Das Streckennetz der Deutschen Bahn beträgt rund 34.000 Kilometer - allein diese Zahl verdeutlicht, wie abhängig der Schienenverkehr von Witterungsbedingungen oder gar den Auswirkungen des Klimawandels ist. Heute vorgestellte Prognosen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung zeigen, dass künftig Extrem-Wetterlagen hierzulande zunehmen werden. Beispiel Stürme: Zwar geht in Deutschland seit rund 20 Jahren die Anzahl der Sturmtage zurück, doch hat die Intensität zugenommen, sagt Hans-Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung:
"Dass sich in der Tat die Stürme verschieben. Vor allem in die grüne Jahreszeit, in der die Bäume noch die Blätter haben - das ist eine besondere Herausforderung. In der kahlen Jahreszeit nehmen die Stürme tendenziell jedoch eher ab. Zudem: Hitzewellen und Starkregenereignisse. Es gibt somit eine ganze Palette von natürlichen Faktoren, mit denen sich die Bahn als großes Unternehmen auseinandersetzen wird."
Bahn legt 5-Punkte-Strategie vor
Als Antwort auf die Untersuchungen der Klimaforscher legte die Bahn heute eine 5-Punkte-Strategie vor. Und da die Wetterkapriolen wohl zunehmen werden, geht es um beispielsweise hitzeresistente Fahrzeugtechnik ebenso wie um beheizbare Weichen. Bahnchef Richard Lutz:
"Es geht darum, dass wir die Leit- und Sicherungstechnik hitzebeständiger machen. Im Sommer haben wir mit höheren Hitzeperioden zu rechnen, da müssen wir die Züge robuster machen. Das Wichtigste ist aber, dass wir den beschrittenen Pfad der vergangenen Jahre in Bezug auf Klimafreundlichkeit und CO2-Reduktion weiterverfolgen."
So soll der Ökostromanteil beim DB-Zugverkehr von derzeit rund 44 auf 70 Prozent 2030 ansteigen. Zur 5-Punkte-Strategie des Konzerns gehört auch ein fortgeführtes Vegetationsmanagement entlang der Gleise. Denn während der Stürme der jüngsten Vergangenheit war dies der Schwachpunkt im System. Bahnchef Lutz will in den kommenden Jahren 625 Millionen Euro investieren, zudem auch 150 Neueinstellungen in diesem Bereich vornehmen. Mehr Grünschnitt entlang der Gleise also - ansonsten aber bleibe es beim bewährten Vegetationsmanagement.
Kritiker hatten anlässlich der Streckenstillegungen während der jüngsten Stürme von einer Mitschuld der Bahn gesprochen. Das Personal sei in diesem Bereich zu sehr reduziert worden, so schicksalhaft wie dargestellt seien die Streckensperrungen nicht gewesen.
Verbessertes Management entlang der Gleise
Von einem bewährten Konzept will deshalb auch Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn nicht sprechen.
"Es geht um das Thema des sogenannten V-Schnitts: Dass neben den Gleisen zunächst einmal Büsche wachsen und erst nach einem gehörigen Abstand dann Bäume, die dann weniger leicht umfallen können, weil sie von Büschen besser gehalten werden - dieses Konzept gibt es noch an viel zu wenigen Stellen."
Die Bahn bezifferte heute die Ausfälle durch Stürme im vergangenen Jahr auf rund 80 Millionen Euro. Durch ein verbessertes Management entlang der Gleise sollen solche Ausfälle künftig vermieden werden.