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Deutsche Bahn legt Bilanz für 2019 vor
Was wird aus dem Aufbruch bei der Bahn?

Steigende Fahrgastzahlen, verbesserte Pünktlichkeit, die Modernisierung des Schienennetzes auf dem Weg: Doch mit der Corona-Krise ist unklar, was aus der Aufbruchstimmung bei der Bahn wird. Derzeit fahren nur rund Dreiviertel der Züge. Die langfristigen Auswirkungen sind noch nicht absehbar.

Von Dieter Nürnberger |
Ein ICE der Deutschen Bahn fährt an einem blühenden Rapsfeld vorbei.
Ein ICE fährt an einem Rapsfeld vorbei. (picture alliance / dpa / Julian Stratenschulte)
Es ist bereits der fünfte Fahrgastanstieg in Folge. Im vergangenen Jahr nutzten rund 151 Millionen Reisende die Züge der Deutschen Bahn. Ein neuer Rekord. Und wie schon in den Vorjahren ging das Ergebnis vor Zinsen und Steuern abermals zurück - um immerhin 13 Prozent auf nun 1,8 Milliarden Euro, was mit Rekordausgaben für das Schienennetz, Bahnhöfe und den Zukauf von neuen Zügen begründet wird. DB-Vorstandschef Richard Lutz, der derzeit wegen der Corona-Pandemie vorsorglich in häuslicher Quarantäne ist, teilt schriftlich mit, dass "die Zukunftsausgaben in den kommenden Jahren Vorrang haben werden, was sich mittelfristig in niedrigen Ergebnissen wiederspiegeln werde."
Vor allem die positiven Fahrgastzahlen würden aber eindeutig den eingeschlagenen Kurs bestätigen. Lutz betont ebenso den Regionalverkehr. Nicht nur, dass es auch hier eine Fahrgastzunahme um 1,6 Prozent gab, wichtig sei zudem, dass man in diesem Bereich gegenüber der privaten Konkurrenz wieder mehr Anteile gewinne als verliere.
Pro Bahn zeigt sich zufrieden
In einer ersten Reaktion auf die heute vorgelegten Bilanzzahlen zeigt sich Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn zufrieden:
"Das war so zu erwarten und das ist auch alles gut so. Die Reisenden kommen zur Bahn - gerade im Fernverkehr, weil die Bahn dort attraktive Angebote macht. Gleichzeitig tut sie das, was notwendig ist, nämlich zu investieren. In das Netz, damit die Pünktlichkeit hochgeht. Und diese ist ja auch etwas hochgegangen."
Nämlich im Fernverkehr von 74,9 auf 75,9 Prozent. Und das trotz der vielerorts vorhandenen Baustellen. Züge, die weniger als sechs Minuten Verspätung haben, werden von der Bahn noch als pünktlich deklariert.
Allerdings bleibt der bundeseigene Konzern hochverschuldet. Über 24 Milliarden Euro - damit liege man allerdings noch unter der mit dem Bund vereinbarten Verschuldungsgrenze. Sorgenkind in der Bahnbilanz bleibt der Schienengüterverkehr. DB Cargo musste bei der Verkehrsleistung ein weiteres Minus um knapp vier Prozent hinnehmen.
Momentan fahren nur Dreiviertel der Züge
Vor der Corona-Krise war Aufbruchstimmung. Bundesregierung und Konzernspitze verwiesen auf zusätzliche Investitionsmittel in dreistelliger Milliardenhöhe für die kommenden zehn Jahre. Doch im Moment fahren nur rund Dreiviertel der Züge. Die negativen Auswirkungen der Corona-Krise seien noch nicht absehbar, so die Bahn. Bahnexperten wie Dirk Flege von der Allianz pro Schiene, gehen davon aus, dass die zugesagten Summen trotz allem Bestand haben:
"Ganz im Gegenteil, ich glaube sogar, die Bundesregierung wird in der unmittelbaren Nach-Corona-Zeit das große Bedürfnis haben, Konjunkturprogramme auf den Weg zu bringen. Das heißt, eventuell noch mehr Geld in die Infrastruktur zu stecken. Um Arbeitsmarkt und Wirtschaft wieder anzukurbeln. Das also die versprochenen Milliarden für die Schieneninfrastruktur in einer Nach-Corona-Phase zur Disposition stehen - da mache ich mir gar keine Sorgen, das wird nicht passieren."
Und auch die Arbeitsplätze-Offensive - so die Hoffnung - werde weitergehen. 2019 wurden bei der Deutschen Bahn rund 27.000 Mitarbeiter neu eingestellt.