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Deutscher Schwimm-Verband
„Der Verband liegt momentan am Boden“

Der Rücktritt von Gabi Dörries als Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes kam überraschend. Grund war der Streit um die Erhöhung des Mitgliedsbeitrags. Für Schwimmerin Dorothea Brandt ist das ein herber Rückschlag im Reformprozess: Sie kritisierte im Dlf die "Blockadepolitik" vieler Landesverbände.

Dorothea Brandt Im Gespräch mit Marina Schweizer |
    Dorothea Brandt von SG Essen am 12.04.2015 bei den 127. Deutschen Meisterschaften im Schwimmen in Berlin beim Finale über 50 Meter Freistil der Frauen nach ihrem Sieg.
    Dorothea Brandt (dpa / picture alliance / Oliver Mehlis)
    Sie sei wütend und traurig zugleich über die Vorfälle beim Verbandstag in Bonn, sagte Brandt. Eine Entscheidung über die Erhöhung des Mitgliedsbeitrages werde somit erneut auf die lange Bank geschoben. "Und da muss man sich die Frage stellen: Haben wir die Zeit dafür? Und ich glaube, dass wir die nicht haben." Denn: Mit der Eröhung des Mitgliedsbeitrags wäre die Vorbereitung für die Olympischen Spiele einfacher geworden, meint Brandt. Für die Olympischen Spiele müsse man hart trainieren - wenn der nationale Verband nicht in der Lage sei, dafür die Rahmenbedingungen zu schaffen, hätten die Athleten Nachteile, die bei Wettbewerben spürbar seien. Derzeit liege der Verband am Boden, an frühere Erfolge anzuknüpfen sei so nicht möglich, sagte Brandt.
    Die Schwimmerin und ehemalige Athletensprecherin sagte, einige Landesverbände hätten in Sachen Mitgliedsbeitrag eine "Blockadepolitik" betrieben. Sie zeigte Verständnis dafür, dass man als Stimmberechtigter manchmal in einem Zwiespalt zwischen Landesverband und Dachverband stehe. Allerdings müssten Leistungssport und Breitensport hier Hand in Hand gehen: Der Breitensport brauche den Leistungssport als Gesicht - und der Leistungssport den Breitensport, um Nachwuchs zu gewinnen.
    Dörries: "Keine Basis für weitere Arbeit"
    Gabi Dörries und die für Finanzen zuständige Vize-Präsidentin Andrea Thielenhaus waren am Samstag zurückgetreten – sie reagierten damit auf den Verlauf des Verbandstages in Bonn. Beide hatten sich dafür eingesetzt, die Mitgliederbeiträge zu erhöhen. Die Änderung konnten sie aber nicht durchsetzen, nachdem eine Mehrheit der Delegierten für einen Antrag über eine Verschiebung der Abstimmung über die Pläne gestimmt hatte.
    Dörries erklärte dazu, sie sehe nach den Beschlüssen keine Basis für eine weitere Arbeit in ihrer Position. Sie hatte den Posten vor zwei Jahren von Christa Thiel übernommen. Dörries hatte gemeinsam mit Thielenhaus die Verhandlungen mit dem Deutschen Olympischen Sportbund über Folgen der Leistungssportreform geführt. Es geht darum, wie viele Zuschüsse des DSV in Zukunft erhält.