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Deutsche Bank
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Fitschen

Ob Zinsmanipulation oder Hypothekenklagen, gegen die Deutsche Bank wird bereits in verschiedenen Fällen ermittelt. Jetzt gerät auch der Co-Chef, Jürgen Fitschen, ins Visier. Es geht um den Streit mit den Erben des Medienunternehmers Leo Kirch.

Von Michael Braun |
    Sie kommt nicht aus den Schlagzeilen. Gut vier Milliarden Euro hat die Deutsche Bank schon für Prozessrisiken beiseitegelegt. Doch immer kommen neue, womöglich teuer werdende schlechte Nachrichten. Nun hat die Staatsanwaltschaft in München bestätigt, dass auch gegen den Co-Chef der Bank, Jürgen Fitschen, ermittelt werde. Gegen Fitschen, dessen Vertrag erst vorige Woche bis 2017 verlängert worden war. Auch er steht im Verdacht, im Schadenersatzprozess der Erben des Medienzars Leo Kirch nicht die Wahrheit gesagt zu haben. Die Deutsche Bank kommentiert das mit nur einem Satz:
    "Die Bank ist überzeugt, dass sich der Verdacht als unbegründet erweisen wird."
    Richtig ist: Es sind bisher nur Ermittlungen. Und man weiß, dass 90 Prozent aller Ermittlungen nicht zu einem Strafverfahren führen, sei es, weil der Verdacht sich nicht erhärtet hat, sei es, dass er nicht zu beweisen war. Kommt es anders, kann starker Tobak daraus werden. Denn es wird nicht nur gegen Fitschen ermittelt, auch gegen anderes Führungspersonal, etwa gegen Fitschens Vorgänger Josef Ackermann. Und sollte herauskommen, dass der Vorstand beschlossen hat, vor Gericht eine einheitliche Aussage zu treffen, sollte sich herausstellen, dass diese Aussage falsch ist, dann hätte sich der Vorstand gemeinschaftlich zu einer Straftat abgesprochen, nämlich der Falschaussage vor Gericht. Und das könnte bis zum Vorwurf reichen, eine kriminelle Vereinigung gebildet zu haben.
    Dass es so weit kommt, glaubt Klaus Nieding, Vizepräsident der Aktionärsvereinigung DSW, nicht:
    "Natürlich ist das ein schwerwiegender Vorwurf. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Deutsche Bank tatsächlich solche Absprachen, die dann auch noch nachweisbar wären, getroffen hat."
    Auch wenn die Ermittlungen kein Ergebnis brächten: Schadlos kämen die Bank und ihr Co-Vorstand Fitschen kaum mehr aus der Sache heraus, meint Hans-Peter Burghof, der an der Universität Hohenheim Bankwirtschaft lehrt:
    "Für die Deutsche Bank ist es natürlich ein Problem. Herr Fitschen steht für den Kulturwandel. Er steht für deutsche Traditionen, die wiederbelebt und verstärkt werden sollen. Einerseits kann diese Reputation dadurch Schaden nehmen. Andererseits: Derjenige, der eigentlich das jetzt managen sollte, ist natürlich auch beschäftigt möglicherweise mit seiner Verteidigung, mit der Diskussion dieser Probleme. Er kann sich möglicherweise nicht so gut auf das konzentrieren, was er eigentlich tun sollte. In beiden Aspekten nimmt die Deutsche Bank Schaden.“
    Worum geht es in der Sache? Rolf Breuer, 2002 Vorstandschef der Bank, hatte in einem Interview die Bonität des Filmhändlers Leo Kirch angezweifelt. Leo Kirch hatte die Pleite seines Imperiums kurz darauf auf dieses Interview zurückgeführt. Seine Erben haben vor Gericht recht bekommen. Die Bank wurde zu Schadenersatz verurteilt. Wie hoch der sein wird, muss in einem weiteren Prozess geklärt werden. Die Deutsche Bank hatte sich mal mit 800 Millionen Euro außergerichtlich einigen wollen - aber das war den Kirch-Erben nicht genug. Kirch hatte geargwöhnt, die Deutsche Bank habe den Kirch-Konzern in die Insolvenz treiben wollen, um am Verkauf der Reste gut zu verdienen.