Neue Berufs- und Lebenserfahrungen, eine bessere Bezahlung, oder ganz einfach die eigene Unzufriedenheit zuhause in der Heimat - das sind die wichtigsten Gründe, warum besonders Akademiker Deutschland verlassen, und zwar wegen der Sprache vor allem Richtung Österreich, Schweiz oder USA, sagt Sozialwissenschaftler Marcel Erlinghausen von der Universität Duisburg-Essen:
"Gleichwohl muss man feststellen, wir haben da wohl auch nachgefragt, dass 30 Prozent der Auswanderer eben als Grund sah, gerade im Grunde sich gerade mit einer neuen Sprache auseinanderzusetzen. Umgekehrt bei den Rückwanderern spielen Sprachprobleme als Grund für die Rückwanderung so gut wie keine Rolle, zumindest bei unseren Befragten."
Erlinghausen und seine Kollegen vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung sowie vom Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration haben 800 Aus- und 900 Rückwanderer befragt. Bei ihnen allen gilt: Je höher der Bildungsabschluss, desto größer die Umzugslust. Gering Qualifizierte, so sagt Norbert Schneider, Direktor des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, schrecken hingegen geradezu zurück vor dem Job im Ausland:
"Umzug ist für viele ein Bedrohungsszenario. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person mit einem akademischen Abschluss einen Fernumzug in ihrem Leben erfährt, ist 17 mal höher als einer Person mit Hauptschulabschluss."
Soziale Herkunft spielt große Rolle
Überrascht sind die Experten allerdings, welch große Rolle die soziale Herkunft spielt: Wer aus einem gebildeten Elternhaus stammt, sei viel eher bereit zum Auslandsaufenthalt. Manche ziehen auch ganz einfach mit der Familie mit - fast immer sind es Frauen, die mit ihren hoch qualifizierten Partnern umziehen. Insofern gibt die Studie auch einen Hinweis darauf, dass Frauen in Topjobs mit einer Auslandsperspektive unterrepräsentiert sind. Viele, die gehen, wollen allerdings auch zurückkommen, sagt Cornelia Schu vom Sachverständigenrat, und das sei gut so, denn:
"Auch hier ist natürlich auch ein Vorteil dann zu verzeichnen, wenn wir einen hohen Anteil an eigener Bevölkerung mit entsprechenden Erfahrungen haben, wenn wir davon ausgehen, dass sie dann offener auf Zuwanderer zu gehen."
Die Rückkehrer bringen neue Erfahrungen, Fähigkeiten und Netzwerke mit - davon könne Deutschland nur profitieren, gerade im Hinblick auf den Fachkräftemangel und die immer älter werdende Bevölkerung. Weil die meisten reisewilligen Deutschen, von denen sehr viele übrigens ausländische Eltern oder Großeltern haben, über kurz oder lang in ihre Heimat zurückkehren wollen, sehen die Forscher in ihrer Studie keinen Braindrain. Selbst wenn es seit Jahren mehr Auswanderer gibt als Rückkehrer.