden…"
Eine augenzwinkernde Ansage, die zeigen soll: Hier ist einer ganz bewusst Teil seiner Hip-Hop-Generation.
"Ich würde sogar soweit gehen und sagen, man muss sich allgemein in keine Tradition stellen, um Teil von irgendwas zu sein oder irgendetwas zu mögen."
"Mama sagt mir, sei einfach Du selbst,
es bringt nichts,
wenn Du Dich die ganze Zeit nur verstellst…"
Den Geruch der Straße, den zum Beispiel die Rapper der Berliner Aggro-Berlin-Szene nur zu gerne durch ihre Texte wehen ließen, hat 3Plusss nicht und er braucht ihn auch nicht. Die berühmte "Realness", also die Glaubwürdigkeit eines Rappers, bedeutet für ihn, in der künstlerischen Entwicklung für seine Fans nachvollziehbar zu bleiben. Was ihm offenbar gelingt. Er hat sogar schon den ein oder anderen Star-Moment erlebt, der ihn eher irritiert als stolz macht.
"Dann steh ich am Lidl an der Kasse, und der Kassierer sagt, das macht dann 3Plusss, höhöhö. Es gab auch schon, dass ich nachts zur Tankstelle gefahren bin, und Texte geschrieben hab, also ich schreib vorzugsweise nachts, und dann fragt mich der Typ am Nachtschalter, wie’s gerade mit dem Album läuft, und ich kenn den gar nicht."
Blick in die Zukunft: Realistisch wie gelassen
Dennis kommt als Rapper 3Plusss inzwischen ganz gut über die Runden, sagt er. Er muss nicht mehr Zuhause aufnehmen, kann seine Musik so aufwendig produzieren, wie er es eben möchte. Seine nächste Tournee führt ihn schon durch Klubs mit ernst zu nehmenden Zuschauerkapazitäten. Aber das muss nicht immer so bleiben. Was der 22-Jährige ebenso realistisch wie gelassen sieht. Es geht gut, solange es gut geht.
"Ich bin auch jemand, der beim Monopoly zum Beispiel dann einfach aufgibt, wenn er merkt, das Spiel ist verloren. So: Ich hab‘ jetzt hier die Hälfte meiner Karten umgedreht und hab keine Häuser mehr und du hast da Hotels, ja nee, dann hör‘ ich auf. Also es gibt Leute, die das wirklich bis zum Ende zocken, aber näh! Und so ungefähr seh ich das halt bei der Musik auch."
"Ab jetzt-umweltschonend Auto fahrn,
Fahrradfahrer lieben lernen.
Ab jetzt: weniger Kaffee trinken,
und noch weniger rauchen.
Ab jetzt: niemanden mehr töten wollen.
Und so weiter. Ab jetzt…"