Karin Fischer: Um den Deutschen Preis für Denkmalschutz wird nicht viel Aufhebens gemacht, obwohl er die höchste Auszeichnung Deutschlands auf diesem Gebiet ist. Gestern wurden wieder fünf silberne Halbkugeln vergeben, unter anderem an die Äbtissinnen des Klosters Stift zum heiligen Grabe in Brandenburg, eine Anlage aus Backstein aus dem Jahr 1287, das vor 18 Jahren zum Baudenkmal von nationaler Bedeutung erklärt wurde. Äbtissinnen haben es nach der Wende als Konvent wiederbelebt, mit viel Beharrlichkeit gesichert und erhalten und als neuen Kulturort in Brandenburg etabliert. Margret Schobert, die Geschäftsführerin der Klosteranlage, habe ich zuerst gefragt, in welchem Zustand das Gebäude nach der Wende war.
Margret Schobert: Die Klosteranlage ist deshalb so gut erhalten, weil zu DDR-Zeiten die Diakonissen des Friedenshortes hier Behindertenarbeit geleistet haben, und dadurch sind die Gebäude sowohl außen als innen erhalten geblieben. Gleichwohl waren sie natürlich nach Wendezeiten innen und außen sehr renovierungsbedürftig und sie standen überwiegend leer.
Man kann sagen, kurz nach der Wende waren ein Kreuzgang hergerichtet, die Stiftskirche, die Heilig-Grab-Kapelle war in Ordnung, die Kapitelstube, aber alle anderen Gebäude waren herzurichten. Das Besondere war: Man sollte ja auch immer eine tragfähige Nutzung finden, und das ist uns dann über die 20 Jahre wirklich gelungen.
"Wir möchten den Ort nicht nur vermarkten"
Fischer: Deutschland hat jede Menge bedeutender Denkmalorte. Was ist das Besondere an Ihrem Ort, an diesem Kloster? Wie würden Sie seine Ausstrahlung, seine Bedeutung charakterisieren?
Schobert: Die Bedeutung ist, dass die Atmosphäre hier so etwas Besonderes ist und dass jeder, der im Kloster mitarbeitet, engagiert ist, sich immer sowohl für sich als auch fürs Ganze verantwortlich fühlt und auch verantwortlich ist. Und, dass wir zwar ein kultureller Betrieb sind, aber wir möchten jetzt nicht nur den Ort vermarkten. Es ist auch ein Ort für Frauen, sie können Ruhe finden, sie können auch mal aus einer schwierigen Lebenssituation ein paar Tage hier bei uns sein. Wir haben ein ganz breit gefächertes Angebot.
Fischer: Zurück zum Gebäude selbst und zu seiner architektonischen Anlage. Vielleicht können Sie uns das Kloster selber ein bisschen anschaulich machen.
Schobert: Wir haben eine Abtei mit Kreuzgang. In der Abtei haben wir Museumsräume, dann haben wir Beherbergungsräume, wir haben ein Refugium, wir haben die historische Bibliothek, die Bibliotheken in der Abtei, dann haben wir ja noch eine Heilig-Grab-Kapelle und dann haben wir am Damenplatz die ersten Reihenhäuser aus dem 18. Jahrhundert.
Im Kloster war 1510 ein großer Brand und durch den Brand wurden Räumlichkeiten zerstört und dann fing das an, dass man auch am Damenplatz die ersten Reihenhäuser bauen konnte, und die werden heute wieder zu Wohnungen ausgebaut und wir bauen im Denkmal mit Lehmputz. Es gibt immer restauratorische Voruntersuchungen, wie waren die Farben, wie war die Gestaltung. Da ist auch die Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt und hier mit unserer Architektin sehr gut.
Fischer: Frau Schobert, zum Schluss ganz kurz die Frage. Was bedeutet so ein Denkmalschutzpreis für Sie?
Schobert: Das ist eine dauernde Freude, kann man sagen. Schön einfach.
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