Eines muss man dem saudischen König lassen. Wenn er erst mal da ist, verliert er keine Zeit. Der Deutschland-Pavillon beim Janandriah Festival in Riad soll eine Zeitreise durch die Jahrhunderte erlauben. Zusammen mit Frank Walter Steinmeier nimmt König Salman eine Art Golfwagen und braucht für diese Reise keine fünf Minuten, dann ist er wieder draußen, ein beachtliches Tempo, ungeteilte Aufmerksamkeit musste sich da zwangsläufig in engen Grenzen halten.
2.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche
Die Aussteller hatten vorab klare Instruktionen, keiner steht auf den Gängen wenn der König kommt, keine Fotos, Smartphones aus. Hartmut Zeissig hat die Ausstellung im Auftrag des Auswärtigen Amts entwickelt:
"Die Fläche hat brutto 2.000 Quadratmeter. Wobei wir auch Außen ein bisschen gespart haben. Wir haben draußen eine Bühne. Wir haben diese Eingangsfassade. Wir haben einen Merchandising oder Gift-Shop draußen. Wir haben 850 Quadratmeter Fläche, Bewegungsfläche, die die Besucher dann nutzen können."
Weil der König dann doch von der sehr schnellen Truppe war, nahmen sich Steinmeier und sein saudischer Amtskollege Al Jubeir danach Zeit, das Ganze noch mal zu Fuß abzulaufen.
Vorbei an den Begrüßungsfotos von Angela Merkel, Joachim Gauck und Steinmeier selbst, vorbei an der Schautafel mit deutschen Unternehmen. Hartmut Zeissig hatte schon vorher erklärt:
"Diese Unternehmen sind Partner und gleichzeitig Aussteller, innerhalb dieses Gesamtkonzeptes. Und die haben in der Tat das teilweise mitfinanziert. - Ich lese noch einmal ganz kurz vor. Ich laufe vorbei an Airbus, an der Dorsch-Gruppe, Siemens, Volkswagen, Lufthansa, Audi, die Lürssen-Werft, SAP, Deutsche Bank - das sollte vielleicht reichen und dann laufen wir auf ein mittelalterliches Tor zu, das Geräusch im Hintergrund ist ein Wassergraben. - Der Wassergraben hat offensichtlich einen Zufluss, sonst würde man aber nichts hören. So ist das gedacht. Wir wollten ein mittelalterliches Tor mit einem Wassergraben abbilden. - Wir gehen jetzt über die Zugbrücke. - Und kommen jetzt auf einen alten Marktplatz."
Der saudische Außenminister läuft über diesen historischen Marktplatz, wo die Fassade vom Rathaus in Goslar auf Kunststofffolie gedruckt und auf Spanplatten getackert wurde, er sieht auf diese Weise auch Fachwerk aus Melsungen und Duderstadt. Trachtenmode, ein Treppenbauer aus Baden-Württemberg, und der Stand der Lürssen-Werft kommen in Sicht, Lürssen baut Patrouillenboote für die saudische Verteidigung, hat sich hier aber auf private Jachten konzentriert:
"Technische Innovationen mit Lodenstoffen. Traditionelle Stoffe, die sozusagen neuinterpretiert werden. Zum Beispiel nano-beschichtete Anzüge, die man nicht mehr waschen muss."
"Hier mit einem gebogenen Stahlgeländer. Das ist mit einem Laser geschnitten. Mit typischen arabischen Ornamenten, mit einem hochglanz-polierten Edelstahlhandlauf. Das ist auch eine Spezialität von unserem Unternehmen. Das ist halt noch richtiges Handwerk."
"Wir haben drei verschiedene Jacht-Modelle hier stehen. Wir haben einmal eine 60-Meter-Jacht, eine 85-Meter-Jacht und eine 110-Meter-Jacht. Das sind nicht nur Modelle, sondern die existieren tatsächlich und befinden sich nun auf den Weltmeeren."
Nur ein flüchtiger Eindruck möglich
Amazing, erstaunlich, sagt der Al-Jubeir zum Jachtenbauer. Selbst mit gutem Willen kann er nur einen flüchtigen Eindruck gewinnen, eine Installation mit wissenschaftlichen Leistungen muslimischer und deutscher Frauen wird nicht registriert, wohl aber fällt ein Blick auf deutsch-arabische Schrifttafeln wie zum Beispiel Artikel 3 Grundgesetz, der die Gleichberechtigung von Mann und Frau sichert, für den saudischen Außenminister, der zeitweise in Deutschland gelebt hat, sicher nichts Neues, doch in einem Land, in dem Frauen nicht einmal Auto fahren dürfen sicher erwähnenswert. Ab heute hat die Öffentlichkeit Zutritt, in den ersten Tagen allerdings nur Männer, dann auch Familien.
Gegenüber vom VW Stand, präsentiert sich das Goethe Institut. Generalsekretär Johannes Ebert ist mit dem deutschen Außenminister gekommen. Zuviel Wirtschaft? Eine gute Mischung, sagt Ebert:
"Es gibt unseren Stand, es gibt einen Stand mit Mode. Es gibt eine Ausstellung, die am Freitag eröffnet wird, über islamische Kunst vom Museum in Berlin. Es gibt etwas über kommunale Selbstverwaltung. Es gibt natürlich auch Firmen und das ist auch bewusst von der saudisch-arabischen Seite beim Ehrengastauftritt so gewünscht worden."
Ausstellung angesichts des Krieges nur noch ein Randaspekt
Die Ausstellung im deutschen Pavillon endet in einem Zukunftstunnel der Fraunhofer Gesellschaft, mit Ideen einer Stadt von morgen. Alles elektrisch, ohne Emissionen mit geregeltem Verkehr. Eine schöne, neue Welt und ein scharfer Kontrast zu den Problemen, mit denen sich Frank-Walter Steinmeier in Riad zeitgleich herumschlägt. Er gibt offen zu, dass sich der Charakter dieser Reise massiv geändert hat. Die Ausstellung ist angesichts der Eskalation rund um den Syrien Krieg nur noch ein Randaspekt, sie ist ein willkommener Anlass, um die aus seiner Sicht so dringend notwendigen politischen Gespräche zu führen. Gespräche, die allerdings bisher ohne sichtbaren Fortschritt geführt werden.