"Ich filtriere den trüben Most, der aus der Kelter kommt, und bekomme dann einen klaren Most, einen fast sauberen Most heraus, weil wir für den Federweißer weder Häute, noch Kerne haben möchten. Das soll ein sauberes Produkt, das in die Gärung geht, sein."
Bereits um fünf Uhr früh war Winzer Dirk Berges aus dem rheinhessischen Dexheim, rund 20 Kilometer südlich von Mainz, an diesem Morgen im Weinberg. Jetzt, in der Mittagszeit, filtert er den ersten Most des Jahres 2018 im kühlen Weinkeller. Die Traubenlese für den Federweißen hat begonnen, in gut drei Wochen beginnt die Hauptlese der Sorte Müller-Thurgau. Noch vertragen alte Weinstöcke die trockene Hitze gut, junge Pflanzungen werden jedoch nun abgeerntet oder bewässert.
Export nach China nimmt zu
Dirk Berges, der im hessischen Geisenheim Weinbau und Önologie studiert hat, liefert seit einigen Jahren große Mengen seines auf rund 13 Hektar Fläche angebauten Weines nach China.
"Da kommt ein Seecontainer bei uns mit dem LKW an, der wird bei uns beladen. Die fertigen, abgefüllten Weine in Kartons werden dann auf Paletten eingeladen und der geht dann mit dem LKW im Moment die ganze Zeit wieder nach Antwerpen und wird von Antwerpen aus nach China verschifft."
Einige Kilometer weiter nördlich hat im Winzerort Bodenheim das Deutsche Weininstitut seinen Sitz, die Marketingorganisation der Deutschen Weinwirtschaft. Pressesprecher Ernst Büscher bestätigt die wachsende Bedeutung, die China als Exportland für die deutschen Winzer hat:
"Ja, China hat sich in den letzten Jahren, was den Weinexport angeht, sehr positiv entwickelt. Mittlerweile liegt es an fünfter Stelle im Exportranking."
Weißwein wird beliebter
Doch immer noch sind die USA mit rund einem Viertel der Ausfuhren das wichtigste Exportland für die deutschen Winzer, gefolgt von den Niederlanden und, vor allem bei Weißwein, Norwegen. Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut sieht ohnehin einen internationalen Trend zum Weißwein:
"Der steigende Weißweinkonsum geht auch ein stückweit auf die veränderten Ernährungsgewohnheiten zurück. Man ernährt sich bewusster, es geht in Richtung leichte Küche, vegane, vegetarische Küche. Da passen einfach leichte Weine besser, weil die tendenziell auch etwas leichter im Alkoholgehalt sind."
Kunden fordern genaue Herkunftsangaben
Bei der Etikettierung der Weine geht es aktuell vor allem darum, in Deutschland das sogenannte "romanische Modell" zu übernehmen, ergänzt Ernst Büscher. Dabei wird die Kennzeichnung der genauen Herkunft der Weine immer wichtiger. Beim Winzer Dirk Berges ist das etwa die Weinberglage "Dexheimer Doktor", "Oppenheimer Schloss" oder "Niersteiner Paterberg". Doch auch andere neue Informationen müssen demnächst auf das Etikett, so Dirk Berges. Etwa die Nährwerte des jeweiligen Weines:
"Das würde auf unserem alten Etikettenformat platztechnisch alles sprengen. Also haben wir uns jetzt gerade damit beschäftigt, das Etikettenformat zu wechseln."
Auch auf Chinesisch sollen die Informationen demnächst direkt auf dem Etikett zu lesen sein, so Winzer Dirk Berges. Für den Federweißen ist das nicht nötig- der wird in den nächsten Tagen direkt vom Weingut aus verkauft – in einem maximalen Umkreis von 20 Kilometern.