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Deutsche Bank
Schlechte Stimmung

Hauptversammlung in Frankfurt am Main - und viele Aktionäre sind ungehalten. Sie sind mit der Neuausrichtung der Bank nicht zufrieden. Aufsichtsratschef Achleitner gestand denn im Saal auch ein: Das Erscheinungsbild der Bank sei schlecht. Applaus. Im Raum steht die Frage: Wird der Vorstand entlastet?

Von Michael Braun |
    Die beiden Türme der Deutschen Bank in Frankfurt am Main
    Stürmische Zeiten: Auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank wird viel Unmut laut (picture-alliance / dpa / Arne Dedert)
    Der Protest war schon mal lauter vor dem Aktionärstreffen der Deutschen Bank. Diesmal kam er in Form ironischer Nadelstiche daher: Ein Mann sammelt für die Deutsche Bank.
    "Ja, damit wir ein bisschen Geld haben für die Prozesse, die alle laufen. Die Armen können das ja langsam nicht mehr bezahlen. Wir hoffen, ein bisschen was zusammenzukriegen."
    Ein anderer beklagt, die Deutsche Bank beherrsche den Staat:
    "Da steckt die Rechtsprechung, Politik und die Großindustrie alle zusammen. Da werden die Gelder nur untereinander verteilt und den Kleinen weggenommen."
    "Haben Sie ein konkretes Beispiel?"
    "Ja, ich zum Beispiel. Mir wurde eine Schrottimmobilie angedreht, die versteigert wurde für 11.500 Euro. Und ich muss noch circa 150.000 Euro, nachdem ich schon 40.000 Deutsche Mark bezahlt habe, noch mal draufzahlen. Die Gerichte haben den Banken recht gegeben: Das ist richtig so."
    Bank erscheint im schlechten Licht
    Die Stimmung drinnen war nicht viel besser. Erster Applaus kam auf, als der Aufsichtsratsvorsitzende Paul Achleitner zugestanden hatte, das Erscheinungsbild der Bank draußen sei denkbar schlecht. Achleitner versicherte, der Aufsichtsrat sehe natürlich, dass Gewinne in großem Umfang für Strafzahlungen nach Zins- und Kursmanipulationen draufgingen. Das beschäftige das Kontrollgremium:
    "Dabei geht es nicht nur um die richtigen Lehren, um Ähnliches in der Zukunft zu vermeiden, sondern auch um disziplinarische und haftungsrechtliche Maßnahmen."
    Umstrittener Anshu Jain soll Bank neu ausrichten
    Ein Rücktritt des Co-Vorstandsvorsitzenden Anshu Jain, lange Jahre verantwortlich für das Investmentbanking, in dem die Fehler und kriminellen Handlungen geschahen, steht aber nicht auf der Tagesordnung. Jain sprach Englisch in ein stumm geschaltetes Mikrofon zu den Aktionären. Hörbar im Saal war nur die deutsche Simultanübersetzung. So wurde klar, Jain will weitermachen, bekam vom Aufsichtsrat gestern Abend sogar die Verantwortung übertragen, die Bank neu auszurichten: "Wir haben Fortschritte gemacht, aber unsere Arbeit ist noch nicht vollendet."
    Co-Chef Fitschen blickt in die Zukunft
    Der Blick des anderen Co-Chefs, Jürgen Fitschen, richtet sich auf 2020:
    "Die Deutsche Bank feiert dann ihr 150-jähriges Jubiläum. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir die ersten 150 Jahre mit Ergebnissen abschließen werden, die dieses großartigen Unternehmens würdig sind."
    Die Aktionäre hören es, aber zweifeln. "Werden Sie den Vorstand heute entlasten?", habe ich einige gefragt. "Nein." "Nein." "Nein, erteile ich nicht, weil ich sehe, dass das nicht gut geht, was die da machen."