Heute, am zweiten Tag des 50-stündigen Ausstands der Lokführer, gab es weiterhin viele Verspätungen und Zugausfälle. Bis Montag früh müssen Fahrgäste nach wie vor mit Ausfällen und Verspätungen rechnen. Im Fernverkehr fallen etwa zwei Drittel der Züge aus. Betroffen sind auch Regionalzüge und S-Bahnen. Wie die Deutsche Bahn mitteilte, läuft das Ersatzkonzept aber stabil. Über den Ersatzplan hinaus seien sogar weitere Züge gefahren. Zum Streikende um 4 Uhr am Montagmorgen sei der Pendlerverkehr zudem weitgehend gesichert. Reisende können sich auf der Internetseite der Deutschen Bahn über die aktuelle Entwicklung informieren und schauen, ob und wann die Züge fahren.
"Auf den Autobahnen ist es erstaunlich ruhig"
Nach Angaben des ADAC herrschte auf den Straßen weniger Betrieb als erwartet – trotz Herbstferien, schönen Wetters und Zugausfällen. "Auf den Autobahnen ist es heute genauso erstaunlich ruhig wie am Samstag", sagte eine Sprecherin des Automobilclubs. "Wir waren etwas überrascht".
Fernbusunternehmen hingegen verzeichneten dieses Wochenende einen Ansturm. "Die GDL hat den Unternehmen mit ihrem Streik das beste Fernbuswochenende seit der Liberalisierung des Fernbusmarktes beschert", sagte Matthias Schröter, Sprecher des Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmer in Berlin.
Zum Arbeitskampf "provoziert und gezwungen"
Der Chef der GDL, Claus Weselsky, kündigte eine siebentägige Streik-Pause ab Montag. Damit solle auch der Bahn Gelegenheit gegeben werden, "entsprechende Vorbereitungen zu treffen". Weselsky betonte, er bedauere sehr, dass die Reisenden diesem Streik ausgesetzt seien. Aber die Bahn habe die Gewerkschaft zum Arbeitskampf "provoziert und gezwungen". Sie halte weiter daran fest, Verhandlungen unter Vorbedingungen zu führen, die für die GDL unannehmbar seien.
Mit dem Streik kämpft die GDL nicht nur um mehr Geld und weniger Wochenarbeitszeit. In dem Tarifstreit geht es auch darum, dass die Gewerkschaft über die Lokführer hinaus auch andere Berufsgruppen vertreten will - etwa die Zugbegleiter. Darum konkurriert sie mit der zweiten Gewerkschaft, der EVG. Die Deutsche Bahn lehnt aber konkurrierende Tarifverträge ab.
"An der Grenze zur Irrationalität"
Die Bahn kritisierte die Haltung der GDL und den Streik in scharfer Form. Personalvorstand Ulrich Weber sagte, so kurzfristig und in dieser Dimension sei der Ausstand völlig verantwortungslos und an der Grenze zur Irrationalität. Die Deutsche Bahn hatte Freitag, in etwa gleichzeitig zum Streikbeginn, ein neues Angebot vorgelegt. Es sieht fünf Prozent mehr Geld und eine Einmalzahlung von 325 Euro vor. Der Konzern will außerdem nächstes Jahr 200 neue Lokführer einstellen, um den Abbau der Mehrarbeit voranzubringen. Die GDL lehnte das Angebot ab.
Bundesverkehrsminister Dobrindt rief die Gewerkschaft der Lokführer auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Tarifauseinandersetzungen wie auch Streiks seien ein elementarer Bestandteil der Tarifautonomie, dazu gehöre aber auch, die Folgen für betroffene Dritte möglichst gering zu halten. Mit Blick auf das neue Angebot der Bahn sagte Dobrindt, wenn es konkrete Vorschläge gebe, müsse darüber gesprochen werden.
(jri/tk)