Die Deutsche Bank muss sich weiter um Skandale und Altlasten kümmern statt vorrangig um ihr eigentliches Geschäft. Im dritten Quartal führte das unter dem Strich zu einem Verlust von 92 Millionen Euro – nachdem im Vorjahr noch ein Gewinn von 51 Millionen Euro verbucht worden war. Allein zwischen Juli und September hatte die Bank 894 Millionen Euro für Rechtsrisiken zurückgestellt, drei Milliarden sind es jetzt insgesamt. Und nun zieht sie weitere Konsequenzen und richtet auch den Vorstand neu aus. Co-Chef Anshu Jain erläuterte in einer Telefonkonferenz den Grund dafür:
"Es hat sich gezeigt, dass die Beilegung der Rechtsstreitigkeiten und die Altlasten eine größere Herausforderung darstellen als wir gedacht haben. Deshalb wird sich das jetzt auch im Vorstand widerspiegeln. Außerdem sehen wir im dritten als auch in den kommenden Quartalen, dass die regulatorischen Anforderungen steigen. Uns ist aber auch sehr wichtig, dass das unsere Effizienz und Kostendisziplin nicht in größerem Maß behindert."
So holt die Deutsche Bank von ihrem Erzrivalen Goldman Sachs Markus Schenck, der den amtierenden Finanzvorstand oder CFO Stefan Krause nach der Hauptversammlung im Mai kommenden Jahres ablösen soll. Das habe Aufsichtsratschef Paul Achleithner angestoßen, der lange Jahre selbst bei Goldman Sachs war, sagt Ascan Iredi von der Aktionärsbank:
"Er wollte das, er hat letztlich nicht mehr Zufriedenheit gehabt mit dem bisherigen CFO, der nach gängiger Meinung die Transparenz zwar vorangebracht hat -das ist auch seine eigene Sichtweise wohl dazu – nur anscheinend nicht so, dass Aktionäre oder vor allem auch der amerikanische Markt befriedigt war. Also eine schwierige Situation, Herr Achleithner konnte sich durchsetzen. Ich möchte nicht zu sehr auf das Thema "Connection" gehen, sondern ich glaube schon, dass es hier darum geht, auch die Aktionäre zu befrieden und vor allem das Bild in der Öffentlichkeit von der Bank zu stärken."
Vor allem in den USA hat die Bank mit enttäuschten Kunden zu kämpfen
Krause übernimmt nun im Vorstand strategische Aufgaben. Vor allem in den USA stellen die Rechtsstreitigkeiten die Bank vor große Herausforderungen. Da geht es zum einen um die Libor-Affäre: Die Bank arbeitet Finanzkreisen zufolge intensiv an einer Beilegung, ein Vergleich mit den angelsächsischen Regulierern könnte das Geldhaus nochmals etwa eine Milliarde Euro kosten.
Vor Steuern aber erwirtschaftete die Deutsche Bank ein Ergebnis von 266 Millionen Euro – vor einem Jahr waren das nur 18 Millionen Euro gewesen. Denn das operative Geschäft lief in vielen Bereichen gar nicht schlecht, meint Stefan Bongardt, Analyst von Independent Research:
"Positiv ist vor allem die Ertragsentwicklung im Kapitalmarktgeschäft aufgefallen, da eben vor allem der Aktien- und Anleihehandel. Der Anleihehandel hat insgesamt vom relativ guten Umfeld profitiert. Im Privatkundengeschäft haben wir auch relativ gute Erlösentwicklung gesehen. Nicht ganz so überzeugend fiel nach unserer Meinung die Verschuldungsquote aus, die sogenannte leverage ratio, die bei 3,2 Prozent doch deutlich hinter den Wettbewerbern liegt. Da ist mit Sicherheit noch Nachbesserungsbedarf gefragt."
Immerhin scheint die Bank zumindest im weltweiten Devisenskandal nicht so stark verwickelt zu sein wie andere Großbanken.