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Deutsche Bank
Staatsanwaltschaft erhebt Vorwürfe gegen Fitschen

Die Staatsanwaltschaft reicht eine Anklageschrift gegen Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen ein. Ihm wird Fehlverhalten beim Kirch-Schadensersatzprozess vorgeworfen. Für seinen Co-Chef Anshu Jain gibt es dadurch neue Machtoptionen - ob er sie nutzen kann, ist aber fraglich.

Von Brigitte Scholtes |
    Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, spricht am 11.03.2014 in Berlin mit Journalisten der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
    Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen droht im Fall Leo Kirch eine Anklage. (picture alliance / dpa / Kay Nietfeld)
    Das Ermittlungsverfahren ist abgeschlossen. Das ist offiziell. Ob die angeblich 600 Seiten dicke Anklageschrift schon beim zuständigen Landgericht München eingegangen ist, wird nicht bestätigt.
    Zuerst sollen die Beschuldigten bei der Deutschen Bank die Akten zugestellt bekommen. Das aber ist offenbar noch nicht geschehen. Eine Anklageschrift liege ihnen bislang nicht vor, heißt es bei dem Geldhaus. Und ohnehin kommentiere die Deutsche Bank grundsätzlich laufende Verfahren nicht. Sie verweist aber auf frühere Äußerungen, wonach sie davon überzeugt sei, dass sich der Verdacht gegen Jürgen Fitschen als unbegründet erweisen werde.
    Fitschen soll zur Unwahrheit angestiftet haben
    Laut dem Zeitungsbericht wird Fitschen vorgeworfen, die Anwälte der Bank im Schadenersatzprozess gegen Leo Kirch nicht davon abgehalten haben, falsch bei Gericht vorzutragen. Fitschen selbst ist sich keiner Schuld bewusst:
    "Ich habe weder belogen noch betrogen."
    Die anderen Angeschuldigten sind Fitschens Vorgänger Josef Ackermann und Rolf-Ernst Breuer, als auch die früheren Vorstände Clemens Börsig und Tessen von Heydebreck. Ihnen werden offenbar Falschaussagen vor Gericht und damit versuchter Prozessbetrug vorgeworfen. Noch aber ist die Anklage nicht zugelassen. Sollte es soweit kommen, dann müsste Fitschen Konsequenzen ziehen, fordert die DSW, die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. So sagt deren Sprecher Jürgen Kurz:
    "In der Konsequenz würde das bedeuten, wenn das Gericht die Anklage zulässt, dass auch eine zweite Behörde der Meinung ist, dass an den Vorwürfen zumindest etwas dran sein könnte. Und wenn die ja sagen, sind wir eigentlich der Ansicht, dass Herr Fitschen, der dann ja logischerweise vor Gericht erscheinen müsste, eigentlich sein Amt als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank ruhen lassen sollte zumindest."
    Doch Fitschens Vorgänger Josef Ackermann hatte sein Amt weiter ausgeübt, als er im Mannesmann-Prozess vor Gericht stand. Dennoch: Die Konsequenzen eines möglichen verfahren wären zumindest sehr unangenehm für das Geldhaus, meint Stefan Bongardt, Analyst von Independent Research:
    "Für die Deutsche Bank ist es dahingehend negativ, dass sie schon wieder in den Schlagzeilen steht negativ. Man hat ja schon zuletzt mit diesen ganzen juristischen Rechtsstreitigkeiten genug zu tun. Das Problem mit Herrn Fitschen wäre jetzt, wenn es tatsächlich zur Anklage kommen sollte, dass da natürlich auch wieder Vorstandskapazitäten gebunden werden, die mit Sicherheit anderswo momentan besser gebraucht werden."
    Entscheidung über Anklagezulassung kann Monate dauern
    Es kann aber noch Monate dauern, bis das Landgericht entscheidet, ob es die Anklage zulässt. Spekulationen, dass Fitschens Co-Chef Anshu Jain die Situation womöglich zum Ausbau seiner Macht nutzen könnte, seien zwar denkbar, meint Jürgen Kurz von der DSW:
    "Die Frage ist, ob Herr Jain im Moment in der Position ist, das zu tun. Der ist im Moment selber angeschlagen. Es geht auch bei ihm darum, was hat er gewusst, als es um Libor-Manipulationen, Euribor-Manipulationen, im Zweifel Goldfixing ging? Das ist ja alles noch völlig ungeklärt. Insofern muss Herr Jain schon selber auch gucken, dass er seine Position hält. Und insofern ist er sicher nicht ganz unglücklich, dass sein Kollege auch ein paar Kratzer mitbekommt. Aber ob er jetzt auch in der Situation ist, wirklich zu sagen, ok, ich nutze diese Möglichkeiten, mich hier als alleinigen Vorstandsvorsitzenden zu etablieren, da habe ich so meine Zweifel."