Es geht wieder mal um Libor. Das ist ein am Finanzplatz London ermittelter Zinssatz, zu dem sich Banken untereinander kurzfristiges Geld leihen. Bedeutung bekommt der Zinssatz vor allem deshalb, weil viele andere Bankgeschäfte, auch solche mit Kunden, darauf Bezug nehmen. Wer diesen Zinssatz manipuliert, steckt sich also womöglich Geld auf Kosten der Kunden in die eigene Tasche. Das getan zu haben, wird internationalen Banken vorgeworfen, auch der Deutschen Bank. Die Bankenaufsicht ermittelt. Und hatte einen Zeitplan, wie der zuständige Abteilungsleiter der Aufsichtsbehörde Bafin, Raimund Röseler, Ende Mai sagte:
"Unsere Libor-Untersuchung ist noch nicht endgültig abgeschlossen. Das wird aber jetzt irgendwann in Laufe des Sommers geschehen."
BaFin weitet Untersuchung deutlich aus
Jetzt ist der Sommer bald rum. Und die Bafin sagt nichts darüber, wann sie fertig sein wird. Der "Spiegel" berichtet, das liege daran, dass nicht nur der engere, sondern auch der größere erweiterte Vorstand der Deutschen Bank und weitere Führungskräfte unter die Lupe genommen werden. Das stimmt. Gesprächspartner berichten, die Rechtsrisiken der Deutschen Bank hätten so zugenommen, die drohenden Strafen gerade in den Vereinigten Staaten seien so hoch, dass die Aufsicht noch genauer hinschauen müsse, um sich sicher zu sein. "Alles und jeder" werde untersucht, hört man.
Die Deutsche Bank äußert sich dazu im Detail nicht. Sie hat aber heute abermals bestätigt, dass sie von Aufsichtsbehörden in Europa, Nordamerika und aus der Region Asien/Pazifik Informationsanfragen erhalten habe und dass es dabei um den Libor und andere Zinssätze im Interbankenmarkt gehe, also auch um den europäischen Euribor und den Tokioter Tibor und weitere Zinssätze. Weiter hieß es in der Mitteilung der Bank:
"Die Deutsche Bank kooperiert mit den Behörden hinsichtlich dieser Untersuchungen. Wir kommentieren die Kommunikation mit Aufsichtsbehörden nicht. Die Bank führt eine eigene umfangreiche Untersuchung zu den Vorgängen um Referenzzinssätze durch. Nach aktuellem Stand der Untersuchungen war kein amtierendes oder früheres Mitglied des Vorstands in irgendeiner unangemessenen Weise in die untersuchten Vorgänge um Referenzzinssätze verwickelt."
Tonbänder wurden gelöscht
Der "Spiegel" berichtet, im April 2012 seien digitale Tonbänder gelöscht worden, die für die Libor-Untersuchung relevant gewesen seien. Das sei ein automatisierter Prozess gewesen, ist zu hören: Nach einer gewissen Frist würden Mitschnitte eben gelöscht. Niemand habe dazu aufgefordert, bestimmte Mitschnitte zu löschen. Für den Analysten Dieter Hein von fairesearch steht gleichwohl fest, dass Co-Vorstand Anshu Jain verantwortlich ist:
"Strafzahlungen kommen fast alle aus dem Investmentbanking. Und da war Herr Jain der Chef in den Jahren 2001 bis 2012. Also, er ist genau der, der dafür verantwortlich ist. Und dass er immer noch in Amt und Würden ist, kann bei diesem Hintergrund eigentlich nur erstaunen."
Die Bank hatte im zweiten Quartal die Rückstellungen für Rechtsrisiken um 470 Millionen Euro auf 2,2 Milliarden Euro erhöht. Für weitere Belastungen diese Art in Höhe von 3,2 Milliarden Euro gibt es noch keine Vorsorge.