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Deutscher Lehrerpreis
Unterricht, der Schülern Spaß macht

Um die Anerkennung des Lehrerberufs zu erhöhen, verleihen der Deutsche Philologenverband und die Vodafonestiftung gemeinsam jedes Jahr den Deutschen Lehrerpreis. Dieses Jahr wurde ein Berliner Geschichtslehrer ausgezeichnet.

Von Claudia van Laak |
    Leeres Klassenzimmer.
    Die Jury lobt das besondere pädagogische Engagement des prämierten Lehrers. (picture alliance / dpa / Stefan Sauer)
    "Er hat einfach eine total lustige und humorvolle Art an sich. Deswegen ist er einfach ein klasse Lehrer."
    "Der Unterricht macht auch einfach Spaß, weil er halt fast nur positives Feedback gibt, auch wenn mal eine Antwort nicht so gelungen ist."
    "Es wird eine gemeinsame Fragestellung zum Thema bearbeitet und die wird dann auch wirklich mit Leidenschaft diskutiert."
    "Die Klausuren darauf bereitet er einen sehr gut vor, vor allem auch aufs Abitur."
    Robert Rauh lächelt verlegen. Soviel Lob von den eigenen Schülern? Fast ein bisschen unheimlich. An diesem Vormittag steht der 46-Jährige vor seinem Geschichtsleistungskurs im Berliner Barnim-Gymnasium. Das Thema: der Konflikt zwischen Welfen und Staufern am Beispiel von Friedrich I. und Heinrich dem Löwen. Die Aufgabe für die Schüler: eine 5-Punkte umfassende Presseerklärung schreiben.
    "Ich würd' Sie bitten, erst mal zu überlegen, welche Kriterien müsste diese Presseerklärung erfüllen. Sie sollen im Auftrag Ihres Herrschers."
    Jeans und Turnschuhe, schwarzes Hemd. Äußerlich unterscheidet sich der jugendlich wirkende Deutsch-, Geschichts- und Politiklehrer nicht sehr stark von seinen Schülern. Doch Robert Rauh gehört nicht zu der Sorte Lehrer, die den Kumpel spielen.
    "Man darf sich nicht anbiedern, man sollte Distanz wahren. Ich gehöre auch, glaube ich, zu den Lehrern, die viel aus ihrem Privatleben erzählen. Also, da wo es angebracht ist und funktional, setze ich es für die Motivation mit ein. Aber ansonsten sehe ich Schüler auch als Lernpartner, das heißt, ich lerne auch von denen eine ganze Menge."
    Robert Rauh geht zur Tafel, notiert die Kriterien für eine Pressemitteilung. "Ich komme aus der Kreidezeit", sagt er und lächelt. Moderne Medien ja, aber nur da, wo sie angebracht sind. Das Geheimnis des Preisträgers: Er schafft die Balance. Zwischen alten und neuen Unterrichtsmethoden. Zwischen Distanz und Nähe. Zwischen Fordern und Fördern.
    "Wir beraten nicht nur, sondern wir erklären auch, wie man dieses Abitur absolvieren kann. Das ist eine relativ hohe Hürde und ich sage den Schülern am Anfang, das ist die Hürde hier und ich bin nicht bereit, sie zu senken, sondern ihr müsst darüber kommen, weil wir nachher im Abitur die Maßstäbe nicht senken können. Ich zeige euch aber, wie es geht. Baue euch Treppen oder Geländer und versuche sie methodisch dann eben so zu schulen, dass sie das Abitur auch schaffen."
    Die Jury lobt das besondere pädagogische Engagement von Robert Rauh – so hat er gemeinsam mit seinen Schülern und der Berliner Akademie der Wissenschaften einen Antikenkongress veranstaltet.
    Es war der letzte Geschichts-Leistungskurs, der ihn für den Deutschen Lehrerpreis vorgeschlagen hat. Dustin Stadtkevic und Besim Maglic haben die Sache selbständig in die Hand genommen.
    "Herr Rau war eben auch außerhalb des Unterrichts für uns da. Man konnte ihn anrufen oder ihm schreiben. Und er hat auch gerne geholfen. Wir hatten Spaß beim Lernen, die Atmosphäre war super, wir haben von Semester zu Semester immer bessere Noten erzielt, besser ging´s eigentlich nicht. Und dann seine Persönlichkeit natürlich."
    Die Lehrerpersönlichkeit – ein wichtiges Kriterium für erfolgreichen Unterricht, in Studium und Ausbildung allerdings völlig vernachlässigt. Jeder kann Lehrer werden, egal ob er oder sie für den Beruf geeignet ist oder nicht. Das geht gar nicht, sagt der preisgekrönte Pädagoge Robert Rauh.
    "Lehrer brauchen eine Aufnahmeprüfung, genauso wie Piloten, das heißt also, es muss die soziale, es muss kommunikative Kompetenz getestet werden. Es müssen Lehrer viel früher ins kalte Wasser geschmissen werden, um festzustellen, ob sie überhaupt geeignet sind für diesen Beruf. Also, andere müssen das beurteilen und sie selbst. Und das ist im Referendariat zu spät."