Alfons Hörmann ist neuer Chef des deutschen Sports. Der 53 Jahre alte Unternehmer wurde am Samstag bei der 9. DOSB-Mitgliederversammlung in Wiesbaden mit überwältigender Mehrheit zum neuen Präsidenten und damit zum Nachfolger von Thomas Bach gewählt.
"Mir ist klar, dass die vor uns liegenden Aufgaben nicht dem Format eines 100-Meter-Laufs entsprechen. Das Bild des Marathons ist stimmiger. Ich bin bereit, diesen Marathon anzugehen, sofern sich viele fleißige Helfer beteiligen", sagte Hörmann, der in seiner Vorstellung vor den Delegierten von einer "großen, großartigen Aufgabe" sprach.
Er kann mit einem eindrucksvollen Vertrauensbeweis im Rücken sein Amt antreten: 434 Mitglieder stimmten für den einzigen Kandidaten, nur 25 gegen ihn - das entspricht einem Votum von 94,6 Prozent. "Mit diesem Vertrauensbeweis fühle ich mich gestärkt, den Marathon anzugehen", sagte Hörmann.
Rückendeckung von Vorgänger Bach
Der Allgäuer, der die Präsidentschaft von Bach zu Ende führen wird und sich deshalb schon in einem Jahr wieder zur Wahl stellen muss, hatte schon vor seiner Inthronisierung Rückendeckung von seinem Vorgänger erhalten. "Statten Sie Ihren neuen Präsidenten mit einem starken Mandat aus, das ihm erlaubt, unseren DOSB mit aller Kraft zu vertreten. Unterstützen Sie ihn, wie Sie mich in den letzten sieben Jahren unterstützt haben", sagte Bach, der das DOSB-Spitzenamt nach seiner Wahl zum IOC-Präsidenten am 10. September niedergelegt hatte.
Bach selbst wurde ohne Gegenstimme zum DOSB-Ehrenpräsidenten gewählt - und kämpfte während seiner Dankesrede mit den Tränen: "Das ist ein weiterer emotionaler Moment für mich. Ich freue mich riesig über diese Wahl und diese große Zustimmung. Der DOSB ist und bleibt ein Teil meines sportlichen Lebens." Er dankte ausdrücklich Hans-Peter Krämer, der den DOSB nach seinem Rücktritt als Übergangspräsident geleitet hatte und nun bis Ende 2014 wieder als Vizepräsident Finanzen fungieren wird.
Unternehmer aus Sulzbach und bislang Präsident des Deutschen Skiverbandes
Hörmann, Unternehmer aus Sulzbach und bislang Präsident des Deutschen Skiverbandes (DSV), steht vor einem "Mammutprogramm", wie er selbst sagte. In zwei Monaten beginnen die Olympischen Winterspiele in Sotschi, wo voraussichtlich 169 deutsche Athleten (82 Männer/87 Frauen) um Medaillen kämpfen werden. Doch vor allem die inhaltlichen Herausforderungen sind enorm. Finanzmangel macht dem deutschen Sport schwer zu schaffen, die Diskussionen über ein Anti-Doping-Gesetz sind im vollen Gange.
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich machte Hörmann und dem kompletten DOSB Mut für die künftigen Aufgaben. Der CSU-Politiker setzte sich nach dem krachenden Scheitern der Münchner Bewerbung um die Winterspiele 2022 vehement für einen erneuten Vorstoß ein: "Olympische Spiele in Deutschland - das bleibt das Ziel. Olympische Spiele sind mehr als ein sportliches Großereignis, sie sind auch Gelegenheit für ein Land, sich zu präsentieren."
Bundesinnenminister Friedrich erteilt Absage
Friedrich sorgte aber auch für Ernüchterung. Der intensiven finanziellen Forderung des DOSB nach mehr Geld erteilte er eine klare Absage: "Ich glaube nicht, dass ein Zig-Millionen-Wunschzettel weiterhilft. Wir müssen uns im gesamten Bundeshaushalt fragen, wie wir die Gelder umschichten können. Diese Aufgabe kommt auch auf die Sportverbände zu."