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Deutsche Bank
Erste gute Zahlen vom neuen Chef

Die ersten Bilanzzahlen der Deutschen Bank unter dem neuen Co-Chef John Cryan wurden von Analysten positiv bewertet. Das gilt auch für die von ihm angekündigten Veränderungen und Kostensenkungen. Wo Cryan das Unternehmen hinsteuern will, werde sich aber wohl erst im Herbst zeigen.

Von Michael Braun |
    Die Zwillingstürme der Deutschen Bank in Frankfurt am Main
    Die Zwillingstürme der Deutschen Bank in Frankfurt am Main (Andreas Arnold, dpa picture-alliance)
    Dass neue Besen erst einmal den aufgelaufenen Schmutz zusammenkehren, ist üblich, wenn neue Leute an die Spitze eines Unternehmens kommen. John Cryan, der nach Anshu Jain neue Co-Chef der Deutschen Bank, hat sich dieser Übung enthalten. Die Zahlen der Deutschen Bank sehen ordentlich aus. Sie hat im zweiten Quartal die Erlöse um 17 Prozent auf knapp 9,2 Milliarden Euro gesteigert und, was Anleger gerne sehen, den Gewinn vor Steuern doppelt so stark anschwellen lassen, um 34 Prozent auf gut 1,2 Milliarden Euro. Weil die außergewöhnlich hohe Steuerlast des vorigen Jahres sich nicht wiederholte, stieg der Überschuss, also das, was nach Steuern unter dem Strich übrig blieb, noch schneller: Er hat sich auf 818 Millionen Euro mehr als verdreifacht.
    Das war im Wesentlichen günstigen Wechselkursen und den gut laufenden Börsen mit vielen provisionsträchtigen Handelsgeschäften zu verdanken. Cryan lobte in einer Mail an alle Mitarbeiter, diese Zahlen zeigten "die Stärken und das enorme Potenzial der Deutschen Bank". Aber er schrieb auch, es sei "inakzeptabel", wenn 85 Cent aufgewendet werden müssten, um einen Euro zu verdienen: "Dies ist ein verschwenderischer Umgang mit unseren hart verdienten Erträgen, und wir müssen alle daran arbeiten, die Kosten zu senken. (…) Infolgedessen wird der Vorstand im weiteren Jahresverlauf eine Reihe wichtiger Veränderungen vornehmen. Veränderungen können belastend sein, aber den Status quo beizubehalten, ist keine Option."
    3,8 Milliarden für Prozesskosten zurückgelegt
    Das mögen schon viele angekündigt haben. Aber Analysten erinnern sich, wie sie John Cryan vor Jahren als Finanzvorstand bei der Schweizer Großbank UBS erlebt haben, und nehmen ihm seine Ankündigungen ab. Stefan Bongardt etwa von Independent Research: "Er hat schon einen sehr guten Ruf, auch sehr akkurat, Zahlenmensch, hat ja damals zumindest bei der UBS die Prognosen immer erfüllt. Eine endgültige Beurteilung wird man erst ab Herbst sehen, wenn er guckt, wo geht die Richtung auch für die Deutsche Bank hin."
    Cryan benannte dafür heute drei Themen: Zu hohe Kosten. Zu viel Geschäft, das Eigenkapital in Anspruch nehme, aber zu wenig Ertrag bringe. Und zu hohe Prozesskosten. Sie sind im zweiten Quartal von 470 Millionen auf 1,2 Milliarden Euro angeschwollen. Insgesamt hat die Bank nun für Rechtsstreitigkeiten 3,8 Milliarden Euro zurückgelegt."