„Der Holocaust ist eine Lüge #FreedomOfSpeech.“
„Jeder, der mit den Israelis zu tun hat, ist ein Kollaborateur und jeder Rekrut in den Reihen ihrer Armee ist ein Verräter und muss hingerichtet werden.“
„Die Israelis mischen seit jeher Gift in die Geschichte.“
„Jeder, der mit den Israelis zu tun hat, ist ein Kollaborateur und jeder Rekrut in den Reihen ihrer Armee ist ein Verräter und muss hingerichtet werden.“
„Die Israelis mischen seit jeher Gift in die Geschichte.“
Diese Aussagen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der „Deutschen Welle“ (DW) sind Teil einer aktuellen Recherche der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ). Sie stammen aus privaten Nachrichten auf Social Media oder journalistischen Beiträgen in anderen Medien. Überschrift und Vorwurf des Artikels: „Ein Sender schaut weg“. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.
Über was genau berichtet die „Süddeutsche Zeitung“?
Es gehe um „gelöschte Social-Media-Posts und ein fatales Gesamtbild“, heißt es gleich zu Beginn des Artikels. Fast eine ganze Seite widmet die Zeitung dann in ihrem Medien-Teil der Geschichte. Und beschreibt etwa, was vom Beirut-Korrespondenten der Deutschen Welle auf Twitter zu lesen gewesen sei. Zwar habe dieser seinen privaten Account „gesäubert“, heißt es da. Dennoch fänden sich weiterhin Äußerungen vergangener Diskussionen, so wie diese: „Jeder, der mit den Israelis zu tun hat, ist ein Kollaborateur und jeder Rekrut in den Reihen ihrer Armee ist ein Verräter und muss hingerichtet werden.“ Eine Formulierung, die er inzwischen bedauere, wie er auf SZ-Anfrage mitteilt.
Der Fall des Korrespondenten ist ein Beispiel von mehreren, die in dem Artikel vorgestellt und eingeordnet werden. Alle geschilderten Fälle spielen sich innerhalb der Arabischen Redaktion selbst ab oder unter freien Mitarbeitenden im Ausland, die für diese Redaktion arbeiten. Und fast jedes Mal werden im Zuge der Recherchen Posts gelöscht oder Accounts stillgelegt.
Der Artikel erinnert auch an den Fall von Nemi El-Hassan, die unter anderem nach Likes für antiisraelische Tweets nicht beim WDR beschäftigt wurde. Die SZ kommt zu dem Schluss, „bei der Deutschen Welle ist weit eindeutigeres Verhalten im Netz bislang nicht karriereschädlich“.
Mehr zum Fall von Nemi El-Hassan
Wie reagiert die Deutsche Welle auf die Kritik?
Die DW erklärte sich schnell zur „SZ“-Recherche. In einer noch am selben Tag veröffentlichten Pressemitteilung heißt es, die Vorwürfe würden „eingehend geprüft“. Auf Anordnung von Intendant Peter Limbourg werde man „umgehend eine unabhängige externe Untersuchung beauftragen“. Das DW-Gesetz und der „Code of Conduct“ der DW gäben „klar vor, welche Werte alle Mitarbeitenden der DW zu respektieren und nach innen wie nach außen zu vertreten haben“. Das betreffe auch den Umgang mit Antisemitismus. Gegebenenfalls werde die DW „nach einer ersten Prüfung umgehend Konsequenzen ziehen, wenn sich Verstöße gegen diese Regeln bewahrheiten“.
Für ein aktuelles Interview zu den Vorwürfen stand Peter Limbourg dem Deutschlandfunk nicht zur Verfügung. Ein DW-Sprecher verwies unter anderem auf die bereits erfolgten Erklärungen der eigenen Pressemitteilung.
DW-Intendant Peter Limbourg ließ bereits 2019 Vorwürfe im Zusammenhang mit der Arabisch-Redaktion untersuchen – mit welchem Ergebnis?
Damals standen gleich mehrere Vorwürfe im Raum, viele die Arabisch-Redaktion betreffend: Ein Moderator wurde der Vergewaltigung und des sexuellen Missbrauchs beschuldigt, außerdem ging es um "Fälle von übergriffigem Verhalten" oder Machtmissbrauch. Die DW beauftragte daraufhin zwei Mitglieder des Rundfunkrats damit, die Anschuldigungen aufzuklären. Die Ergebnisse dieser Untersuchung stellte Intendant Peter Limbourg Ende 2020 unter anderem in einem Interview mit der „SZ“ vor. Auf „unterschiedliche Gesinnungen“ angesprochen, erklärte Limbourg damals, „in dieser Redaktion spiegeln sich die Konflikte des arabischen Sprachraums“. Und antwortete auf die Frage nach möglichen Entlassungen, „wir müssen konstruktiv miteinander arbeiten können“.
Medien, die über die Vorgänge damals berichtet hatten, beriefen sich meist auf Quellen innerhalb der DW, die anonym bleiben wollten. Das ist auch bei der aktuellen Recherche so. „Will man mit Mitarbeitern der Deutschen Welle über diese Dinge sprechen, trifft man zunächst auf große Angst vor Konsequenzen im eigenen Sender“, schreibt die „SZ“. Kollegen, die Missstände intern angesprochen oder mit anderen Medien geredet hätten, „seien als Querulanten gebrandmarkt und geschnitten worden“, heiße es.
Um Kritik an der DW-internen Aufarbeitung ging es vor Kurzem auch im medienjournalistischen Portal „Übermedien“. Unter der Überschrift „Wie kann die Deutsche Welle ihre Werte so verraten?“ schreibt dort in einem Gastbeitrag ein in Deutschland lebender syrischer Journalist, als Folge der Untersuchung seien vor allem „kritische Stimmen“ entlassen worden. Und ganz allgemein fehlten bei DW Arabia „professionelle Standards“. Der Sender wies die Vorwürfe als „teils absurde Behauptungen“ zurück.
Welche Rolle spielt die Arabisch-Redaktion in dem Sender?
Die Deutsche Welle ist der Auslandssender der Bundesregierung und wird aus deren Haushalt finanziert. Aktuell bietet die DW multimediale Inhalte in insgesamt 32 Sprachen an. TV-Vollprogramme gibt es nur vier, neben dem deutschen, englischen und spanischen auch ein arabisches, DW Arabia. Mit insgesamt mehr als 200 – festen und freien – Mitarbeitenden zählt das arabische Programm zu den größten Redaktionen. Und gehört nach eigenen Angaben auch zu den erfolgreichsten Angeboten des Senders.
Mit seinen Inhalten hat sich die Redaktion zwischen 2016 und 2017 auch an nach Deutschland geflüchtete Menschen gerichtet. Insgesamt aber definiert die Deutsche Welle ihren Programmauftrag für alle Fremdsprachenangebote so: Man will „Rundfunkteilnehmern im Ausland ein umfassendes Bild des politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens in Deutschland vermitteln“.
Transparenzhinweis: Der Autor dieses Artikels hat bis Ende 2019 als freier Mitarbeiter für das deutschsprachige Nachrichtenprogramm der Deutschen Welle in Bonn gearbeitet.