Das neue Angebot der Deutschen Bahn an die Lokführergewerkschaft GDL enthält nach dpa-Informationen eine dreistufige Einkommenserhöhung um 5 Prozent innerhalb von eineinhalb Jahren. Das Angebot wird demnach ausschließlich den Lokführern unterbreitet. Die Bahn wiederholte zudem ihre Bereitschaft, mit der GDL auch über andere Berufsgruppen sprechen zu wollen. Die Gewerkschaft wollte sich zunächst noch nicht zu dem Angebot äußern.
Neben Urlaubern die in die Herbstferien fahren oder von einer Reise zurückkehren, dürften viele Fußballfans vor einer kniffligen Aufgabe stehen: Die Sonderzüge sind von der Bahn abgesagt worden. Ein kompletter Spieltag in den ersten drei Ligen steht auf dem Programm, dabei müssen beispielsweise Fans von Werder Bremen auf dem Weg nach München oder Anhänger von Hertha BSC beim Auswärtsspiel in Gelsenkirchen lange Strecken überwinden. Zehntausende Fans nutzen an jedem Spieltag die Bahn.
Bahn: "GDL läuft Amok"
Zuvor hatte die Bahn noch mit scharfer Kritik an den Streikankündigungen reagiert. "Die GDL läuft Amok", erklärte der Konzern. Ohne Not würden Millionen von Menschen die Ferien verdorben, "nur wegen Machtgelüsten". Es werde immer deutlicher, dass es nicht um die Interessen der Lokomotivführer gehe, "sondern um Allmachtsfantasien eines Funktionärs".
Die neuen Streiks würden nicht nur die Berufspendler treffen, sondern vor allem Fahrgäste am Wochenende. Ab 15 Uhr heute Nachmittag soll schon das Zugpersonal im Güterverkehr seine Arbeit einstellen, heißt es in einer Mitteilung der GDL. Morgen früh um 2 Uhr sind auch die Beschäftigten im Regional- und Fernverkehr der Deutschen Bahn zum Streik aufgerufen. Enden sollen die 50-stündigen Maßnahmen erst am Montagmorgen um 4 Uhr.
GDL-Chef Claus Weselsky forderte von der Deutschen Bahn, ihre "Blockade auf dem Rücken ihrer Kunden zu beenden". Die Bahn solle mit der Gewerkschaft Tarifverträge für das Zugpersonal auszuhandeln. Entwürfe dazu lägen "seit Monaten" vor. Die Gewerkschaft sei bei inhaltlichen Verhandlungen auch zu Zugeständnissen bereit, erklärte GDL-Chef Claus Weselsky. Die Bahn müsse aber ihre "Wunschträume nach Tarifeinheit" aufgeben.
Die Bahn setzt erneut einen Not-Fahrplan ein, der im Internet abrufbar ist, teilte der Konzern mit. Dort hat er zudem Informationen zum Streik veröffentlicht. Seit 13 Uhr gibt es eine kostenlose Hotline:: 08000 99 66 33.
GDL will auch andere Berufsgruppen vertreten
Die GDL fordert neben fünf Prozent mehr Lohn, weniger Überstunden und einer Verkürzung der Wochenarbeitszeit um zwei Stunden für die Lokführer eine Ausweitung des Tarifvertrags auch auf Zugbegleiter und Rangierführer. Diese Berufsgruppen will aber die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG weiter vertreten. In dem Tarifkonflikt geht es daher auch um einen Machtkampf zwischen der GDL und der EVG. Die Bahn will konkurrierende Tarifverträge für eine Berufsgruppe vermeiden und fordert klare Zuständigkeiten.
Tarifeinheit könnte per Gesetz kommen
Die Bahn hatte kürzlich vorgeschlagen, die Tarifverhandlungen auszusetzen, bis die von der großen Koalition geplante gesetzliche Grundlage zur Tarifeinheit steht. Bis dahin sollten die Lokführer zwei Prozent mehr Lohn erhalten.
Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) kündigte am Freitag an, Anfang November ein Gesetz zur sogenannten Tarifeinheit vorzulegen. Das Bundesjustiz- und das Innenministerium prüften derzeit verfassungsrechtliche Fragen, sagte Nahles im RBB-Inforadio. Bei dem Gesetz geht es um den Grundsatz, dass in einem Betrieb nicht mehrere Tarifverträge gelten sollen. Für Konfliktfälle wie bei der Deutschen Bahn werde die Bundesregierung "im Sinne einer Befriedung" einen Lösungsvorschlag machen.
(pr/nza/tj/nch)