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Gitarrist und Sänger Christoph Hessler hatte auf der Mannheimer Popakademie den Studiengang Popmusikdesign gewählt. Dort lernte er auch seine späteren Bandmitglieder kennen. The Intersphere war geboren.
"Ganz am Anfang war's wirklich so: Wir haben uns alle in Mannheim an der Popakademie kennengelernt, wo wir alle studiert haben. Da gab es dann einmal im Monat ein Vorspiel von allen möglichen Bands, die sich dort gegründet haben. Damals war die Zeit des Deutschsoul und Pop Rock Bands. Ich kam schon immer aus dem Rockbereich und hatte Songs und war auf der Suche nach Leuten, mit denen ich diese Songs dann spielen kann. Wir wollten einfach auf die Kacke hauen und Krach machen. Ich habe mir dann den lautesten Drummer von allen herausgesucht."
Spielen, Spielen und nochmal Spielen
The Intersphere definierte sich von Anfang an durch ihre komplexen Arrangements und ihren sehr organischen Bandsound. Der kam nicht von ungefähr, sondern wurde vor allem durch viele Livekonzerte geformt.
"Wir haben einfach immer versucht viel zu spielen, jede Steckdose mitzunehmen, viele Clubs zu spielen und das dann immer weiterzuentwickeln. So hat sich der ganze Bandsound entwickelt. Jeder wusste, wo sein Platz ist und wie er den am besten ausfüllen kann. So hat sich der Sound von The Intersphere nach der Umbenennung 2009 entwickelt. Wir sind als Band mehr denn je zusammen gewachsen und haben den Sound für uns gefunden."
The Intersphere haben sich langsam entwickelt. Vom Proberaum ging es zu den ersten Gigs in Jugendzentren. Von den am Anfang eher bescheidenen Zuschauerzahlen ließ sich die Band nicht entmutigen. Die sprichwörtliche Ochsentour. Doch gerade aber beim Livekonzert zeigt sich, wie der Sound einer Band bei den Zuschauern ankommt.
"Das ist superwichtig! Das haben wir von Anfang an gemacht und es ist die beste Schule, die man als Band durchlaufen kann. Am direkten Feedback der Zuschauer kann man messen ob der Abend gut war. Wir verkaufen dann noch CDs und reden mit den Leuten. Etwas Besseres kann eine Band nicht machen."
Do it yourself - von Anfang an!
2009 erschien ihr Debut "Sob" und die Aufmerksamkeit wurde größer. In diesem ersten Jahr schaffte es The Intersphere sogar in das Line Up des renommierten Rock am Ring Festivals. Drei Jahre nach Bandgründung auf derselben Bühne mit Kettcar, Enter Shikari und Marilyn Manson. Von Anfang an war klar: The Intersphere ist eine Do it yourself Band und wird sich nie zu sehr auf Labels, Manager und Trends verlassen.
"Vor allem war es dann auch so, das wir gelernt haben, was wir nicht wollen. Das hilft extrem weiter, wenn man sagen kann: das ist genau der Weg und den ziehen wir jetzt auch durch und machen das Album. Auch, wenn es am Anfang schwierig ist mit den Label. Wir ziehen das Ding durch, gehen auf Tour und pressen das Ding selbst. Auf einmal haben wir davon 2000 Stück verkauft und dann muss wieder nachgepresst werden. Das ist die Geschichte der ganze Band, das es über die ganzen Jahre stetig gewachsen ist. Es ist nie explodiert, aber es wächst die ganze Zeit, es kommen immer mehr Leute auf die Konzerte und wir entwickeln uns immer weiter und versuchen mit jeder Platte etwas Neues und Cooles zu machen. Das ist genau das, was die Band am Leben hält. Das wir immer versuchen, etwas Schönes und Neues zu machen."
Über zehn Jahre und vier Alben nun feilt das Quartett an seinem Sound, der vor allem bei ihren Livekonzerten zur Geltung kommt. Gerade dann beweisen The Intersphere wie zeitlos gut gespielte Rockmusik sein kann. Mehrstimmige Gesänge und zwei Gitarristen, die eine kluge Harmonieführung präsentieren. Mit viel Dynamik inszeniert die Band Akkordfolgen und Melodien. Was im ersten Moment ohrenbetäubend laut ist, kann im nächsten schon wieder sphärisch ausklingen. The Intersphere sind besonders bei Musikern beliebt, manche nennen das sogar Musik für Musiker. Neben der normalen Audio CD des Albums "Hold on Liberty", das 2015 erschien, bieten The Intersphere auch eine Version zum Mittrommeln an.
Musiker lieben the Intersphere
"Es sind immer viele Musiker im Publikum, die auch verstehen, was da auf der Bühne passiert. Auch wenn unser Drummer Mola seltsame Quintolenbreaks spielt oder mal ein 9/8 Takt stattfindet, gibt es immer Leute, denen das sehr gefällt. Wir versuchen, die Komplexität so einzubauen, dass es immer musikalisch ist. So, das der Song immer im Vordergrund steht: gute Melodien und eine Energie, die vom Anfang bis zum Ende durch den Song durchfließt. Wir versuchen, es für uns spannend zu halten. Es gibt Songs, da ist es auch für uns eine Herausforderung, den am Abend einigermaßen gut spielen zu können."
Auch in ihren Videos pflegt die Gruppe das Image von Musikern, die bei der Arbeit Spaß haben. Während des Spielens lässt sich die Gruppe gerne auf die Finger schauen. Statt Spielhandlungen zu den Songs zu erfinden, wie es so oft in Musikvideos üblich ist, lässt sich die Band lieber im Studio filmen, während sie den jeweiligen Song spielt. Gitarrist Thomas Zipner:
"Es ist halt kein durch inszeniertes Musikvideo, sondern zeigt eine Band, die roh im Studio spielt. Das ist das, was ich auch gerne von einer Gruppe sehen möchte. Bei vielen Musikvideos hat man so eine Story, die man eh nur halb versteht, da weiß ich nicht, was ich damit soll. Mir gefällt es, wenn ich die Band spielen sehe, das finde ich eigentlich immer cool."
Fiktive Geschichten und große Popmusik
Gitarrist und Sänger Christoph Hessler spricht nicht gerne über seine Texte. Es ist ihm fast schon unangenehm, über den Inhalt seiner Songs zu reden.
"Das ist für mich immer ganz schwer, das nochmal zu reproduzieren. Die meisten Songs entstehen aus einer Geschichte, die in meinem Kopf passiert. Gespräche, verschiedene Einflüsse, zum Beispiel was ich gerade gelesen habe, oder auch fiktive Geschichten, die ich dann zusammenschreibe und es dann emotional nachvollziehe und daraus den Song zusammenbaue. Die Schlusszeile in Prodigy Composers ist: 'Mother and father, you will never be a part of me'.Wir haben alle unsere Erfahrungen im Leben gemacht, sei es, was Beziehungen angeht, sei es, wie in diesem Song eine familiäre Erfahrung. Um Themen zu finden, die man auch adäquat wiedergeben kann, muss man das auch durchleben, um das entsprechend singen und rüberbringen zu können."
Diese Songs wirken auch deswegen sehr eindringlich, weil ihre komplexen und sehr emotionalen Gesangsharmonien auf harte Gitarrenriffs und wuchtige Rhythmen treffen. Die Basis ist harter, schneller Rock, die Gesänge sind oft pure Popmusik.
"Wo wir uns auf jeden Fall darauf einigen können, sind die Beatles. Die Harmonieführung und wie die Akkorde gesetzt sind. Wir sind auch alle ganz große Police Fans, da hat Sting bei uns auch großen Eindruck hinterlassen. Ich persönlich höre auch viel Popmusik, wenn das gut gemacht ist und eine Emotion weckt, dann gefällt mir das. Ich mag es, wenn man Melodien auch nachvollziehen kann, die man, wenn man am nächsten Morgen aufwacht, noch im Kopf hat und mitsingen kann."
Momente auf Tour
Spielfreude, Finesse im Zusammenspiel. The Intersphere verbringen viel Zeit auf der Bühne oder im Proberaum. 50 -100 Shows pro Jahr waren gerade in der Anfangszeit der Band keine Seltenheit Damit hat die Gruppe jede Menge wichtige Erfahrungen gesammelt.
"Es gab viele schöne Momente, wenn man auf Tour ging, oder Releaseshows gespielt hat, oder wenn auf einmal große Festivals reinkamen. Zum Beispiel Open Flair oder Rock am Ring, das sind ganz besondere Momente für die Band. Schwierige Momente gab's natürlich auch. Beispielsweise Shows, bei denen alles schief ging. Ich erinnere mich da an einen größeren Gig in der Feuerwache in Mannheim im Rahmen der Lautstarkparty, das war die Hölle. Da sind Saiten gerissen, da ist der Bass abgeraucht, da sind ständig Felle am Schlagzeug gerissen. Es war das volle Programm. Wir haben am Ende vielleicht 5 Songs gespielt und der Rest war einfach nur Pause und Pfiffe von den Zuschauern. Das war ganz übel, so etwas möchte man nicht nochmal erleben."
Vier Alben hat die Band mittlerweile herausgebracht. Vor allem Fans von Gruppen wie den englischen Muse oder amerikanischen Alternative-Bands gefällt die Musik von The Intersphere. Die eigenen musikalischen Einflüsse von Christoph Hessler, der 1979 in Aschaffenburg geboren wurde, sind davon gar nicht so weit entfernt.
"Ich bin so ein 90er-Jahre Grungekid. Ich bin mit Nirvana, Alice in Chains, Soundgarden groß geworden. Dann kamen Bands wie Tool dazu, dann wurde es anspruchsvoller. Ich habe eine Zeit gehabt, in der ich viel Progressive Metalkram gehört habe. Über die Zeit kamen ganz viele andere Sachen dazu. Gruppen wie Mutemath, Dredg Carnivool oder Circa survive."
Musikalische Meilensteine und Experimente im Studio
Mit dem 2014er Album "Relations in the unseen" bündeln The Intersphere ihren heutigen Bandsound. Experimentierfreude, eine ausgefeilte Produktion, der Sound der Band bietet viele Facetten, die sich bei mehrmaligem Hören erst richtig herauskristallisieren. Gitarrist Thomas Zipner beschreibt es so: "Wenn man unsere Alben durchhört, kann man auch den Weg verfolgen, den die Gruppe musikalisch gegangen ist. Vom ersten Album das sehr riff und rocklastig war, dann mit Interspheres and Atmospheres, die etwas ausufernd sind und viele atmosphärische Parts hat. Die nachfolgenden Alben pendeln das ein auf einen ganz guten Mix. Wo all die typischen Elemente vorkommen, aber nicht die ganze Platte in eine Richtung geht, sondern eine Ausgewogenheit vorherrscht, die im Endeffekt die Band ausmacht."
Sänger und Gitarrist Christoph Hessler arbeitet auch als Produzent, Gitarrist und Studiomusiker. Er komponierte unter anderem für Cassandra Steen, produzierte für Xavier Naidoo und schrieb sogar einen Song zusammen mit Schlagersängerin Vicky Leandros. Egal ob er Werbespots für BMW oder Mc Donalds erstellt oder Gitarren für das Tim Bendzko Album "Am seidenen Faden" einspielt, auch in der Umgebung eines Tonstudio fühlt sich Hessler zu Hause. Und wenn er an einem Album von The Intersphere arbeitet, wird er zum Perfektionisten. Da darf dann auch mal ein Song ganze 140 Ton Spuren haben.
"Das war das Stück "Out of Phase" und da war ein riesiger Streichersatz drin. Wenn man also alleine schon 40 Spuren Streicher hat, dann kommt die Anzahl schnell zusammen. In dem Song waren für unsere Verhältnisse wirklich viele zusätzliche Elemente drin. Streicher, Glockenspiel, zusätzliche Fuzz-Gitarren, damit am Schluss möglichst dick und fett wird. Sogar das Schlagzeug haben wir gedoppelt. Das war einfach so ein Versuch, wie weit man das treiben kann, um es so fett zu machen, wie es nur irgendwie geht. Ansonsten sind wir da eher spartanischer. Beim Song 'Relations of the unseen', das waren einfach nur zwei Gitarren, Bass und Gesang und Backing Vocals. Wir haben bewusst 50/50 Songs, die einfach nur klassische Rockbesetzung sind und andere, bei denen wir bewusst mit anderen Instrumenten experimentieren, die dann im Verlauf eine frischere Farbe hereinbringen."
Traum vom internationalen Erfolg
Gerade die letzten beiden Alben "Hold on liberty" und "Relations in the unseen" sind auf hohem Niveau produziert - verwunderlich, dass die Band nicht erfolgreicher ist. Das komplexe Klangbild kann sich locker mit internationalen Produktionen messen. Zum Vergleich: die britische Band Muse füllt weltweit riesige Konzertsäle und die amerikanische Band Dredg, die mit the Intersphere vergleichbar ist, spielt in Europa zumindest vor 5oo Leuten pro Show. Für Christoph Hessler ein leidiges Thema:
"Es heißt ja oft: Ihr müsst erstmal in Deutschland was reißen, bevor ihr ins Ausland gehen könnt. Ich sehe das persönlich ganz anders. Gerade in der heutigen Zeit, in der es Plattformen wie Spotify gibt. Wir merken das jetzt auch, das uns Leute aus dem Ausland verstärkt hören: Aus Argentinien, Amerika, im Prinzip aus der ganzen Welt. Sie fragen uns dann, kommt ihr auch mal zu uns auf Tour? Aber es ist halt nicht einfach, ohne Promoter mal eben nach Amerika zu fliegen. Ins benachbarte Ausland stellt kein Problem dar. Aber wenn da die Presse nicht mitspielt und das Album nicht promotet wird, spielt man da, wie hier vor 12 Jahren, wieder vor fünf Leuten am Abend. Und da stellt sich die Frage, ob man sich das auf Dauer geben möchte."
Und auch Thomas Zipner stimmt zu: "Diese ganzen Rutschen ins Ausland, die sind immer so ein Abenteuer. Ein wenig aufregend ist das schon, auch wenn es sich um kleinere Clubs handelt. Ich habe überhaupt nicht den Eindruck, dass unsere Musik, bei den Leuten die zu unseren Konzerten kommen, komisch aufgenommen wird. Eine deutsche Band, die englisch singt, stellt kein Problem dar und existiert als Problem eher in der Denke in der Musikindustrie oder der Medienlandschaft. Die Zuschauer haben damit überhaupt kein Problem. Solange da keine Türen aufgehen und wir da stattfinden, wird das weiterhin schwierig bleiben."
Obwohl es das Album "Relations in the unseen" immerhin auf Platz 26 der deutschen Album Charts geschafft hat, gilt the Intersphere immer noch als Geheimtipp, vor allem unter Musikern. Aber, je länger man im Business bestehen kann, desto größer ist die Freiheit, die man dort hat, meint Thomas Zipner:
"Wir sind eigentlich in der ziemlich komfortablen Lage, dass wir machen können, was wir wollen. Wo uns vorher immer Leute versucht haben uns hereinzureden, so wie, mach das mal auf Deutsch, so etwas fragt heute keiner mehr. Alle haben sich daran gewöhnt, das ist jetzt "The Intersphere" Punkt. Es war am Anfang etwas schwierig, jetzt ist es eigentlich super. Wir können machen, was wir wollen und sind da sehr frei."
Langfristiges Konzept
"Ich fände es super, mal eine Welttour zu spielen. Es muss gar nicht eine Stadientour sein, sondern coole Clubs reichen auch. In all diese Länder zu kommen, wo wir bislang Schwierigkeiten hatten. USA, Südamerika. Das fände ich super, das wäre ein Wunsch!"
The Intersphere verfolgen ein langfristiges Konzept. Das scheint mittlerweile jedenfalls in Deutschland aufzugehen, wo Gruppe nun öfters vor ausverkauftem Haus spielt und der Name immer geläufiger wird. Vielleicht wird es diese Band mit ihrem nächsten Album endlich auf ein anderes und ein längst verdientes Erfolgslevel schaffen.