Archiv

Deutsche Landwirtschaft
"Milch billig verkaufen, um sie überhaupt loszuwerden"

Ist die deutsche Agrarindustrie unfair gegenüber ihren europäischen Nachbarn? Weil sie billiger produziert und ihnen damit die Preise kaputt macht? Bei den Protesten der französischen Landwirte wurden deutsche Lkw mit Fleisch- oder Milchprodukten an der Einreise gehindert. Doch den deutschen Bauern geht es nicht besser. Milchviehhalterin Karin Mansholt erklärt im DLF, warum sie am liebsten - wie ihre französischen Kollegen - auf die Barrikaden gehen würde.

Karin Mansholt im Gespräch mit Jessica Sturmberg |
    Kühe stehen auf einer Weide.
    24 Cent für einen Liter Milch - das reiche nicht für einen kostendeckenden Betrieb, beklagt Karin Mansholt aus Krummhörn. (Deutschlandradio / Ellen Wilke)
    Bei Milchpreisen von 55 Cent für den Verbraucher erhalten die Landwirte zwischen 24 und 28 Cent für den Liter. Das reiche nicht für einen kostendeckenden Betrieb, beklagt Karin Mansholt aus Krummhörn in Ostfriesland. Im Deutschlandfunk erläutert sie, was das konkret bedeutet: Rücklagen würden aufgebraucht, notwendige Investition auf Eis gelegt, Landwirte und ihre Familien seien rund um die Uhr im Einsatz, sparten an sich selbst. "Gerade wir Bäuerinnen leiden da ganz gewaltig drunter", beklagt Mansholt.
    Tierärzte untersuchen nur noch gegen Bares
    Aber auch der vor- und nachgelagerte Bereich leide. Tierarztpraxen müssten ihre Ärzte entlassen. Viele Tierärzte könnten Untersuchungen nur noch gegen bares Geld vornehmen. Mansholt unterhält einen konventionellen, gentechnikfreien Hof mit 63 Milchkühen und 90 Hektar Land. Auf 30 Hektar Ackerland baut sie Getreide an, welches sie an die Tiere verfüttert. Im Sommer kommen ihre Tiere noch auf die Weide.
    Bio als Ausweg?
    Karin Mansholt will ihren Hof so halten wie er ist, weder die Produktion ausweiten, noch aus ihren Kühen mehr herausholen. Sie erklärt im DLF, wie sie sich einen Ausweg aus der Krise vorstellt, warum die Preise für Biomilchprodukte sich inzwischen abgekoppelt haben und warum sie die Exportorientierung für den falschen Weg hält.