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Deutsche Brexit-Unterhändlerin
Souveräne Strategin

Großbritannien und die EU ringen derzeit in Brüssel um die Bedingungen des Brexit. Aufseiten der EU führt Michel Barnier die Verhandlungen. Er hat eine erfahrene Deutsche an seiner Seite - die stellvertretende Chefunterhändlerin Sabine Weyand.

Von Vera Wolfskämpf |
    Brexit-Minister David David (rechts) und EU-Chefunterhändler Michel Barnier (2. von links) während eines Treffens bei der EU-Kommission in Brüssel am 17.7.2017. Links vorne die stellvertretende EU-Chefunterhändlerin, die Deutsche Sabine Weyand.
    Brexit-Verhandlungen: Links im Bild die Deutsche Sabine Weyand, stellvertretende EU-Chefunterhändlerin, daneben Michel Barnier für die EU. Rechts vorn sitzt Brexit-Minister David Davis. (AFP/Thierry Charlier)
    Die "besten und klügsten Köpfe der Kommission" verhandeln den Brexit – so hatte es Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker angekündigt.
    Und Sabine Weyand gehört dazu – sie ist die Nummer 2 nach dem französischen Chefunterhändler Michel Barnier. Ihr langjähriger Kollege Lutz Güllner aus der Generaldirektion Handel sagt über sie:
    "Wirklich das Beste, was die Europäische Kommission zu bieten hat: Durchsetzungsfähig, kompetent und auch eine wahnsinnig nette und aufgeschlossene Kollegin."
    Souveräne und beliebte Strategin
    Die 52-Jährige ist Politikwissenschaftlerin, studierte auch an der renommierten Uni Cambridge und promovierte in Tübingen. Seit 20 Jahren lebt die EU-Spitzenbeamtin mittlerweile in Brüssel. Zuletzt war sie in der Kommission für den Bereich Handel zuständig, als Vize-Generaldirektorin. Und da hat Sabine Weyand bereits schwierige Verhandlungen geleitet, erzählt Lutz Güllner – wie die zu den neuen Anti-Dumping-Gesetzen der EU:
    "Da gehen die Meinungen der Mitgliedstaaten ganz weit auseinander, die einen wollen schärfere Regeln, die anderen weniger. Da muss man ziemlich manövrieren, das hat sie ganz strategisch gemacht: Wo sind Überschneidungsmengen, wie kann man diese Positionen zusammenbringen – und immer auch die Kollegen mit einbezogen. Egal, ob das jetzt nach oben ist oder nach unten, auch ihre Mitarbeiter direkt in ihrem Büro haben nur Gutes über sie zu erzählen."
    Mit einer "gehörigen Portion Humor"
    Und selbst im EU-Parlament, das ja die Kommission kontrolliert: Dort "auf der anderen Seite" ist ihr Bernd Lange in den letzten Jahren häufig begegnet. Denn der SPD-Europaabgeordnete ist Vorsitzender des Handelsausschusses.
    "Ich denke, Sabine Weyand ist sehr wissend, detailwissend, sehr stringent, hochintelligent und hat dabei eine gehörige Portion Humor. Also insofern war das Besprechen und Diskutieren sehr erfreulich, auch wenn wir unterschiedliche Positionen hatten."
    Expertin in Handelsfragen
    Auch mit Fragen rund um die Welthandelsorganisation WTO, mit TTIP und Nachbarschaftspolitik war Sabine Weyand befasst. Sie kennt also Verhandlungen mit Drittstaaten, wie Großbritannien nach dem Brexit einer sein wird. Und als Handelsexpertin sei Sabine Weyand gut gewappnet, findet Bernd Lange:
    "Das wird 90 Prozent der ganzen Geschichte ausmachen, wenn sie wirklich ernst machen und aus dem Binnenmarkt und der Zollunion rausgehen, dann müssen wir ein völlig umfassendes Handelsabkommen schließen. Da ist Sabine Weyand genau die Richtige, da kennt sie sich 100 Prozent aus. Auch von der Klarheit und Verhandlungsstruktur ist sie genau die Richtige."
    "Komödien lieber als Tragödien"
    Zeit für Interviews hat Sabine Weyand in diesen Tagen natürlich nicht. Und offiziell äußert sich überhaupt nur Chefunterhändler Michel Barnier. Sehr gute Scheidungsanwälte hätte die EU, betonte während der aktuellen Verhandlungen Kommissionssprecher Margaritis Schinas:
    "We have very good divorce lawyers in the person of Michel Barnier and his team."
    Dieses Team ergänzt sich womöglich gut: Chefunterhändler Barnier spricht dem Vernehmen nach lieber Französisch, und das nicht immer diplomatisch – diese Rolle könnte wohl Sabine Weyand zukommen. Das Englische ist ihr nicht fern, denn sie hat Anglistik studiert und ein Faible für englische Literatur. Sie möge Shakespeare, verriet Sabine Weyand dem "Kölner Stadt-Anzeiger" – und die Komödien lieber als die Tragödien. Spannend, was das für den Verlauf der Brexit-Verhandlungen bedeuten wird.