Nahost
Deutsches Rotes Kreuz: Sorge vor drastischen Kürzungen bei der humanitären Hilfe

Hilfsorganisationen blicken mit Sorge auf den Haushaltsentwurf der Bundesregierung für das kommende Jahr. Wegen der noch klaffenden Lücke im Budget von gut 12 Milliarden Euro befürchten sie deutliche Einschnitte im Bereich der humanitären Hilfe.

    Menschen laufen einer Straße, im Hintergrund sind zerstörte Gebäude zu sehen
    Nahostkonflikt, Gaza: Eindrücke aus Khan Younis. (IMAGO / APAimages / IMAGO / Naaman Omar)
    Der Leiter des Bereichs "Internationale Zusammenarbeit" beim Deutschen Roten Kreuz, Christof Johnen, hält Kürzungen von mehr als 50 Prozent für wahrscheinlich. Er sagte im Deutschlandfunk, damit würde man auf einen Stand zurückfallen, der in etwa dem von 2015 entspreche. Der Unterschied zu damals sei allerdings, dass sich die Krisen weltweit verschärft hätten. Johnen verwies dabei neben dem Gaza-Krieg auf die Kriege in der Ukraine, im Sudan und Jemen.

    Johnen: Katastrophenvorsorge gefährdet

    Die Kürzungen könnten seiner Meinung nach vor allem negative Auswirkungen auf die Katastrophenvorsorge haben, also den Bereich der vorausschauenden humanitären Hilfe. Diese sei dafür gedacht, im Falle von Krisen besser reagieren zu können. Johnen sieht darin eine der effektivsten und effizientesten Maßnahmen überhaupt. Wenn weniger Geld zur Verfügung stehe, könne man nur noch reaktiv handeln.

    Notversorgung in Gaza auf der Kippe

    Johnen bemängelte, dass etwa im Gazastreifen seit Monaten nur das Nötigste an humanitärer Hilfe bei den Menschen ankomme. Selbst das sei aber schwer, aufrecht zu erhalten. Das Hauptproblem sei im Gaza-Streifen aber im Gegensatz zu anderen Krisen nicht die fehlende Finanzierung, sagte der DRK-Experte, sondern dass die Hilfe wegen der Kampfhandlungen nicht sicher verteilt werden könne.
    Eine von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Kinderhilfswerk Unicef geforderte Impfkampagne gegen das Polio-Virus hält Johnson für möglich. Dafür müsse es aber Sicherheit für Impfhelfende geben. Die WHO und Unicef fordern von Israel und der Terrororganisation Hamas deshalb eine Feuerpause.

    So viele getötete Hilfskräfte wie noch nie

    Die Hilfsorganisation Care hatte diesen Freitag Zahlen zu getöteten Hilfskräften veröffentlicht. Demnach sind im vergangenen Jahr weltweit 280 humanitäre Hilfskräfte getötet worden, so viele wie noch nie. Laut Care setzt sich diese Entwicklung fort: In diesem Jahr seien bereits 176 Hilfskräfte getötet worden - die meisten davon im Westjordanland und im Gazastreifen. Die palästinensischen Gebiete sind damit der gefährlichste Einsatzort für sie. Care fordert von Staaten, Hilfsorganisationen besser zu schützen.
    Diese Nachricht wurde am 17.08.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.