Glühender Stahl ergießt sich in einem roten Strahl in Formen aus gehärtetem Sand - über 1.500 Grad heiß. Hier entstehen moderne Motorenblöcke für Daimler-Lastwagen. 180.000 Stück werden jedes Jahr gegossen. Atlantis Foundries in der Nähe von Kapstadt gehört zu Daimler und ist mit 1.200 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber in der Region. Direktor Felix Homburg fallen viele Gründe ein, warum sein Unternehmen hier in Südafrika vertreten ist.
"Weil die Arbeitskosten im Vergleich zu den europäischen niedriger sind. Wir sind aber auch hier, weil die Energiekosten im Vergleich zu Europa auf einem niedrigeren Level sind. Und wir sind auch hier, weil die südafrikanische Regierung sich bemüht, die Exporte im Automobilsektor zu erleichtern."
Atlantis Foundries ist eines von rund 600 deutschen Unternehmen am Kap, darunter viele Mittelständler. Sie kommen vor allem aus den Bereichen Autoindustrie, Elektrotechnik und Maschinenbau. Insgesamt beschäftigen sie hier gut 90.000 Menschen. Neben den günstigeren Kosten hat Matthias Boddenberg von der Deutschen Industrie- und Handelskammer für das südliche Afrika aber noch mehr Argumente, um deutsche Investitionen zu ermutigen:
"Da findet Ihr ein Rechtssystem, das dem deutschen oder dem europäischen sehr ähnlich ist. Da findet Ihr ein Finanzsystem, das vernünftig entwickelt ist. Da findet Ihr eine Infrastruktur, die trotz aller Probleme gut entwickelt ist. Und Ihr findet die Möglichkeit, in die Region hinein zu operieren."
Besonders der Blick auf die umliegenden Länder, die sogenannte SADC-Region, ist laut Matthias Boddenberg für deutsche Firmen lohnenswert. Denn dort gibt es immer mehr Menschen, die sich deutsche Produkte leisten können.
"Der Raum SADC ist ein interessanter Markt von fast 400 Millionen Menschen mit einer wachsenden Kaufkraft. Und dabei spielen Länder wie zum Beispiel Mosambik eine große Rolle. Das sind zukünftige Champions."
Mosambiks Wirtschaft wächst
Noch gehört Mosambik zu den ärmsten und am wenigsten entwickelten Ländern der Welt. Aber die Wirtschaft wächst seit Jahren mit sechs bis sechs Prozent - und lechzt nach Investitionen aus dem Ausland.
"Im Zuge der Entwicklung der Wirtschaft in Mosambik wird es Riesenchancen geben. Mosambik hat mit Sicherheit die drittgrößten Gasvorräte. Die Kohlevorräte sind unglaublich groß. Unsere Firmen sind natürlich sehr aktiv in allem was Infrastruktur angeht."
Zum Beispiel beim Bau von neuen Häfen, Straßen und Autobahnen.
Bei allen Chancen für deutsche Unternehmen im südlichen Afrika darf man die Herausforderungen aber nicht vergessen: Es gibt viel zu wenig gut ausgebildete Menschen hervor. Inflationsraten von jährlich fünf bis sieben Prozent machen Arbeit, Energie und Zulieferer teurer. Korruption ist in manchen Bereichen alltäglich.
Südafrika und die Gewerkschaften
Südafrika hat weitere spezifische Herausforderungen: Die Gewerkschaften sind hier deutlich radikaler als in Deutschland. Die Automobilindustrie hat letztes Jahr einen siebenwöchigen Streik wegstecken müssen. Die Politik des Black Economic Empowerment, also die gezielte Förderung der ehemals unterdrückten schwarzen Bevölkerungsmehrheit in der Wirtschaft, wird von vielen Unternehmen als hinderlich angesehen.
Matthias Boddenberg von der Handelskammer für das südliche Afrika sieht aber vor allem ein Hindernis für deutsche Investitionen: Südafrika hat letztes Jahr das Investitionsschutzabkommen mit Deutschland gekündigt - eine neue gesetzliche Regelung steht noch aus. Derzeit sei also gar nicht klar, wie gut deutsche Investitionen geschützt seien.
"Wir brauchen das. Sonst können wir kaum einem deutschen Unternehmen sagen: Hier ist alles in Ordnung. Geld ist ein scheues Reh, und es läuft dahin, wo es die besten Bedingungen vorfindet."
Trotz dieser Herausforderungen sind sich die meisten hier einig: Afrika ist der Kontinent der Zukunft. Eine Milliarde Menschen, ein Durchschnittsalter von Mitte 20, eine wachsende Mittelschicht, dadurch neu entstehende Märkte.
"Ich denke dass sich der südliche Teil des Kontinents, also Sub-Sahara-Afrika, sehr sehr positiv entwickeln wird. Startend von Südafrika, wo wir sehr stark vernetzt und verwurzelt sind, wird die Region für deutsche Unternehmen interessanter 'by the day' praktisch."