Andere Online-Portal haben es schon früher getan, vergangene Woche entschied sich auch die Deutsche Welle (DW) dafür: Sie schaltete die Kommentarfunktion ihrer Online-Auftritte für alle redaktionellen Meinungsbeiträge ab. Die Betreuung der Foren sei zu aufwendig, heißt es in einem Statement des Senders.
Lieber in Inhalte investieren
SZ-Journalist Simon Hurtz wertete das im Deutschlandfunk als bedauerliches Signal: "Es zeigt, die Trolle haben gewonnen und Hass und Wut sind nicht mehr zu beherrschen." Dennoch kann er die Entscheidung nachvollziehen: Die Moderation bündele zu viele Ressourcen, die besser in hochwertige Inhalte investiert werden könnten.
Grundsätzlich sieht Hurtz die öffentliche Debatte im Internet nicht gefährdet, schließlich täten zweieinhalb Milliarden Menschen ihre Meinung auf Facebook kund.
Kommentare stärken Nutzerbindung
Aus Sicht der Medienhäuser könne das Abschalten der Kommentarfunktion allerdings problematisch sein. Vor allem für Anbieter, die die Akzeptanz für bezahlte Inhalte steigern wollen, sei die Funktion wichtig. "Ich glaube, dass Kommentare und so ein gemeinsamer Kommunikationsraum eine Möglichkeit sind, Nutzer sehr effektiv an sich zu binden", sagte Hurtz.
Die Entscheidung, die Kommentarfunktion abzuschalten, sei dem Sender schwer gefallen, schrieb Chefredakteurin Ines Pohl auf der Internetseite der Deutschen Welle – schließlich kämpfe der Sender weltweit für einen offenen, kritischen Austausch von Argumenten.
Beleidigungen, Beschimpfungen, Rassismus
"In letzter Zeit haben die überwiegenden Beiträge allerdings ein solches Niveau erreicht, dass sie mit einem konstruktiven Meinungsaustausch nichts mehr zu tun haben", hieß es in dem Statement des Senders weiter. Der Diskurs werde geprägt von Beschimpfungen, Beleidigungen und rassistischen Äußerungen.
Ganz stellt der Sender den Online-Diskurs mit seinen Nutzern allerdings nicht ein. Unter ausgewählten Artikeln soll die Kommentarfunktion auch in Zukunft freigeschaltet werden. Außerdem sind weiterhin Meinungsbeiträge unter nachrichtlichen Beiträgen und auf Facebook möglich.