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Deutsche Orchesterlandschaft
"Die Unabhängigkeit der Kunstausübung ist ein hohes Gut"

Musikwissenschaftler Arnold Werner-Jensen kritisiert, dass politische Entscheider zu wenig Verständnis für die Musikbranche hätten und dort bei knappen Kassen als erstes kürzen würden. Auch deswegen ginge die Zahl der Orchester zurück, sagte er im Dlf. Eine privatfinanzierte Orchesterlandschaft lehnt er ab.

Arnold Werner-Jensen im Gespräch mit Raoul Mörchen |
    Cello-Spieler in einem Orchester
    Die Auslastung von Orchestern sei zwar relativ gut, doch sei das Durchschnittsalter des Publikums relativ hoch, so Werner-Jensen im Dlf (dpa/picture alliance/imageBROKER/Norbert Michalke)
    "Musiknation Deutschland?" hinter diesem Buchtitel stecke die Frage, ob die Orchesterlandschaft mittel- oder langfristig eine gesicherte Zukunft hat, erklärt der Autor des Buches Arnold Werner-Jensen. In den letzten drei Jahrzehnten sind circa ein Viertel der Orchester in Deutschland verschwunden. Musikpädagoge und Musikwissenschaftler Werner-Jensen kritisiert die politischen Entscheider und ihr mangelndes Verständnis für Musik als "ein Grundnahrungsmittel". Wenn das Geld knapp werde, dann werde im Musikbereich gekürzt. "Das ist einer der Gründe, warum die Orchesterzahl zurückgegangen ist", so Werner-Jensen.
    Nachwuchs und Finanzierung von Orchestern
    Werner Jensen forderte dazu auf, auch den Publikumsnachwuchs nicht aus den Augen zu verlieren, um die deutsche Orchesterlandschaft zu erhalten. Dafür seien nicht nur die Ensembles zuständig, sondern auch die Musikpädagogik - von Schule bis Hochschule.
    Bezüglich der Finanzierung von Orchestern betonte der Musikwissenschaftler, dass "die Unabhängigkeit der Kunstausübung ein hohes Gut" sei. Eine Struktur wie zum Beispiel in den USA, wo Orchester vor allem privatfinanziert würden, lehnt er ab, damit die Orchester eigenständig planen könnten.
    Buchinformationen:
    Arnold Werner-Jensen: "Musiknation Deutschland? Ein Plädoyer für die Zukunft unserer Orchester"
    Henschel Verlag 2019, 208 Seiten, 18 Euro.