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Deutsche Industrie rechnet mit Wachstum und Exportzunahme

Im Rahmen der Hannover Messe signalisierte die deutsche Wirtschaft Optimismus für das laufende Jahr. Während des Messerundgang kam es zu einem Eklat: Barbusige Demonstranten protestierten gegen russischen Präsidenten Putin.

Von Andreas Kolbe |
    Von Energieerzeugung über Industrieroboter bis hin zu Nahverkehrskonzepten - die weltgrößte Industriemesse in Hannover ist eigentlich nicht eine Ausstellung, sondern elf Leitmessen in einem. Die 25 Messehallen sind ausgebucht. Vorsichtiger Optimismus vor allem bei den Deutschen Ausstellern:

    "Wir sehen gute Chancen, dass die deutsche Wirtschaft im Laufe des Jahres deutlich an Fahrt gewinnt."

    Sagt der neue Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie Ulrich Grillo. Um bis zu 0,8 Prozent werde die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr wachsen. Damit liegt seine Prognose deutlich über den Erwartungen der Bundesregierung, die gerade einmal mit der Hälfte rechnet.

    Made in Germany sei vor allem im Ausland wieder stärker gefragt.

    "Für das laufende Jahr rechnet der BDI mit einem Exportwachstum vom 3,5 Prozent. Das hört sich milde an. Aber 3,5 Prozent entspricht mehr als 30 Milliarden - also schon eine ordentliche Summe."

    Doch allein auf Exporte könne die deutsche Wirtschaft nicht vertrauen. Wichtig sei, dass auch deutsche Unternehmen wieder mehr in neue Anlagen und Maschinen investierten, sagte Grillo, nach dem die Investitionen hierzulande fünf Quartale in Folge zurückgegangen waren.

    Dabei appellieren die Wirtschaftsvertreter insbesondere an die Politik, weiter für günstige Rahmenbedingungen zu sorgen, auch wenn der Wahlkampf an Fahrt gewinnt. Die Energiewende dürfe nicht weiter verschleppt werden, hieß es unisono von den Verbänden an Kanzlerin Angela Merkel gerichtet.

    Und auch die rot-grüne Opposition kam unter Beschuss, weil sie hohe Vermögen stärker belasten will. Dies gehe letztlich zulasten der oft in Familienhand befindlichen Unternehmen, so der Chef des Branchenverbands VDMA, Hannes Hesse.

    "Eine grüne Vermögensabgabe oder rote Vermögenssteuer ist Sand im Investitionsgetriebe, ein klarer Anschlag auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und damit auf die langfristige Stabilität der Arbeitsplätze."

    Der Besuch der Kanzlerin auf der Hannover Messe stand allerdings weniger im Zeichen des Wahlkampfs. Gemeinsam mit Wladimir Putin machte sie am Vormittag den traditionellen Messerundgang - und wurde dabei Zeuge neuerlicher Proteste gegen den russischen Präsidenten.

    Am Stand von Volkswagen hatten sich Aktivistinnen mit nacktem Oberkörper ins Getümmel gestürzt. Putin musste sich als Diktator beschimpfen lassen, nahm die Protestaktion - nach außen hin jedenfalls - erstaunlich gelassen.

    "Diese Aktion gefällt mir. Es ist klar, dass sie Aufmerksamkeit erregen wird. Ich selbst habe nicht gesehen, ob die Frauen blond oder braunhaarig waren. Es wäre aber besser, wenn sie angezogen wären, wenn sie über aktuelle oder wichtige Fragen diskutieren möchten."

    Über Korea und Syrien hatten Putin und die Kanzlerin in Hannover gesprochen, auch über Eurokrise auf Zypern und die Razzien bei Nichtregierungsorganisationen in Russland. Dabei wurde das eigentliche Ziel des Treffens fast ein bisschen an den Rand gedrängt, die Wirtschaftsbeziehungen beider Länder zu verbessern.

    Russland nicht nur als Exportmarkt, sondern auch für Produktion und Montage - viele Unternehmen aus seiner Branche würden gern mehr in dem Land investieren, sagte Hannes Hesse vom VDMA. Doch mangle es in Russland noch immer an der nötigen Investitionssicherheit.

    "Um es klar zu sagen: Wer seine Wirtschaft und Wirtschaftsstruktur modernisieren will, muss Vertrauen schaffen."