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Deutsche Bahn
Hoffnung auf den Tarifabschluss

Die Tarifverhandlungen bei der Deutschen Bahn gehen in die entscheidende Phase. Zwei Tage lang verhandelt der Konzern nun mit den beiden Gewerkschaften EVG und GDL. Scheitern die Gespräche, drohen Streiks.

Von Dietrich Mohaupt |
    Eine Frau geht am 19.05.2015 am Hauptbahnhof in Erfurt (Thüringen) auf einem Bahnsteig entlang und spiegelt sich in einer Scheibe.
    Wenn Lokführer streiken, bedeutet das gerade in der Vorweihnachtszeit viel Ärger für Fahrgäste. Ein erfolgreicher Abschluss der Tarifgespräche kann das verhindern. (picture alliance / dpa / Sebastian Kahnert)
    Gehälter, Regelungen zu Arbeitszeit und Pausen, dazu ganz allgemein die Arbeitsbedingungen von etwas mehr als 150.000 Beschäftigten der Bahn stehen auf dem Programm der Verhandlungen heute und morgen in Hannover. In einigen Bereichen hat es in den vorausgegangenen Gesprächsrunden schon Fortschritte gegeben. Sowohl die EVG, die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, als auch die Gewerkschaft der Lokomotivführer GDL gehen mit klaren finanziellen Forderungen in diese Gespräche: 7,5 Prozent mehr Lohn, verteilt über eine Laufzeit von zwei Jahren. Die EVG fordert zudem den Ausbau des bereits 2016 eingeführten sogenannten Wahlmodells, mehr Geld oder alternativ mehr Urlaub bzw. weniger Wochenarbeitszeit, erläutert Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba:
    "Bei uns ist das EVG-Wahlmodell, das besteht aus 6 Tagen und 2,6 Prozent – oder einer Stunde weniger Arbeitszeit. Und wir wollen genau das gleiche noch einmal vereinbaren. Das heißt also, am Ende des Tages haben die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner die Möglichkeit, zusätzlich zu wählen – also zweimal das EVG-Wahlmodell."
    Bahn-Mitarbeiter wollen lieber Urlaub statt Geld
    Für die Bahn stellt sich dabei das Problem, dass sich in der ersten Wahlrunde knapp 60 Prozent der Arbeitnehmer für mehr Urlaub statt mehr Geld entschieden haben – schon das hat zu einem Engpass geführt, der trotz 1500 Neueinstellungen nicht so recht beseitigt werden konnte. Trotzdem geht Personalvorstand Martin Seiler als Verhandlungsführer für die Bahn optimistisch in diese Gesprächsrunde – und verweist auf die bereits erreichten Zwischenergebnisse. Auf dieser Basis könne man weiter reden, aber man werde sich auch nicht über Gebühr unter Druck setzen lassen.
    "Gut, wir haben wichtige Teileinigungen erzielt, wir haben uns über Arbeitszeitfragen unterhalten, Verbesserungen für Auszubildende und der Rest ist jetzt tatsächlich Verhandlungssache. Und das machen wir am Verhandlungstisch, so wie sich das gehört!"
    GDL sieht weiteren Verhandlungsbedarf
    Verhandlungen – dazu gehören neben Forderungen auch Angebote, betont GDL-Chef Claus Weselsky. Bei allem, was bereits erreicht wurde, gebe es noch jede Menge Gesprächsbedarf, die Bahn sei jetzt gefordert:
    "Wir sind jetzt in der vierten Verhandlungsrunde, heute erwarte ich ein Angebot – ich werde wirklich gespannt sein, wo die linearen Erhöhungen in Zukunft sein sollen, wie lang der Tarifvertrag laufen soll. Von den einzelnen Segmenten, Zulagen und auch Arbeitszeit her, können wir schon ein bisschen Zufriedenheit ausstrahlen – aber die Unterschrift ist am Schluss und bis dahin ist die Tarifrunde spannend."
    Und das vermutlich besonders mit Blick auf das EVG-Wahlmodell. Was kann, was will die Bahn sich bei der Flexibilisierung von Tarifmodellen wirklich leisten?
    Bahn zeigt sich gesprächsbereit
    Man sei zumindest bereit, darüber zu reden, betont Martin Seiler:
    "Zweifelsohne macht die Bahn eine sehr moderne Tarifpolitik und es geht vielfach auch darum, die Beschäftigten an Entscheidungen teilhaben zu lassen. Und es ist sicher nicht allein das Wahlmodell, was sicherlich aus der letzten Runde heraus breit diskutiert wurde. Wir haben auch andere Regelungen, wie zum Beispiel einen unbefristeten Kündigungsschutz, wir haben Regelungen zur Qualifizierung bei Digitalisierung – also, wir werden unseren Kurs auch in dieser Runde fortsetzen, moderne Elemente für die zukünftige Tarifpolitik zum Inhalt zu machen."
    Für die Verhandlungen sind zunächst zwei Tage eingeplant, beide Gewerkschaften haben klar gemacht, dass für sie im Zweifel auch ein Abbruch der Gespräche in Frage komme – für die Bahnfahrgäste könnte es dann wieder einmal ungemütlich werden in der Vorweihnachtszeit.