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Deutscher Computerspielpreis 2019
"Trüberbrook" fühlt sich anders an

"Trüberbrook" aus der Spieleschmiede der "Neo Magazin Royale"-Macher bildundtonfabrik ist zum besten deutschen Computerspiel gekürt worden. Ein Game, das mit den Gewohnheiten in der Zockerwelt bricht - und mit seiner fiktiven Schwarzwald-Idylle ein wenig an die Augsburger Puppenkiste erinnert.

Von Adalbert Siniawski |
    Szene aus "Trüberbrook"
    Preiswürdig: Szene aus dem Mystery-Adventure-Game "Trüberbrook" ((c) btf)
    Die Macher des Games "Trüberbrook", das inmitten einer fiktiven Schwarzwald-Idylle spielt, haben am Dienstagabend in Berlin bei der Verleihung des Deutschen Computerspielpreises den mit 110.000 Euro höchstdotierten Preis von Digitalstaatsministerin Dorothee Bär (CSU) entgegengenommen. Die 32-köpfige Jury hatte die Gewinner in insgesamt 13 Kategorien ermittelt. Kriterien sind Spielspaß, Unterhaltung, künstlerische Qualität, Innovationscharakter oder pädagogisch-didaktischer Wert.
    Bestes deutsches Spiel, beste Inszenierung: "Trüberbrook"
    Computerspielexperte Christian Schiffer hat "Trüberbrook" in Corso getestet. Sein Fazit: "Das Spiel erfindet das Adventure-Rad nicht gerade neu, es erreicht auch nicht die Qualität der einschlägigen Genre-Klassiker wie etwa 'The Secret of Monkey Island'. Aber es erzählt eine charmante Geschichte, mit elegantem Witz. Und das in wunderschöner Kulisse, die in ihrem analog-filzigen Do-it-yourself-Charme ein wenig an die Augsburger Puppenkiste und an das Sandmännchen erinnern."
    Bestes Serious Game: "State of Mind"
    Zum Gewinner in der Kategorie "Bestes Serious Game" meinte Corso-Spieletester Schiffer: "'State of Mind' ist geradezu virtuos erzählt, der Spieler schlüpft in die Rolle eines halben Dutzend Charaktere, die Handlung wird in mehreren Rückblenden vorangetrieben. Umso bedauerlicher ist es, dass die Spielmechanik nicht schritthalten kann mit der Qualität der Narration, oft geht es dröge und repetitiv zu. Als Spieler muss man Bilder zusammenpuzzlen, irgendwelche Schalterrätsel lösen oder Drohnen mit Lasern abschießen. Naja."
    Ein Screenshot aus God of War® III Remastered, der Held Kratos steht grimmig blickend vor einem Relief
    Szene aus "God of War" mit dem Muskelberg Kratos (Sony / God of War III (remastered) )
    Bestes internationales Spiel: "God of War"
    Game-Kritiker Tim Baumann hat für Corso die Hauptfigur der "God of War"-Reihe untersucht, den muskelbepackten Kratos, und sich von ihm ausgehend die Frage gestellt: Welches Bild von Sex zeichnen Computerspiele eigentlich?
    Beste internationale Spielewelt: "Red Dead Redemption 2"
    "Das einzige, was noch größer ist, als die Erhabenheit und Schönheit von 'Red Dead Redemtion 2', ist die Herausforderung, diesem Meisterwerk in einem kurzen Radiobetrag gerecht zu werden", meinte Christian Schiffer in seiner Rezension in Corso. "Vielleicht wird man irgendwann sagen, dass es eine Zeit vor 'Red Dead Redemption 2' gab und eine danach. So oft hieß es in den letzten Jahren, das Medium Computerspiel brauche sein 'Citizen Kane', seinen Meilenstein, sein popkulturelles Ausrufezeichen, sein 'Fuck you' in Richtung des Feuilletons. 'Red Dead Redemption 2' ist genau das."
    Sonderpreis der Jury: "A MAZE. / Berlin"
    Das Berliner Festival hat den Sonderpreis der Jury bekommen. Unsere Kolleg*innen von Deutschlandfunk Nova haben 2018 über die Siegergames bei "A Maze" 2018 berichtet, dem Computerspielfestival für den Indie-Bereich. Aktuell läuft die diesjährige Ausgabe von "A MAZE".
    Mehr Geld für Entwickler
    Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hatte ein besonderes Präsent für die Branche dabei: Die Bundesregierung fördere ab sofort die Entwicklung von Computerspielen "Made in Germany", kündigte Scheuer an. Insgesamt stelle sein Ministerium in zwei Stufen 50 Millionen Euro zur Verfügung. "Wir freuen uns auf eine rege Resonanz der Computerspielgemeinde."
    Der Deutsche Computerspielpreis gilt als wichtigste Auszeichnung der Branche in Deutschland und wird vom Verband game gemeinsam mit der Bundesregierung verliehen. Preisgelder in Höhe von insgesamt 590.000 Euro stehen zur Verfügung.
    Alle Preisträger finden sich in der Liste des Deutschen Computerspielepreises 2019.