Demnach befinden sich fast 53 Prozent der Flüsse, Bäche und Seen in einem schlechten oder sehr schlechten ökologischen Zustand - ein Prozentwert, der höher sei als in den meisten anderen EU-Mitgliedstaaten. Nur in Kroatien und Luxemburg sieht es dem Bericht zufolge mit Werten von jeweils 53,2 beziehungsweise 58,5 Prozent noch schlechter aus.
Ausschlaggebend für die Bewertung ist die Wasserrahmenrichtlinie der EU. Dabei spielt etwa der biologische oder chemische Zustand des Gewässers eine Rolle. So wird beispielsweise gemessen, ob sich bedenkliche Stoffe im Wasser befinden.
Strafzahlungen drohen
Es sei damit unrealistisch, dass Deutschland wie von der Richtlinie (WRRL) vorgesehen bis 2027 alle seine Gewässer in einen guten Zustand versetzen könne, heißt es im Wasseratlas. Damit würde die Bundesrepublik die WRRL verletzen und hohe Strafzahlungen riskieren.
Die Heinrich-Böll-Stiftung und der BUND mahnten zu Konsequenzen. "Es braucht nun verbindliche politische Regeln, die auch die Industrie und die Landwirtschaft verbindlich in die Pflicht nehmen", forderte der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt. Die Verursacher von Verschmutzungen müssten an den entstehenden Kosten beteiligt werden.
Milliarden Menschen von Dürren betroffen
Mit Blick auf die weltweite Situation weist der Wasseratlas darauf hin, dass ein Viertel der Weltbevölkerung keinen sicheren Zugang zu Trinkwasser habe. Die zehn Länder mit dem schlechtesten Zugang zur Wasserversorgung liegen alle in Afrika. Am schlechtesten sei die Lage im Tschad, wo 88 Prozent der Bevölkerung keinen Zugang zu grundlegender Sanitätsversorgung hätten.
Dies werde durch die Klimakrise noch verstärkt. Zwischen 2002 und 2021 litten demnach 1,4 Milliarden Menschen unter Dürren. Selbst Deutschland verliere durch sinkende Grundwasserspiegel pro Jahr 2,5 Kubikkilometer Wasser. Das ist mehr Wasser, als der Chiemsee in Bayern führt.
Ungerechte Verteilung von Wasser
Weiter hieß es, nicht die Verfügbarkeit von Wasser, sondern dessen ungerechte Verteilung sei der Hauptgrund für Wasserkrisen. Die Privatisierungen von Trinkwasser hätten sowohl in armen als auch in reichen Ländern Auswirkungen auf dessen Preise und Zugänge. Ferner beanspruchten Industrie, Digitalisierung, die Produktion von Kleidung, Fahrzeugen und Nahrungsmitteln große Mengen an Wasser.
Es müsse dringend gegengesteuert werden, betonten der BUND und die Heinrich-Böll-Stiftung. Nötig sei, die Ressource Wasser gerechter zu verteilen. Gefordert werden politische Regeln, die sowohl die Industrie als auch die Landwirtschaft in die Pflicht nehmen. Durch höhere Wasserentnahmegebühren könne zum Beispiel mehr Anreize zum Wassersparen geschaffen werden, hieß es.
Der Wasseratlas präsentiert Daten verschiedener nationaler und internationaler Organisationen zum Thema Wasserverbrauch und Wasserqualität.
Diese Nachricht wurde am 09.01.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.