Klimawandel
Der wirtschaftliche Schaden des trockenen Waldes

Trockenheit, Waldbrände, Borkenkäfer: Dem deutschen Wald schadet der Klimawandel immens – auch ökonomisch. In Deutschland rechnen Waldeigentümer mit zusätzlichen Milliardenkosten. Wie wirtschaftlich ist das Geschäft mit Fichte, Eiche und Co. noch?

    Abgestorbene Fichten stehen und liegen im Nationalpark Harz.
    Seit Jahren setzt der Borkenkäfer den deutschen Fichtenwäldern zu. In einigen Regionen wie dem Harz stehen kaum noch gesunde Bäume. (picture alliance / dpa / Julian Stratenschulte)
    Wald ist Natur, Wald ist gut fürs Klima – und Wald ist auch ein Wirtschaftsfaktor. Schließlich ist ein Drittel der Fläche Deutschlands von Wäldern bedeckt und die Nachfrage nach Holz ist groß. Doch das Geschäft mit dem nachwachsenden Rohstoff ist mit steigenden Kosten verbunden. Nach Schätzungen des Waldeigentümer-Verbandes AGDW, über die zuerst die "Welt am Sonntag" berichtete, beläuft sich der Schaden durch Borkenkäfer und Dürre seit 2018 auf rund 20 Milliarden Euro.
    Inhalt

    Was verursacht die meisten Waldschäden?

    Ob in Russland oder Kanada, auf griechischen Urlaubsinseln oder wie zuletzt auf Hawaii: Waldbrände haben in diesem Jahr riesige Flächen zerstört. Dagegen ist es in Deutschland 2023 bislang noch zu verhältnismäßig wenigen Waldbränden gekommen. Unter anderem brannte in Brandenburg im Juni ein Waldstück in einem munitionsbelasteten Gelände bei Jüterbog. Das Bundesland hat laut dem Landesbetrieb Forst Brandenburg die höchste Waldbrandgefährdung in Deutschland. Ein Drittel aller Waldbrände ereigneten sich hier.

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    Die größten Schäden gab es in diesem und in den letzten Jahren aber nicht durch Feuer, sondern durch Trockenheit. Besonders schlimm waren ihre Auswirkungen 2018 und 2019. Das größte Problem war dabei der Borkenkäfer, der vor allem so wüten kann, weil Wälder durch die Trockenheit geschwächt sind. Sturmschäden belasten die Wälder zusätzlich.

    Wie geht es dem Wald derzeit?

    Das Jahr 2022 war laut der Waldzustandserhebung 2022 zu trocken und zu warm. Die Bäume in den deutschen Wäldern würden stark unter den Folgen der Klimakrise leiden, vier von fünf Bäumen seien krank, heißt es in der Erhebung. Vor zehn Jahren waren noch doppelt so viele Bäume gesund.

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    Im Jahr 2023 hat es bisher zwar viel geregnet, allerdings war der Winter mild und hat dem Borkenkäfer nur wenig geschadet. Wenn die Trockenheit erneut einsetzt, kann er wieder Schaden anrichten. Besonders oft trifft es die in Deutschland am meisten verbreiteten Fichtenwälder, beispielsweise im Harz und im Sauerland.
    Die Nadelbäume dort sind anfälliger als Laubbäume und werden zudem oft in Monokulturen gezüchtet, was kurzfristig Profit erwirtschaften lässt, die Wälder aber wenig widerstandsfähig macht und sich daneben auch negativ auf die deutsche CO2-Bilanz auswirkt. Denn geschwächte Wälder speichern weniger CO2 als gesunde.

    Wie wirkt sich der schlechte Waldzustand auf die Holzpreise aus?

    Mehr als die Hälfte des Holzes, das die Förster im vergangenen Jahr aus dem Wald herausgeholt haben, war vom Borkenkäfer zerfressen. Dieses Schadholz kann nur noch bedingt wirtschaftlich genutzt werden, beispielsweise für Pellets oder Späne. Dadurch hat das Käferholz nur ein Drittel des Wertes von gesundem Holz.
    Das wirkt sich auch auf die Holzpreise aus. Diese sind seit vergangenem Herbst insgesamt deutlich gefallen und liegen im mittleren Bereich - auch weil derzeit weniger gebaut und geheizt wird. Doch es wird erwartet, dass die Preise im Herbst wieder stark steigen, da die Bürger wegen der Energiekrise wieder mehr Brennholz kaufen.

    Ist der Wald noch ein gutes Geschäft?

    Auf lange Sicht schon. Auch weil Holz verstärkt beim Bauen eingesetzt werden soll. Zunächst jedoch haben Waldbesitzer sehr hohe Verluste durch Dürre und Borkenkäfer. Dazu kommen Kosten durch den klimagerechten Umbau der Wälder: 900 Millionen Euro will der Bund bis 2026 dafür bereitstellen. Zu wenig, meinen die Waldbesitzer. Ihr Verband AGDW geht davon aus, dass insgesamt ein Viertel der Waldfläche neu aufgeforstet werden muss, und rechnet mit Kosten von bis zu 45 Milliarden Euro über 30 Jahre.
    Sandra Pfister, ikl