Die Aufspaltung des Investmentbankings ist der wohl wichtigste Schritt der gestern vorgestellten Umbaupläne. Im Handelsgeschäft wickelt die Deutsche Bank Aufträge für ihre Kunden ab, sowohl bei Aktien, Anleihen als auch Währungen. Bisher war dieses Geschäft für das Geldhaus sehr wichtig, erklärt Philipp Häßler, Analyst der equinet-Bank:
"Da kam der Großteil der Erträge her, aber die Frage ist, ob das zukünftig so bleiben wird, weil vor allem im Handel mit Anleihen die Eigenkapitalanforderungen deutlich gestiegen sind. Und insofern wurde ja auch schon spekuliert, ob nicht eine Deutsche Bank ihr Investmentbanking komplett abspalten könnte. Das war eine Spekulation, die Ende April aufkam."
Investmentbanking abspalten?
Das aber kam nicht so, das hatten Cryans Vorgänger Anshu Jain und Jürgen Fitschen in den Grundzügen ihrer Strategie so festgelegt. Nun könnte damit die Voraussetzung geschaffen werden, diese Sparte abzuspalten, sie vielleicht in eine Kooperation mit einer anderen Bank einzubringen.
Die beiden anderen Sparten Bereiche der Investmentbank sind die Unternehmensfinanzierung und die Transaktionsbank. Dahinter verbirgt sich das Beratungsgeschäft etwa bei Übernahmen oder Börsengängen, erklärt Häßler:
"Dieses ganze Beratungsgeschäft, auch Kreditvergabe etc., das ist dann eher global transaction banking, das wird dann alles verzahnt. Also alle Dienstleistungen, die eine Bank einem Unternehmenskunden anbieten kann, sei es von Finanzierung, Beratung rund um Börsengänge, rund um Übernahmen, dieser ganze Bereich, der ist eigentlich da zusammengefasst."
Außerdem wird das Privatkundengeschäft umstrukturiert, also das, was davon nach dem geplanten Börsengang der Postbank übrigbleibt. Die Vermögensverwaltung, das "Asset Management", wird doch wieder in diese Sparte integriert. Markus Rießelmann, Analyst von independent Research, interpretiert das so:
"Dadurch, dass das Asset Management für wohlhabende Kunden aufgewertet wird, bedeutet das natürlich automatisch auch, dass Produktverzahnungen mit gewissen Privatkunden zu einer Aufwertung der Sparte führen, was aber vor allen Dingen auf wohlhabendere Kunden zutreffen würde."
Grundstruktur der Bank bleibt
Dadurch ändere sich aber die Grundstruktur der Bank nicht, meint Philipp Häßler von equinet:
"Das Investmentbanking ist weiter der dominierende Geschäftsbereich. Insofern - ein Großteil der Erträge wird weiter daraus kommen. Und gleichzeitig verliert das Privatkundengeschäft ja auch die Postbank, insofern gehen da Erträge raus, es kommen andere dazu, insofern ist das ein Nullsummenspiel."
Dass der neue Deutsche-Bank-Chef gründlich aufräumt, zeigen auch die Auflösung der zweiten Führungsebene und die Personalentscheidungen, meint Markus Rießelmann von Independent Research:
"Zum einen ist es mit Sicherheit die BaFin, die gewisse Personen auf dem Kieker hat, sozusagen. Aber ich sehe es auch als Schritt von Herrn Cryan, sich seine Gefolgsleute auszurichten und entsprechend ein Führungsteam nach seinem Willen zu gestalten als Auslöser für diese Personalrochade."
Erfreulich ist auch, dass die Deutsche Bank nach langen Jahren wieder eine Frau in den Vorstand beruft. Sie soll für die Kontaktpflege zu den Aufsichtsbehörden zuständig sein. Eine zweite dürfte Ende des kommenden Jahres folgen. Was diese Neustrukturierung für die Erträge der Bank bedeutet, da sind sich die Analysten jedoch noch nicht schlüssig. Da erhoffen sie sich Aufklärung von der angekündigten Pressekonferenz am Donnerstag kommender Woche.