Die Border Adjustment tax - seit Donald Trumps Amtsantritt geistert sie als Schreckgespenst durch die deutsche Exportwirtschaft. Doch Großkonzerne wie BMW oder auch mittelständische Zulieferer, die BMW in die USA folgten, und das riesige Werk in Spartanburg in US-Bundestaat South Carolina beliefern, geben sich inzwischen gelassen. Beispiel: Baier und Michels – ein Zulieferer, der die gesamte Autoindustrie mit Kleinteilen wie Schrauben, Muttern und anderen Verbindungssystemen versorgt. Gerade erst hat der Mittelständler aus dem hessischen Ober-Rammstein in Greenville in South Carolina eine neue große Halle bezogen. Und Zweifel, ob das in Zeiten von Donalds Trumps Steuerplänen die falsche strategische Entscheidung sein könnte, hat Firmenchef Peter Federolf nicht…
"Nee, keine Zweifel. Auch das Thema Mexiko wird zum einen nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Zum zweiten; wenn das wirklich kommen würde, dass dort sehr hohe Zölle kommen, dann werden die amerikanischen Autos um den Prozentsatz teurer und das ist nicht durchsetzbar."
Heißt übersetzt: Trump mag ankündigen was er will, die wirklichen Zeitbomben für die deutschen Autohersteller und ihre Zulieferer ticken woanders – und damit meint Federolf den Abschied von Benzinern und Dieselfahrzeugen…
"Das wird, wenn das wirklich kommt, auch Elektroindustrie, das wird der deutschen Autoindustrie sehr, sehr weh tun. Einfach die Arbeitsplätze. Man braucht für ein Elektroauto gegenüber einem Verbrennungsmotor nur noch höchstens zehn Prozent der Mitarbeiter. Und das wird auch hier in der Gegend vielen Zulieferern wahrscheinlich mehr weh tun als irgendwelche Zölle oder Steuern oder sonstige Themen."
Der größte Autoexporteur der USA ist ... BMW
Gelassen gibt sich auch Knudt Flor, der Werksleiter des BMW-Werks in Spartanburg. 8.800 Mitarbeiter montieren hier die komplette X-Reihe, weitere 22.000 Jobs hängen direkt an dem Werk bei den Zulieferern. Auf 40.000 Fahrzeuge war das Werk bei seiner Eröffnung 1995 einmal ausgelegt, heute verlassen über 400.000 Autos die riesigen Hallen, 70 Prozent davon gehen in den Export. Damit ist ausgerechnet ein deutscher Konzern - BMW - der größte Autoexporteur der USA. Eine Grenzausgleichssteuer auf alle Teile, die BMW erst einmal in die USA importieren müsste, träfe den Konzern schon, aber das aus heutiger Sicht eher fiktive Problem wäre auch bei BMW beherrschbar, sagt Knudt Flor.
"Sollte es wirklich soweit kommen, dann haben wir natürlich die Chance hier relativ schnell umzuswitchen und andere Modelle hier zu bauen. Also nehmen wir mal ein Beispiel: Wir sagen: Gut, die X-Modelle Export lohnt sich nicht mehr – in welcher Form auch immer. Dann würden wir hier anfangen, die 5er-Reihe zu bauen oder die 7er-Reihe. Das heißt, wir haben hier im Grunde genommen kein Problem mit den Standorten. Das Einzige, was dann zu einer Umplanung führen könnte, das wäre: welche Modelle bauen wir wo."
Hinzu kommt: BMW hat in South Carolina seit der Werksgründung nur beste Erfahrungen gemacht. War der Flugplatz zu klein, wurde die Landebahn verlängert. Wurde es im Hafen von Charleston zu eng, wurden die Fahrrinne vertieft und die Kais verlängert. Und wenn Gouveneur Henry McMaster im Werk vorbeikommt, fragt er als erstes, was braucht BMW noch, damit der Schuh bloß nicht irgendwo drückt.
Zypries: "Wir brauchen diese Steuer nicht"
"It’s a great day”, sagt McMaster dann auch, als Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries das BMW-Werk besucht. Zypries will McMaster auf ihre Seite ziehen. Auch der Gouverneur soll gegen Trumps abstruse Steuerpläne in Washington zu Felde ziehen und zeigen, was bei ihm im prosperierenden South Carolina alles auf dem Spiel stünde, sollten die Steuerpläne Realität werden. Und offenkundig hat Zypries Henry McMaster, den Gouveneur von South Carolina auch für die deutschen Anliegen eingenommen.
"Wir ziehen an einem Strang, würde ich sagen, also wir wollen beide dasselbe. Wir sind ja als Politiker nicht für irgendwas, sondern wir sind da, um das Leben der Menschen besser zu machen und deshalb sagen wir, wir brauchen diese Steuer nicht."
Brigitte Zypries fährt erst einmal beruhigt weiter ins Trump kritische Silicon Valley. Dort warten jetzt Google, Apple und die Startups aus der Internetszene.