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Deutsche Bank
Tausende Stellen fallen weg

Weiche Schale, harter Kern: Mit viel Ruhe und sanfter Stimme kündigte John Cryan heute ein hartes Sparprogramm bei der Deutschen Bank an. Einen Kampf muss er aber noch austragen: Betriebsrat und Gewerkschaft kündigten Widerstand an.

Von Brigitte Scholtes |
    Der künftige Chef der Deutschen Bank, John Cryan, während einer Pressekonferenz am 29.10.2015 in Frankfurt am Main
    Der künftige Chef der Deutschen Bank, John Cryan, auf der Pressekonferenz in Frankfurt am Main (picture alliance / dpa / Fredrik von Erichsen)
    Es war der erste öffentliche Auftritt von John Cryan und der kam rasch zur Sache. Der seit Juli amtierende Co-Chef der Deutschen Bank stellte die Details der Strategie vor, die sein Vorgänger Anshu Jain und Co-Chef Jürgen Fitschen schon Ende April verkündet hatten. Dass er die nicht grundlegend ändere, begründete der Brite so:
    "Wir wissen sehr genau, wohin wir wollen. Jedoch hat die Deutsche Bank seit vielen Jahren auch ein gravierendes Problem, diese Strategie auch umzusetzen."
    Klar ist nun: 9.000 Mitarbeiter müssen gehen, davon 4.000 im Inland:
    "Mir ist sehr bewusst, dass dies 9.000 Schicksale sind, hinter denen Menschen und Familien stehen. Wir werden einige unserer Filialen in Deutschland und im Ausland schließen müssen. Aus einigen Ländern werden wir uns vollständig zurückziehen. Diese Aufgabe ist nicht einfach, und wir gehen diesen Schritt nicht leichten Herzens."
    Diesen Prozess wolle man mit den Arbeitnehmervertretern bewältigen, sagte der Brite, aber die meldeten sich im Anschluss gleich zu Wort: Das sei das falsche Signal, sagte Konzernbetriebsratschef Alfred Herling. Damit dränge sich der Eindruck auf, die Mitarbeiter müssten die Suppe auslöffeln, die ihnen das Top-Management eingebrockt habe. 14.000 Menschen insgesamt müssen gehen, aber man schafft an anderer Stelle auch 5.000 neue Jobs. Die Bank zieht sich aus zehn Ländern zurück, sie will alles das abstoßen, was zu wenig Rendite bringt oder zu hohe Risiken hat. Mehr als 200 der gut 700 Filialen in Deutschland sollen schließen, vor allem in den Großstädten. Die Bonuszahlungen werden überprüft. Aber auch die Aktionäre werden herangezogen: Die Dividende wird für das laufende und das kommende Jahr gestrichen, ein Schritt, den Klaus Nieding, Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz nachvollziehen kann:
    "Der Eigentümer kann schlechterdings die Ausschüttung einer Dividende erwarten, wenn zum Beispiel in solch hohem Maße Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen werden. Das ist der eine Punkt. Und der zweite Punkt ist natürlich: Man investiert ja dieses eingesparte Geld durch die Dividende, das ist ja nicht irgendwie weg, sondern das bleibt im Unternehmen."
    Die Kosten sollen kräftig gedrückt werden, auch, damit man in die Kontrollsysteme investieren kann, damit künftig Skandale vermieden werden: Wegen der zahlreichen Fehltritte im Investmentbanking ist die Bank in zahlreiche Rechtsstreitigkeiten verwickelt. Bis Ende September hat sie schon knapp 12 Milliarden Euro für Strafzahlungen aufgewendet. Investieren muss sie auch in die IT-Struktur. Denn die sei zu 35 Prozent veraltet, sagte Cryan:
    "Am meisten hat mich seit meinem Start bei der Deutschen Bank beeindruckt, wie gut die Mitarbeiter hier sind. Denn wir haben diese miserablen Systeme, sehr langsame Prozesse, eine schreckliche, ineffiziente interne Organisation, und das machen die Menschen hier mehr als wett."
    Die Bank wisse, dass sie in der Vergangenheit nicht erfolgreich gewesen sei. Wir müssen jetzt liefern, sagte Cryan.