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Deutsche Bahn
Milliardenverlust trotz Fahrgastrekord

Erstmals seit zwölf Jahren ist die Deutsche Bahn in die roten Zahlen gerutscht: Der Konzern muss für das Jahr 2015 einen Verlust von 1,3 Milliarden Euro hinnehmen. Grund für das Minus sind vor allem Abschreibungen im schlecht laufenden Güterverkehr und Kosten für den Konzernumbau. Der Fernverkehr stellte zwar einen Fahrgastrekord auf, machte aber weniger Umsatz.

Von Dieter Nürnberger |
    Reisende steigen am Hauptbahnhof in Hamburg in einen ICE.
    Reisende steigen am Hauptbahnhof in Hamburg in einen ICE. (picture alliance / dpa /Bodo Marks)
    Es war der Tag der Eingeständnisse bei der Deutschen Bahn: Zum einen räumte Konzernchef Rüdiger Grube heute ein, dass der schon vor Monaten begonnene Umbau des Unternehmens und eine damit verbundene Qualitätsoffensive wohl zu spät gestartet wurde. Und zum anderen musste Grube auch für die Bilanz 2015 eingestehen, dass die Zahlen eher enttäuschend sind. Unterm Strich steht ein Verlust von 1,3 Milliarden Euro. Die erste rote Zahl seit rund zehn Jahren.
    Vor allem im Schienengüterverkehr läuft es derzeit alles andere als rund. Als Gründe führt der Bahnchef nicht nur eine starke Konkurrenz in diesem Bereich des Schienenverkehrs an, sondern auch den GDL-Streik, der sich über Monate hinzog:
    Die Bahn will Kunden zurückgewinnen
    "Viele Kunden haben sich während des Streiks mit langfristigen Verträgen an andere Transporteure gebunden. Wir verzeichnen durch den Streik im Schienengüterverkehr noch immer eine Umsatzeinbuße von acht bis zehn Prozent. Wir setzen derzeit alles daran, diese Kunden zurück-, beziehungsweise, neue hinzu zugewinnen."
    Die Bilanz ist auch deswegen bemerkenswert, weil sich der Umsatz leicht erhöhte - und damit verbunden auch die Anzahl der Fahrgäste im Personenfernverkehr. Aufgrund der gestiegenen Konkurrenz durch Fernbusse hat das Unternehmen in den vergangenen Monaten günstige Tickets auf dem Markt geworfen. Eine Zugfahrt für 19,90 Euro quer durch die Republik - dass ließ die Zahl der Fahrgäste ansteigen: Solche Sparpreisaktionen sollen auch dieses Jahr weitergehen. Auch wenn sie für weniger Profit sorgen. Richard Lutz, im Vorstand für Finanzen zuständig drückt es so aus:
    "Für die Eisenbahn in Deutschland lässt sich festhalten, und das gilt insbesondere für die Entwicklung seit 2012: Unsere Kosten oder die Kostendynamik korrelieren nicht mehr mit der Zahlungsbereitschaft unserer Kunden. Das gilt für den Markt und den Wettbewerbsdruck."
    Verbraucherverbände sehen Rabattaktionen kritisch
    Diese Aussage überrascht auch deshalb, weil in den kommenden Jahren die Ausgaben enorm ansteigen werden. Angekündigt ist ein milliardenschweres Infrastruktur-Investitionsprogramm. Ebenso soll die Qualitätsoffensive - konkret: mehr Pünktlichkeit, mehr Sauberkeit und mehr Reisekomfort - erst richtig losgehen.
    Verbraucherverbände stehen dabei den Rabattaktionen im Kartenverkauf sogar kritisch gegenüber. Beispielsweise Anja Smetanin vom Verkehrsclub Deutschland.
    "Die Fahrgäste wünschen sich insgesamt günstigere Festpreise - statt immer wieder neuer Rabattaktionen. Konkret: Langfristig wird das nicht der Weg sein, den die Bahn gehen kann, um erfolgreich zu sein."
    Keine konkreten Angaben gab es heute allerdings zu weiteren Sparmaßnahmen bei der Deutschen Bahn: Im Schienengüterverkehr soll laut Medienberichten die Schließung von rund 400 Verladeplätzen diskutiert werden. Somit könnten am Ende rund 3.500 Jobs auf der Kippe stehen.
    Und auch den geplanten Anteilsverkäufen bei den Unternehmenstöchtern DB Arriva und Schenker Logistics gab es wenig Neues: Die Bahn verweist hier auf weiteren Beratungsbedarf und auf die nächste Aufsichtsratssitzung, die im Juni stattfinden soll.