Ladislav Sticha vom tschechischen Inlandsgeheimdienst BIS erklärt schon vor dem Gespräch, dass er nichts sagen wird. Entsprechend dürftig fällt seine Stellungnahme aus:
"Ich kann bestätigen, dass der BIS mit deutschen Kollegen an diesem konkreten Fall zusammengearbeitet hat."
Der konkrete Fall, um den es geht: Im Juni vergangenen Jahres haben die tschechischen Behörden eine Liste von deutschen Staatsangehörigen übermittelt, die auf öffentlichen Schießplätzen waren. Durch ihre Daten in den Gästebüchern sind dabei mehrere Rechtsextremisten aufgefallen. Und es ist kein Einzelfall: Laut Bundesregierung gab es seit Dezember 2015 mindestens zwölf Schießtrainings von Rechtsextremisten im europäischen Ausland. Diese Zahl bestätigt der Soziologe und Extremismus-Forscher Jan Charvat. Allerdings haben die Übungen deutlich früher begonnen.
Kontakte schon seit Ende der 90-Jahre
"Wir wissen, dass deutsche Extremisten auf tschechischen Schießständen schon im Jahr 2012 trainiert haben."
Kontakte zwischen Rechtsextremisten aus beiden Ländern gibt es laut Charvat schon seit Ende der 1990-Jahre. Damals sei in Westböhmen rund um Cheb und Karlsbad eine rechte Subkultur entstanden mit Verbindungen nach Sachsen und in die Oberpfalz. Diese grenzüberschreitenden Kontakte gebe es bis heute.
"Die Extremisten in Liberec zum Beispiel haben langfristige und gut funktionierende Verbindungen nach Sachsen. Das läuft auf der persönlichen Ebene und über die Musikszene. Rechtsextreme deutsche Bands werden nach Tschechien eingeladen, und tschechische Bands treten in Deutschland auf."
Waffengesetze nicht so streng
Charvat vermutet, dass die Tschechen ihre deutschen Gesinnungsgenossen erst darauf aufmerksam gemacht haben, wie leicht man im Nachbarland mit Waffen hantieren kann. Man muss nur hinüberfahren, ohne Aufsehen zu erregen.
"Es geht um Standardangebote auf privat betriebenen Schießplätzen. Denn hier sind die Gesetze zum Umgang mit Waffen nicht so streng wie in Deutschland."
Allein im grenznahen Kreis Karlsbad betreiben 17 Schießstände dieses Geschäft.
Es braucht nur einen gültigen Personalausweis, und schon kann jeder und jede eine Waffe ausleihen und unter Aufsicht eines Instrukteurs losballern. Das Angebot reicht vom Browning bis zur Kalaschnikow. Den Betreibern ist dabei egal, wer die Waffen in die Hände bekommt. Sie müssen nach dem Gesetz nur registrieren, wer bei ihnen war. Hätte es die Einträge in den Gästebüchern nicht gegeben, wären die Rechtsextremisten vermutlich gar nicht weiter aufgefallen.