Für Pizzaboten in Berlin gehört das Fahrrad längst zum Alltag. Kein normales Fahrrad, sondern eins mit einem Rad hinten, zweien vorne, dazwischen d ein großer Kasten mit Platz für Pizza oder anderes. Unterstützt wird der Fahrer oft auch noch von einem Elektromotor. Thomas Kunz vom Verband des Deutschen Zweiradhandels sieht hier ein Geschäftsfeld der Zukunft:
"Das geht vom reinen Radfahren auch zu Nutzfahrzeugen, also Lastenräder, E-Bikes eben. Das ist natürlich für denjenigen, der was ausliefern muss, eine extreme Erleichterung und da merken wir auch den Trend, dass das deutlich anzieht."
Insgesamt ist der Umsatz der Branche um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Im Vergleich zu 1,7 Prozent Umsatzwachstum im normalen Einzelhandel eine erfreuliche Entwicklung, findet Siegfried Neuberger vom Zweirad-Industrie-Verband. Über vier Millionen Fahrräder seien im vergangenen Jahr verkauft worden zu einem Durchschnittspreis von 530 Euro pro Stück:
"Insgesamt liegt Fahrradfahren im Trend. Also alle Megatrends gehen ja in die Richtung Bewegung, Gesundheit, Umwelt. Wenn dann noch die Rahmenbedingungen stimmen, sprich die Witterungsbedingungen, die Infrastruktur, dann ist es selbstverständlich, dass der Markt sich positiv entwickelt."
Fahrräder ohne Elektroantrieb holen wieder auf
Während in den vergangenen Jahren die Umsatzsteigerungen hauptsächlich auf die Zuwächse im Geschäft mit den E-Bikes zurückzuführen waren, hat jetzt auch der Sektor "normale Fahrräder" wieder aufgeholt. Verlangt werden immer hochwertigere Räder, pro Rad wird mehr bezahlt und immer mehr Wert auf Design gelegt. E-Bikes bleiben aber ein wichtiges Marktsegment. Fast eine halbe Million wurde im vergangenen Jahr verkauft, fast jedes siebte neu verkaufte Rad war ein E-Bike, Preis zwischen 1500 und 3000 Euro.
Fast alle verkauften E-Bikes sind dabei sogenannte Pedelecs, also Räder mit einer Maximalgeschwindigkeit bis 25 Stundenkilometer und Elektromotorunterstützung beim Treten. Die Zielgruppe dafür hat sich geändert, sagt Thomas Kunz:
"Am Anfang waren es die älteren Leute, die einfach wieder einfacher Radfahren konnten, die ein normales Fahrrad gar nicht mehr fahren konnten. Inzwischen geht das hin bis zu jungen Leuten, die es als Transportmittel zur Arbeit benutzen, die nicht mehr mit dem Auto fahren, nicht mehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln, sondern man kann auch im Anzug zur Arbeit fahren, ohne dass man gleich eine Dusche braucht. Das ist natürlich ein enormer Vorteil."
"Radwegebau ist natürlich extrem wichtig"
Ungefähr die Hälfte aller in Deutschland verkauften Fahrräder sind auch hier produziert worden. Sowohl der Im- als auch der Export sind aber leicht zurückgegangen. Insgesamt erzielte die Fahrradindustrie mit Rädern, Teilen und Zubehör einen Umsatz von vier bis fünf Milliarden Euro, Tendenz steigend. Voraussetzung für eine weitere gute Entwicklung seien aber auch gute Rahmenbedingungen, sagt Siegfried Neuberger:
"Radwegebau ist natürlich extrem wichtig. Radstreifen, damit der Radfahrer einfach sicher unterwegs ist. Dann sichere Abstellanlagen, da ich ein hochwertiges Fahrrad oder ein E-Bike eigentlich in den Wohnquartieren in den Großstädten gar nicht abstellen kann, wenn ich im dritten Stock wohne. Und das Thema Vernetzung ist für uns sehr wichtig. Also Abstellanlagen an Bahnhöfen, S-Bahnhöfen, damit die Pendler einfach ihre Produkte sicher abstellen können."
Und nicht zuletzt beeinflusst natürlich das Wetter die Lust der Deutschen, aufs Fahrrad zu steigen. Auch in dieser Hinsicht war 2014 ein gutes Jahr.