Der ICE 4 geht in den kommenden Wochen in den Probebetrieb, zunächst zwischen Hamburg und München. Ab Ende 2017 soll er dann regulär auf der Schiene unterwegs sein. Mit Hilfe des neuen Zugs will die Bahn ihr Angebot mit ICE und IC bis 2030 um 25 Prozent ausbauen und damit der neuen Konkurrenz durch die Fernbusse davonfahren.
Langsamer, aber energiesparender
Äußerlich unterscheidet sich der ICE 4 kaum von den Vorgängermodellen. Er ist allerdings langsamer: Während der ICE 3 Geschwindigkeiten von mehr als 300 Kilometer pro Stunde erreichen konnte, wird der ICE 4 nur maximal 250 fahren. Weil er aber deutlich schneller beschleunigt, soll er nicht mehr Zeit für die Strecken brauchen. Auch soll er weniger anfällig für Probleme sein. Dazu verbraucht der Zug laut Bahn mit seinen 13.400 PS etwa ein Fünftel weniger Energie als die Vorgänger.
Neu ist zudem, dass sich die Antriebstechnik auf nur noch einen Wagen statt auf drei wie beim ICE 3 konzentriert. So können die Züge je nach Passagieraufkommen flexibler zusammengesetzt werden.
Die Deutsche Bahn setzt große Hoffnungen in den ICE 4. Er sei ein "Flagschiff" für den Konzern und ein "Rückgrat für den Fernverkehr", sagte Vorstandschef Rüdiger Grube bei der Vorstellung des Zugs in Berlin. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) bezeichnete das Modell der vierten Generation als "neues Herzstück des Schienenverkehrs".
Sich veränderndes Licht, Klimaanlage, Fahrradabteil
Insbesondere die Innen-Ausstattung der Züge soll wieder mehr Fahrgäste anziehen - und wird in den sozialen Medien auch schon eifrig kommentiert. Das neue Lichtkonzept soll eine angenehme Reiseatmosphäre schaffen: Je nach Tageszeit wird der Innenraum in orange-rotes oder eher in bläuliches Licht getaucht. Von besonderer Bedeutung für die Bahn ist die neue Klimaanlage, die leistungsfähiger ist als bei den Vorgängermodellen. In der Vergangenheit hatte es häufig Probleme damit gegeben, was für massive Kritik der Kunden gesorgt hatte - und was schon jetzt Spott provoziert.
Außerdem werden Fahrgäste zum ersten Mal ihr Fahrrad mitnehmen können: Platz ist für acht Räder pro Zug, was die Bahn selbst als Kompromiss bezeichnet. In Ferienzeiten und auf bestimmten Strecken im Sommer ist dies wohl knapp.
Familienzonen und Kleinkindabteil
Abteile wird es im neuen ICE nicht mehr geben. Auch die Zahl der Tische wird reduziert. Sie konzentrieren sich künftig auf die neuen Familien-Zonen, die gesondert gebucht werden können. Auch ein Kleinkindabteil soll es wieder geben. Dazu gibt es eigene Waggons mit mehr Raum etwa auch zum Abstellen von Kinderwagen. Der Sitzabstand bleibt der Bahn zufolge wie in den bisherigen ICE-Zügen. Allerdings wird die Rückenlehne starr bleiben. Zu verstellen ist in der zweiten Klasse nur noch das Innenteil der Sitze. Es gibt nun auch Lifte zum Ein- und Ausstieg von Rollstuhlfahrern, mehr Rollstuhlplätze und Bildschirme mit Informationen zu Anschlussverbindungen.
Die Milliarden-Investition in den ICE 4 werden sich nur rechnen, wenn die Züge über Jahrzehnte gut ausgelastet fahren und auch die Preise erhöht werden können. Derzeit sind die Züge zwar trotz Fernbus-Konkurrenz wieder voll - aber nur wegen Billig-Angeboten und wegen des Verzichts auf Preissteigerungen.
(nin/jasi)