Die gute Nachricht zuerst, auch wenn sie lediglich eine Rückkehr zur Normalität bedeutet. Der Bahnstreik der GDL wird morgen früh um 4 Uhr enden - und in der kommenden Woche soll es vorerst keine weiteren Arbeitsniederlegungen seitens der Lokführergewerkschaft geben. Dies kündigte GDL-Chef Claus Weselsky im ZDF an.
„Ich denke, dass wir in den nächsten Tagen - wenn Montagfrüh die Streikmaßnahme ausläuft - die Bahn anschreiben werden und ihr mitteilen, dass wir jetzt eine kleine Pause einlegen. Und erwarten, dass die Bahn die Grundvoraussetzung schafft, über Verhandlungen, dass die Arbeitskampf-Situation beendet wird. Ich denke, dass wir über die nächste Woche reden werden und dass wir eine Pause von mindestens 7 Tagen einlegen."
Rund 70 Prozent der Fernverbindungen fallen aus
Die Reisenden werden es gerne hören, denn noch immer - auch am zweiten Wochenend-Streiktag - fallen rund 70 Prozent der Fernverbindungen in Deutschland aus. Hinzu kommen erhebliche Beeinträchtigungen im Regionalverkehr. Zwar gibt es einen Ersatz- oder Notfahrplan, doch kann wohl maximal nur ein Drittel der Fernverbindungen derzeit aufrechterhalten werden - mit oder ohne Verspätungen. Laut Angaben des Bahnkonzerns werden über das gesamte Wochenende wohl Millionen Fahrgäste betroffen sein. Das heißt gleichzeitig auch hohe Millionenverluste für die Bahn AG. Zur angekündigten Streikpause der GDL wird sich die Bahn am Nachmittag in Berlin äußern.
Die angekündigte Streikpause bedeutet jedoch nicht, dass es derzeit Hoffnung gibt, die komplizierten Tarifverhandlungen in diesem Jahr schnell zu beenden. Beim Hauptkonfliktpunkt, dem Vertretungsanspruch der GDL, künftig auch für andere Berufsgruppen mit zu verhandeln, gibt es keine Fortschritte. Die Bahn will unterschiedliche Tarifregelungen für gleiche Berufsgruppen in einem Unternehmen vermeiden. Bahnsprecher Achim Stauß:
„Dass ein Zugbegleiter oder ein Lokführer künftig je nach Gewerkschaftszugehörigkeit bezahlt wird - entsprechende Pausen- oder Schichtenregelungen hat - das würde nicht funktionieren. Das würde auch die Belegschaft spalten."
GDL bleibt stur
Doch genau bei diesem Punkt zeigt sich die GDL weiterhin stur. Sie will auch für ihre Mitglieder in diesen Arbeitsbereichen Tarifgespräche erzwingen. Bislang wurden die anderen Berufsgruppen von der deutlich größeren und konkurrierenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG vertreten. GDL-Chef Weselsky beruft sich bei der Forderung nach Tarifvielfalt auf ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts 2010, wonach dies möglich sei - auch in einem Unternehmen.
„Und diese (Regeln - Anm. Red.) kann man von Arbeitgeberseite auch so gestalten, dass sie nicht in jedem Betrieb oder für jede Gewerkschaft ganz anders sind. Entscheidend ist doch, dass sich der Arbeitgeber an einen Tisch setzt und mit uns über alle unsere Mitglieder verhandelt. Das versucht er immer wieder zu trennen und zu teilen, wir haben immer wieder deutlich gemacht, dass wir uns nicht auseinanderdividieren lassen."
Neben diesem Grundsatzkonflikt geht es - wie bei jeder Tarifauseinandersetzung - auch um Geld. Hier hatte die Bahn AG am Freitag ein neues Angebot vorgelegt: 5 Prozent mehr Lohn - getreckt auf 30 Monate, eine Einmalzahlung von rund 300 Euro und auch Neueinstellungen offeriert. Die GDL fordert 5 Prozent sofort und auch eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit um 2 Stunden.
Es wird erwartet, dass die Tarifgespräche zwischen Bahn und GDL in der kommenden, immerhin streikfreien Woche, wieder aufgenommen werden könnten.
Und gleichzeitig hat sich die Bahnspitze auch mit der zweiten Gewerkschaft für weitere Tarifverhandlungen verabredet: Die EVG fordert 6 Prozent mehr Lohn und eine Einmalzahlung von 150 Euro für ihre Mitglieder.