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Deutsche Hochschulen
Zuwachs aus den USA

Masterstudiengänge in englischer Sprache und keine Studiengebühren: Aus diesen Gründen studieren immer mehr US-Amerikaner an deutschen Hochschulen. Besonders beliebt sind dabei Natur- und Ingenieurwissenschaften.

Von Verena Kemna |
    Gebäude der Technischen Universität (TU) Berlin in der Straße des 17. Juni.
    Etwa 6.000 waren im vergangenen Jahr an der Technischen Universität Berlin immatrikuliert. (dpa / picture alliance / Hubert Link)
    Keine Studiengebühren, attraktive "summer schools" und nicht zuletzt mehr Masterstudiengänge in englischer Sprache. Das sind die Gründe, weshalb immer mehr ausländische Studierende und eben auch immer mehr US-Amerikaner an deutschen Hochschulen unterwegs sind. Auch Santiago Rubio aus den USA setzt darauf, dass ein Master in Deutschland seine Karriere voranbringt. Er studiert Polymerforschung. Ein Angebot, das mehrere Berliner Hochschulen gemeinsam verantworten.
    "Deutschland ist eines der besten Länder, um Natur- und Ingenieurwissenschaften zu studieren. Es ist für mich eine tolle Gelegenheit, um hierher zu kommen. Mich hat sehr begeistert, dass das Programm in englischer Sprache angeboten wird. Dazu kommt, dass zwischen meiner Bewerbung und dem Studienbeginn gerade mal zwei Monate liegen."
    Sein Studium beurteilt der gebürtige Amerikaner als vollen Erfolg. Er bringt bereits erste Berufserfahrungen aus einer Textilfabrik in North Carolina mit nach Berlin und bereut seine Entscheidung nicht. Wäre da nicht die Sprachbarriere. Doch der strikte Stundenplan lässt keine Zeit für Deutschkurse, bemängelt der 24-jährige. Bisher reichen seine Deutschkenntnisse gerade einmal, um essen und trinken zu bestellen. Er versucht es mit einem Kurs im Internet, würde sich aber mehr Unterstützung seitens der Hochschule wünschen.
    "Ich würde mich über Deutschunterricht im Rahmen des Studiengangs freuen. Ich weiß aber, dass der englischsprachige Master viele internationale Studierende nach Berlin locken soll. Nach dem anspruchsvollen Master folgt ein Promotionsprogramm."
    Dabei bietet die Sprach- und Kulturbörse der TU - Berlin durchaus Deutschkurse für ausländische Studierende. Etwa 6.000 waren im vergangenen Jahr an der Technischen Universität Berlin immatrikuliert. Gerade einmal 100 von ihnen haben einen amerikanischen Pass, schätzt Angela Ittel. Die Vizepräsidentin der TU-Berlin ist zuständig für Internationales und Lehrerbildung. Sie freut sich über Zuwachszahlen aus den US.
    "Die Gruppe vergrößert sich. Die Amerikaner sind aber auch besonders an sehr konzentrierten Angeboten interessiert. Also oft kommen amerikanische Studierende nicht für das ganze Studium hier hin, sondern meistens für Summerschools oder für konzentrierte Programme, die sie dann wiederum in den USA angerechnet bekommen."
    Besonders wichtig, wegen der hohen Studiengebühren dort. Derzeit wird ein Netzwerk mit der University of California aufgebaut, erklärt Vizepräsidentin Ittel. Geplant ist auch eine Kooperation mit der US-Botschaft in Berlin. Doch der Focus liegt nicht nur auf den USA. Zur Zeit läuft jedes zehnte Programm an der Technischen Universität auf Englisch. In naher Zukunft soll jedes zweite Programm auf Englisch angeboten werden.
    "Wir sehen diese englischsprachigen Masterprogramme ganz dezidiert auch als Qualifikationsmaßnahme für unsere deutschen Studierenden. Also immer zweischneidig. Also einmal ein Instrument, um international Studierende zu uns zu holen und auf der anderen Seite ein Instrument, um unsere Studierenden für den globalen Arbeitsmarkt zu qualifizieren."
    Die Kurse deutsch für englische Muttersprachler und englisch für deutsche Muttersprachler sollen ausgebaut werden. Außerdem sollen auch mehr deutsche Studierende von den sogenannten "Summerschools" profitieren.
    "Einfach um hier zuhause vor Ort einen Platz der internationalen Begegnung zu ermöglichen."
    Vielleicht auch eine Chance für den US-Amerikaner Santiago Rubio, um deutsche Studierende kennenzulernen. Schließlich möchte er noch einige Jahre in Berlin bleiben, nach dem Master vielleicht eine Promotion anschließen. Einen Rückflug in die USA hat er nicht geplant. Er bewegt sich in der Weihnachtszeit irgendwo zwischen Berlin und Paris, auf jeden Fall bleibt er in Europa.