Die Bahn ist der umweltfreundlichste Verkehrsträger, allerdings sind die Fahrkartenpreise eher teuer - zumindest für jene, die keine Bahncard haben und somit nicht für ein Viertel oder die Hälfte des Preises fahren können. Deshalb werden sich einige Kunden in jüngster Zeit verwundert die Augen gerieben haben, als sie bei der Suche nach einem günstigen Bahnticket ausgerechnet auf Vergleichsportalen für Fernbusse fündig wurden. 29 Euro für eine Fahrt im ICE von A nach B. Das ist zwar immer noch teurer als so mancher Billigbus-Tarif, doch von der Fahrzeit schneller, Pünktlichkeit der Bahn natürlich vorausgesetzt. Der Vertriebsweg über ein Vergleichsprotal für Fernbusse ist noch relativ neu, macht aber aus Sicht der Deutschen Bahn AG Sinn - Andreas Fuhrmann ist Sprecher der Konzernsparte Vertrieb:
"Grundsätzlich steht dahinter die Idee, dass wir überall dort mit unseren Angeboten präsent sein wollen, wo sich Menschen Gedanken über Mobilität machen oder eine Reise planen. Deswegen sind wir nicht nur mit Angeboten auf unserer eigenen Internetseite bahn.de vertreten, sondern auch auf anderen Portalen. Beispielsweise bei ‚opodo', wo ja die Leute eigentlich nach Flügen suchen. Oder auch bei ‚mitfahrgelegenheit.de' oder eben bei Busportalen."
Die Bahn versucht, Marktanteile zurückzugewinnen. Denn seit der Liberalisierung im Fernbusmarkt vor gut zwei Jahren boomt der Busverkehr. Zu Billigstpreisen von teilweise unter zehn Euro fahren vor allem preisbewusste junge Leute lieber mit dem Bus. Die Bahn beklagt seitdem deutliche Umsatzrückgänge - allein im ersten Halbjahr 2014 rund 50 Millionen Euro. Bahnkunden müssen sich somit umstellen - es gibt nun mehr und mehr Möglichkeiten günstige Zugtickets zu finden - aber eben etwas versteckter als bisher. Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert diese neue Unübersichtlichkeit:
"Das ganze System der günstigen Preise ist bei allen Verkehrsträgern für den Kunden nicht nachvollziehbar. Und auch wirklich nicht kundengerecht."
Die Preise vergleichen
Doch betont der Fahrgastverband auch, dass diese neuen Vertriebswege gerade bei jungen Fahrgästen Erfolg haben könnten. In der Verkehrsbranche sind unterschiedliche Tarife längst ein gängiges Mittel. Ähnlich wie im Flugverkehr gilt auch bei der Bahn - wer früh er bucht, zahlt in der Regel weniger. Der Fahrgastverband-Experte Karl Peter Naumann empfiehlt folgende Vorgehensweise:
"Der Kunde, der keine Bahncard 50 hat, sollte zunächst den Sparpreisfinder unter ‚bahn.de' wählen und dort schauen, was er an günstigen Sparpreisen bekommt. Wer kurzfristig reisen will, kann auch unter ‚L´tur' nachschauen, dort werden Restplätze der Bahn zu zum Teil sehr günstigen Preisen verkauft. Wer dann noch Spaß hat, kann natürlich auch über Fernbus-Portale gehen. Aber der sinnvollste Weg ist über den Sparpreisfinder, da kommt man schon zu günstigen Tickets."
Inzwischen kaufen übrigens rund 50 Prozent der Bahnkunden ihre Fahrkarte über das Internet oder mobile Endgeräte. Direkt am Bahnhof, sprich, über einen Automaten oder direkt im Reisezentrum, nur noch rund ein Drittel der Kundschaft. Im Jahr 2000 waren es noch gut zwei Drittel. Doch auch im Reisezentrum, wo Beratung noch großgeschrieben wird, gibt es günstige Tickets, man müsse nur gezielt danach fragen, sagt Bahnsprecher Andreas Fuhrmann.
"Klar, den Sparpreis bekommen Sie auch im Reisezentrum - dort ist er nur fünf Euro teurer. Sie müssen einfach nur sagen, was Sie wollen. Es gibt ja nicht den Bahnkunden - es gibt Kunden, die sind extrem preis-sensibel, sie wollen das absolut günstigste Angebot haben. Und es gibt Kunden, die sind zeit-sensibel - sie wollen die schnellstmögliche Verbindung von A nach B haben."
Allerdings gilt auch: Je günstiger die Bahnfahrkarte, desto eingeschränkter womöglich die Konditionen: So erhalten Bahncard-Kunden auf die billigen Tickets nicht die üblichen Ermäßigungen. Und auch Stornierungsmöglichkeiten und -kosten sollten beachtet werden. Der Fahrgastverband spricht inzwischen sogar von einer Art Bahn-Abitur, um da noch durchzublicken.