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Deutsche Wirtschaft versprüht Zuversicht für 2012

Trotz Eurokrise und Konjunktursorgen - die Stimmung in der Deutschen Wirtschaft hat sich überraschend aufgehellt. Auch die Verbraucher zeigen sich in Kauflaune. Sie tendieren zu großen Anschaffungen, statt das Geld zu niedrigen Zinsen bei der Bank zu parken.

Von Brigitte Scholtes | 20.12.2011
    Zum zweiten Mal in Folge hat sich der ifo-Geschäftsklimaindex verbessert: Er stieg im Dezember leicht auf 107,2 Punkte. Damit hatte selbst ifo-Chefvolkswirt Kai Carstensen nicht gerechnet:

    "Es ist ein wenig überraschend. Wir wissen aber, dass die Unsicherheit, die maßgeblich dieses Jahr und auch das kommende Jahr bestimmen dürfte, zeitweise geht und dann zeitweise zurückkommt."

    Doch derzeit sind die deutschen Unternehmen in unverändert guter Stimmung. Und die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate sind sogar gestiegen.
    So recht mag der ifo-Chefvolkswirt diese Botschaft kaum glauben:

    "Man könnte sagen, dass die Beschlüsse vom Dezember, die Euro-Krisenbeschlüsse, zumindest eine Atempause bewirkt haben. Aber ich denke, es ist viel zu früh, jetzt schon Entwarnung zu geben. Denn die Eurokrise ist noch längst nicht zu Ende, und eine Reihe von deutschen Handelspartnern, speziell in Südeuropa, müssen kräftig konsolidieren."

    Das Geschäftsklima im deutschen Groß- und Einzelhandel hat sich sogar aufgehellt - offenbar läuft im Einzelhandel das Weihnachtsgeschäft recht gut. Zumindest sind auch die Verbraucher weiter konstant guter Stimmung, das zeigt der Konsumklimaindex der GfK, der Gesellschaft für Konsumforschung: Zwar ist die Anschaffungsneigung gegenüber dem Vormonat etwas zurückgegangen. Doch das sei nicht so besorgniserregend, sagt Rolf Bürkl von der GfK:

    "Es ist aus meiner Sicht bei weitem noch nicht als Trendwende zu sehen oder als etwas, was mir Sorge bereiten würde, sondern es zeigt nur, dass die Situation auch aus Sicht der Verbraucher etwas unsicherer geworden ist, was dieses starke Hin- und Herschwanken in den letzten Monaten kennzeichnet."

    Die Einkommenserwartungen sind sogar gestiegen, schließlich dürfte der Arbeitsmarkt im kommenden Jahr stabil bleiben. Und zum Sparen fehlt den Deutschen derzeit offenbar die Lust, meint Bürkl:

    "Denn das Vertrauen in die Finanzmärkte und auch in die Geldanlagen ist bei den Verbrauchern doch erschüttert worden durch die letzten Monate. Und dann kommt noch hinzu, dass die Zinsen sehr niedrig sind, so dass die Verbraucher derzeit eher zu Anschaffungen tendieren als das Geld auf die Bank zu tragen."

    Der Konsum war im ablaufenden Jahr eine starke Stütze der Konjunktur. Darauf hoffen die Konjunkturforscher auch für das kommende Jahr. Doch das dürfte nicht genügen, um die schwächeren Exporte auszugleichen, glaubt zumindest das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung. Es rechnet für 2012 mit einer leichten Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts um 0,1 Prozent.

    Der harte Sparkurs, den vor allem die Bundesregierung bei den Krisenländern durchgesetzt habe, werde die Vertrauenskrise im Euroraum verschärfen und die Konsolidierungserfolge in Frage stellen, meint IMK-Direktor Gustav Horn. Ganz so schwarz sehen andere Institute das nicht.

    Das Kieler Institut für Weltwirtschaft rechnet wegen der Schuldenkrise mit einem schwächeren Wachstum von noch 0,5 Prozent. Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung hat ebenfalls seine Prognose für 2012 zurückgenommen auf jetzt 0,6 Prozent Wachstum.