"Und jetzt ist die Siegerin des Deutschen Schulpreises: Die Gebrüder- Grimm-Schule in Hamm!"
Der Jubel war groß bei den Schülerinnen und Schülern der Gebrüder-Grimm-Grundschule aus Hamm in Nordrhein-Westfalen. Fast eine Stunde lang dauerte die Preisverleihung für den Deutschen Schulpreis da schon, 15 nominierte Schulen waren angereist und manche der Kinder hatten es vor Spannung kaum noch auf ihren Stühlen ausgehalten.
Völlig auf den Kopf gestellt
Jedes Jahr vergibt die Robert-Bosch-Stiftung den Deutschen Schulpreis an eine Schule, die sich durch hochengagierte Lehrer und besonders innovative Konzepte ausgezeichnet hat. Er ist der bekannteste, anspruchsvollste und höchstdotierte Preis für gute Schulen im Land. Die Gewinnerschule trägt 100.000 Euro mit nach Hause, die Plätze zwei bis sechs erhalten noch 25.000 Euro – Geld, das in neue Projekte investiert werden kann. Kriterien sind nicht nur gute Leistung, sondern auch "Umgang mit Vielfalt", "Unterrichtsqualität", "Verantwortung", "Schulklima und Schulleben" sowie "Schule als lernende Institution". Im Falle Gebrüder-Grimm lobt Jury-Vorsitzender Michael Schratz vor allem, dass die Schule, die in einem sozialen Brennpunkt liegt, es geschafft habe, sich in sehr kurzer Zeit völlig auf den Kopf zu stellen.
"Denn diese Schule war kurz vor dem Schließen. Und hat dann aufgrund von dieser herausfordernden Lage in dem Sozialraum, in dem sie ist in Hamm, tatsächlich gezeigt, dass diese Schüler plötzlich eine Bildung erfahren können, die sie vorher nie gehabt haben, dass die Schülerleistungen gestiegen sind und die Schüler fröhlich in die Schule gegangen sind, was vorher absolut nicht der Fall war."
Besonderes Merkmal: Lobbriefe
Besonderes Merkmal der Schule: Die Lobbriefe. Einmal pro Monat wird in der Aula vor versammelter Mannschaft ein Kind ausgezeichnet für etwas, was es besonders gut gemacht hat. So wie Toni, der in weniger als einem Jahr Lesen gelernt hat. Das Lokalfernsehen vom WDR war dabei, als er seinen Lobbrief bekam.
"Er ist im letzten Jahr im Juni in die Löwenklasse gekommen. Zu diesem Zeitpunkt konnte er kaum ein Wort Deutsch sprechen oder verstehen. Dass er das geschafft hat, liegt auch daran, dass Toni immer selbstständig geübt hat, um sein Ziel, nämlich das Lesen zu lernen, zu erreichen. Das ist eine wahnsinnig beeindruckende Leistung und Toni kann sehr stolz auf sich sein", heißt es in der Rede.
Anerkennung und Aufbruchstimmung
"Also wir haben uns halt gesagt, wir sind so stolz auf unseren Stadtteil auf unsere Eltern, dass wir das irgendwie wertschätzen wollen. Und es gibt tatsächlich so viele Talente in den Kindern, und das muss einfach auf einer offiziellen Basis irgendwie passieren", erklärt Schulleiter Frank Wagner.
Diese Kultur der Anerkennung der Stärken, die jeder hat, kennen viele Kinder von zu Hause kaum. Und: Die Schule schafft Strukturen, auch das etwas, was daheim oft fehlt, lobt Bildungsexperte Schratz.
"In der Früh beginnt es immer mit einem Morgentanz. Wo man richtig mal in Bewegung kommt und in Aufbruchstimmung, wo man richtig in den Tag hineinkommt und Lernen als etwas ganz anderes erlebt. Die Schule hat sich als Motto gegeben: Wenn das Leben dir Zitronen gibt, dann mach Limonade draus! Probleme wie räumliche Enge und große Klassen löst die Schule durch die geschickte Mischung aus selbständigem Lernen und Unterricht.
Im Lernkaleidoskop können die Schülerinnen und Schüler in eigenen Lernräumen nach selbstgesteckten Zielen und Ansprüchen arbeiten. Mit den Händen, mit dem Kopf oder kreativ. Und auch leistungsstarke Schüler kommen nicht zu kurz: Sie laufen mit einem Speicherstick um den Hals herum, auf dem sie zwischendurch immer zusätzliche Aufgaben bearbeiten können. Und gelingt mal etwas nicht, braucht er oder sie nur in einen der vielen Spiegel zu schauen, die in der Schule hängen. Du bist wundervoll, steht darauf.