"Herzlich willkommen zum Deutschen Schulpreis 2018!"
Vor einigen Hundert Gästen wurde heute der Deutsche Schulpreis verliehen. Bewerbung, Schulbesuche, Fachgespräche - 15 Schulen hatten es in die Endrunde geschafft, aus dem ganzen Bundesgebiet, aus Städten und vom Land. Das Geld stammt von der Robert Bosch Stiftung; dort zuständig ist Dagmar Wolf, die sagt: Wichtigstes Kriterium seien die schulischen Leistungen der Kinder.
Zentrales Kriterium: Umgang mit Vielfalt
"Wir schauen uns die Leistungsergebnisse der Schulen sehr genau an. Wenn die nicht gut sind, können alle anderen Bereiche noch so gut sein, dann ist es keine Schulpreisschule. Es ist der Umgang mit Vielfalt: Wie wird Heterogenität an einer Schule gelebt? Es ist das Schulleben, es ist die Unterrichtsqualität, die ein zentraler Bestandteil ist; es ist der Umgang mit außerschulischen Partnern."
Alle 15 Schulen in der Endrunde bekommen mindestens 5.000 Euro, die fünf Zweitplatzierten bekommen 25.000 Euro und die beste Schule bekommt 100.000 Euro.
"Und die Gewinnerschule ist ... Das Evangelische Schulzentrum Martinschule in Greifswald."
Jubel und Applaus
Die Evangelische Privatschule überzeugte die Jury mit der Art und Weise, wie sie Inklusion lebt, wie Menschen mit unterschiedlichsten Einschränkungen und Fähigkeiten lernen.
Aufhebung des Klassenverbunds
"In 5 bis 8 haben wir keine Klassen mehr, die haben wir aufgehoben."
Benjamin Skladny, Schulleiter der Martinschule, erklärt, wie Kinder mit und ohne Behinderungen, mit und ohne Lernschwäche zusammen lernen.
"Indem die Kinder ihren eigenen Lehrplan haben. Sie kommen morgens zur Schule, überlegen, was ist zu tun, was nehme ich mir vor, was habe ich noch nicht geschafft? Mit wem mache ich das? In welchem Raum? Mit anderen Schülern, mit anderen Lernpartnern, mit anderen Lehrkräften, also Lernbegleitern? Und dann machen die das."
So würden Kinder mit Behinderungen nicht mehr ausgegrenzt:
"Weil es völlig egal ist. Weil auch wir beide, wenn wir uns mal als nichtbehindert bezeichnen würden, unterschiedliche Aufgaben machen würden, und ich wüsste gar nicht: Können sie jetzt mehr als ich oder weniger? Es ist wichtig, was jeder einzelne macht. Und dann präsentiert man das.
Akzeptanz trotz köperlicher Einschränkung
"Tamina geht in die 10. Klasse der Evangelischen Martinschule. Sie sitzt im Rollstuhl, kann auch Kopf und Hände nur eingeschränkt bewegen. Ihr gefällt am Konzept:
"Das wirklich alle mitmachen können, dass man halt inklusiv da in die Klasse reinkommt, in eine normale Klasse; ich kann selber auch Abitur machen, das finde ich sehr schön, dass ich auch trotz meiner Einschränkung körperlich so akzeptiert werde."
Keine Klassen, Schüler suchen sich selber Räume und Lernpartner – es habe lange gedauert, das umzusetzen, sagt Schulleiter Skladny, aber Geld, Internet und Schulbau hätten dabei eine untergeordnete Rolle gespielt.
"Man muss Leute haben, die Lust haben, das mitzumachen. Das ist das Entscheidende. Das Können, das kriegt man gegenseitig hin, unter den Lehrkräften."
Intensive Rückmeldungen als Erfolgsfaktor
"Ich glaube, die Schulgemeinschaft und das gute Team ist das A und O."
Petra Hoppe ist didaktische Leiterin der IGS List in Hannover, die auf einem der zweiten Plätze landete mit ihrem Feedback-Konzept: Jeder Schüler legt schriftliche Lernziele fest, bekommt laufend Rückmeldung, wo er oder sie steht, was noch zu tun ist. Konferenzen seien zugunsten von Team-Sitzungen eines Jahrgangs gekürzt worden.
"Und die bereiten dann gemeinsam Dinge vor, die auch in allen Klassen durchgesetzt werden. Und ich glaube, dass sich dadurch am so am effektivsten Unterricht entwickeln kann und man so auch Schüler und Schülerinnen richtig gut fördert."
"Mehr Freiheit für die Schulen"
Es gebe immer mehr Schulen, die sehr gute Schul-Konzepte umsetzen, sagt Dagmar Wolf vom Deutschen Schulpreis. Natürlich seien Internet und Schulgebäude grundlegend. Aber damit sich ein Schulteam entwickeln kann, sei etwas anderes zentral.
"Ich glaube, man kann vielleicht von staatlicher Seite aus den Schulen noch etwas mehr Freiheit geben. Das wäre etwas, was die Schulen nicht ausnützen würden, sondern positiv für sich verwenden würden.